Zum Anlass passte das spätsommerliche Wetter: Die kleinen Hausbewohner, die Betreuerinnen, die Honoratioren sind alle in Feierlaune bei der Eröffnung. Der Bürgermeister (Mitte) wird eingerahmt von der Leiterin Michaela Becker und Pfarrer Rapp. Links im Hintergrund mit Sonnenbrille Architekt Achim Füllemann mit Kollegin Claudia Frank. Alle Fotos: Gerd Kloos
Zum bestens ausgestatteten Spielplatz kommen die Kinder auch über eine Stahlrutsche.
Zurück auf sicherem Boden: Leiterin Michaela Becker probiert mit Bürgermeister und Pfarrern die Stahlrutsche in den Garten.
Alles hat seine Ordnung; die Kinder haben sogar ihre eigenen Taschen am Haken.
Fast ein kleiner Abenteuer-Spielplatz legt sich um das Kinderhaus. Im Hintergrund der Bauwagen für die Waldgruppe.
Dass Kinder im fetten SUV zum Kindergarten chauffiert werden, ist ein unausrottbares Vorurteil: Der Fahrradparkplatz war pickepacke voll

Neues Kinderhaus – ein architektonisches Juwel in Herrsching

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Kinder lachen, Eltern strahlen, Herrsching leuchtet: Das neue Kinderhaus Kunterbunt am Fendlbach wird bei Kaiserwetter mit Kuchen, Kirchensegen und vielen Komplimenten eingeweiht. Die Gemeinde übergab dem Trägerverein Kunterbunt ein 7,4 Millionen teures Domizil, das in seiner Holzbauweise (siehe auch Interview unten) zu einem architektonischen Juwel wurde. Das Haus bietet 28 Krippenkindern von einem bis 3 Jahren, 80 Kindergartenkindern von 3 bis 6 Jahren und 21 Hortkindern aus der Grundschule ein behagliches, gesundes Ambiente.

Ein besonderer Tag war die feierliche Eröffnung auch für Michaela Becker vom Trägerverein, die eine unglaubliche Geschichte in den Mittelpunkt ihrer Rede stellte: Die Elterninitiative Kunterbunt gibt es schon seit 55 Jahren, mit dem neuen Kinderhaus ist der private Kindergarten sozusagen in den sicheren Hafen eingelaufen – dank der politischen Gemeinde, deren Kämmerin Miryam Goodwin tief in die Tasche gegriffen hat. Ursprünglich hatte der Gemeinderat 9 Millionen Euro bewilligt, dass die Gesamtkosten dann doch nur 7,4 Millionen verschlungen haben, wird im Rathaus als Glücksfall gefeiert.

Damit nicht nur das Glück, sondern auch Gottes Segen auf dem Haus liegt, haben der katholische Pfarrer Simon Rapp und der evangelische Pfarrer Ulrich Haberl Segensworte gesprochen. Haberl erinnerte in seiner Ansprache an die Bibelstelle, in der Jesus entgegen der Anweisung der Honoratioren die Kinder ausdrücklich zu sich befahl („lasst die Kinder zu mir kommen”). Kinder rangieren im kirchlichen Ranking tatsächlich ganz weit oben.

Auf 865 Quadratmetern hat Architekt Achim Füllemann mit seiner Kollegin Claudia Frank ein kompliziertes Projekt für Kinder von einem bis 10 Jahren bewältigt: Der Eingangsbereich mit seiner mächtigen Holztreppe wirkt fast wie ein Kirchenschiff, er ist als Spielfläche und Veranstaltungsraum ausgelegt. Im Erdgeschoss befinden sich eine Küche, ein Mehrzweckraum mit Turngeräten, ein Werkraum, ein Elternbesprechungsraum und das Büro, eine Küche und ein Aufzug. Vom Balkon, der nach Südwesten zur Rieder Straße ausgerichtet ist, führt eine Treppe zum Spielplatz. Wenn’s schneller gehen soll, können Kinder und Personal über eine Rutsche „evakuiert” werden.

Auf der Dachfläche wurden eine PV-Anlage und eine Wärmepumpe installiert. Die Wärmepumpe versorgt auch einen Pufferspeicher. Nach Berechnungen der Fachleute könnten PV-Anlage und Wärmepumpe einen autarken Betrieb ermöglichen.

Der Wasserschaden, der kurz vor der Fertigstellung das Haus flutete, soll einen Schaden von rund 400 000 Euro verursacht haben. Der Schaden wurde von der Versicherung übernommen.

Nicht ganz billig war auch der Spielplatz. Für die Krippenkinder ist ein eigener Bereich im Osten geschaffen worden, die Kindergarten- und Hortkinder haben ihr Freiluftparadies im Südwesten und Norden. Welche Anforderungen technischer und juristischer Art an moderne Spielplätze gestellt werden, füllt Aktenordner. Ein kleines, amüsantes Beispiel: Die Rutsche vom Balkon ist aus Edelstahl gestaltet und deshalb hoch wärmereaktiv. Damit die Kinder im Sommer beim Rutschen ihren Popo nicht verbrennen, musste die Stahlröhre beschattet werden. Die Honoratioren wie Bürgermeister und Pfarrer, die zum Gaudium der Eltern die Röhre getestet haben, kamen unfallfrei im Sandkasten an.

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