Vor 50 Jahren wurde Deutschland Fußballweltmeister. Abseits des Rampenlichts aber passierte etwas, was für ein kleines Dorf am Ammersee noch wichtiger war: Ein paar Männer um Bernd Jahnke gründeten einen Sportverein. Nach einem halben Menschenleben sind die Beine der Gründungsmitglieder nicht mehr so schnell, aber die Beine, auf denen der Verein steht, sind so kräftig wie nie zuvor: 500 Mitglieder bekennen sich zu den Sportfreunden Breitbrunn, die erste Mannschaft spielt in der Kreisklasse, mehrere Sparten bieten Freizeitsport der Sonderklasse, das Sportgelände am Ortsausgang gilt als Musteranlage. Bei der Jubiläumsfeier am Samstag gratulierten auch Landrat und Bürgermeister. Vereinschef Bernd Jahnke gab der Freude über das halbe Jahrhundert Vereinsgeschichte freien Lauf, kritisierte aber auch in deutlichen Worten die mangelnde Wertschätzung des Ehrenamtes. An den Bürgermeister hatte er noch einen besonderen Wunsch: Dass der Radweg und die Querungshilfe auf der gefährlichen Staatsstraße endlich gebaut wird.
Die Breitbrunner Jungkicker mussten Anfang der Siebziger ihre Leidenschaft in der „Fremde“ ausleben: Zuerst in Inning, dann in der Diaspora in Herrsching, bevor ihnen die Familien Greimel und Breitenberger hinterm Perger eine Heimat gaben. Aus dem begrünten Acker wurde im Lauf der Jahre eine Sportanlage, die den klammheimlichen Neid mancher Dorfvereine weckte: Zwei Fußballfelder, 3 Beachvolleyball-Courts, ein Vereinsheim in einem 1800-Einwohner-Dorf, das ist wahrlich ein Grund für eine geschwellte Brust. Die Allianzarena ist, den Größenunterschied von München und Breitbrunn berücksichtigt, auch keine größere Leistung. Der Rasen des Hauptplatzes wird wöchentlich 3 Mal gemäht und kann mit jedem Golf-Fairway mithalten. Jahnke vergaß in seiner Rede den Beitrag der Gemeinde Herrsching nicht, „die immer ein offenes Ohr für ihre Sportfreunde hat“. Dass Breitbrunn mit seiner sportbegeisterten Bevölkerung ein guter Nährboden für einen erfolgreichen Verein ist, das zeigt sich in den Sparten: Neben einer erfolgreichen ersten Fußballmannschaft gibt es eine Volleyballabteilung, im Bürgersaal tanzen Rhythmus-begeisterte Paare, die Laufabteilung ist bei den Landkreisläufen sehr auffällig vertreten, Fitness-Bewusste und sogar die Stockschützen haben ihr Dach im Verein gefunden.
So war denn auch Bernd Jahnke voll des Lobes über seinen Vorstand, der es jetzt sogar geschafft hat, eine Fluglichtanlage auf den Nebenplatz zu organisieren (kommt im Herbst).
Aber die Vereinswelt hat nicht nur rosige Perspektiven: 70 Prozent aller Ehrenamtlicher sind in Deutschland über 50 Jahre alt. Und die Wertschätzung des Ehrenamtes in der Politik sei durchaus verbesserungswürdig. Mit der Ehrenamtskarte könne man zwar kostenlos mit den Dampfern fahren, aber den einen Euro Rabatt in Lokalen hält er denn doch für leicht ehrenrührig. Jahnke hatte in verschiedenen Interviews – auch bei herrsching.online – darüber geklagt, dass „wir keine Jugendlichen mehr zusammen bringen. „Welche Familie kann sich noch ein Leben am See leisten, die ziehen doch alle weg, weil das Leben in Herrsching und Breitbrunn zu teuer geworden ist.” Fehlen aber die Familien mit Kindern, dann fehlt auch der Nachwuchs.
Dass man den Jugendlichen, die mit Begeisterung zum Sport kommen, wenigstens den Weg zum Sportplatz sicherer macht, war denn auch die abschließende große Bitte an die Gemeinde. Jahnke bat den Bürgermeister, zeitnah den Radweg vom Landgut Schernthaner zum Sportplatz und die sichere Querungshilfe am Winkelweg zu realisieren.
Aber nicht nur unsichere Radwege zum Sportplatz sind Gift für die gesunde Entwicklung der Jugendabteilung, „auch gegen die Konkurrenz der Spielkonsolen müssen die Sportvereine kämpfen“, sagte Landrat Stefan Frey in seiner Grußbotschaft. Bürgermeister Schiller wies in seiner Rede darauf hin, dass die Gemeinde Vereine mit 60 Euro pro Mitglied fördere – neben einem Sockelbetrag. Tatsächlich hat der Gemeinderat bei seinen Haushaltsberatungen die Zuschüsse an die Vereine weitgehend vor Streichungen bewahrt.
Familienchallenge mit den 4 Vereinssportarten
Es wurden aber nicht nur Reden gehalten, Ehrennadeln angesteckt und Geschenkkörbe verteilt, am Samstag wurde auch viel geschwitzt: So hatten Anja Hantke, die neue Abteilungsleiterin Fitness, Maren Schandel und Reimar Hantke eine Familien-Challenge organisiert, bei der an 4 Stationen vier Sportarten des Vereins dargestellt wurden: Torwandschießen, Beach-Volleyball , Stockschießen, und Dosenwerfen, das die Fitness prüfte. Außerdem hatte die Laufgruppe einen „Jubi-Trail“ als Orientierungslauf im Wald mit Stempelstationen vorbereitet. 30 Zweier-Teams haben mitgemacht – altersmäßig bunt gemischt von 6 bis 76. Ein Viertel der Teams hat den Parcour, eingehüllt in eine Autanwolke, erfolgreich absolviert.
Pünktlich zum Start des Bambinilaufs kam ein heftiges Gewitter auf und ertränkte ihn in einem Starkregen. Weil es aber so viele Rückfragen gab, hat der Verein auf dem Fest spontan angekündigt, dass der Lauf als Vorprogramm zur Ammersee-Umrundung der SFB-Läufer im Herbst nachgeholt wird.
Obwohl der Starkregen das Familenevent weggeschwemmt hatte, kamen alle Teilnehmer in den Lostopf, in dem Gutscheine, einlösbar in Pergers Hofladen, im iPho und der Schokosphäre, auf dankbare Gewinner warteten. Auch Organisatorin Anja Hantke ging nicht leer aus – Vereinschef Bernd Jahnke überreichte ihr einen großen Blumenstrauß.