Dieser Haufen ist eigentlich eine Sondermüll-Deponie: Wolfgang Darchinger führt einen zähen Kampf gegen achtlos weggeworfene Zigarettenkippen. Auch die Kreisvorsitzende der Grünen, Verena Machnik solidarisiert sich mit Darchingers Feldzug gegen die kleinen, gelben Giftdepots. Foto: Gerd Kloos

Eklig, gelb und giftig: Warum sich Darchinger den Kampf gegen Kippen zur Lebensaufgabe macht

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Er kann’s nicht lassen, da gleicht er einem Kettenraucher: „Es regt mich auf, und ich kann doch nichts machen“, sagt der Herrschinger Schreinermeister Wolfgang Darchinger. Dabei macht er viel, sehr viel sogar im Kampf gegen die Umweltseuche Zigarettenkippen. Täglich werden in Deutschland ungefähr 175 Millionen Zigaretten geraucht, und Millionen Filterreste landen auf der Straße, auf Wegen und im Wasser. Darchinger, hauptamtlich an der Hobelmaschine, in seiner Freizeit grüner Gemeinderat, konfrontiert Prominente aus der Politik mit dem Problem des Celluloseacetats – aus diesem Kunststoff nämlich bestehen die gelben Giftdepots. „Jedes dritte Plastikteil im Meer ist eine Zigarettenkippe“, sagt Darchinger, als Segler hat mich das sehr aufgebracht.“ Nichts tun sei keine Option für ihn.

Und so sammelt der Herrschinger überall Kippen ein und macht daraus fast künstlerisch anmutende kleine „Denk-Mäler“. Dem ehemaligen grünen Fraktionsvorsitzenden Ludwig Hartmann hat er nach einem Vortrag ein Gläschen voller ausgelutschter Zigarettenfilter geschenkt. Aber auch andere Gäste wie die Landtagsabgeordnete Katharina Schulze mussten dran glauben, und selbst im Gemeinderat erinnerte er an die öffentlich sichtbare, aber kaum beachtete Umweltverschmutzung.

Tatsächlich sind die Stummel – stumme Zeugen einer gefährlichen Sucht – kleine Giftkollektoren. Die Filter enthalten Arsen, Blei und Chrom. Das ist eine gute Nachricht für alle Raucherlungen, denn was in den Stummeln steckt, geriet nicht in Atemwege der Paffer. Dafür gelangen die Gifte in Böden und ins Wasser und schaden vielen Tieren.

Deshalb hat Darchinger schon eine Petition gestartet, „aber leider viel zu wenig Unterschriften bekommen“. Immerhin hat er seltene Erfolgserlebnisse. Das Umweltministerium teilte mit, dass eine entsprechende Verordnung „evaluiert“ werden soll – ein Bürokratenbegriff, der nichts und alles sagt. Da Raucher schwer erziehbar sind, zielt Darchinger auf die Industrie, „die diese Dinger herstellt ohne schlechtes Gewissen“. Diese „Dinger“ haben die Eigenschaft, dass sie sehr langsam verrotten, die Giftdepots bleiben über viele Jahre im Boden oder im Wasser.

Sein neuester Kampf gegen Kippen sind Fotos, die er vor Bergen von Zigarettenstummeln zusammen mit Prominenten und Bekannten macht. Das soll der Zigarettenindustrie sagen: Ein Darchinger ist aus Hartholz geschnitzt, der gibt nicht so schnell auf. Und wenn es keine Kippen mehr geben sollte, weil alle Raucher besser erzogen wurden oder verschieden sind, steht das nächste Problem an – die Einweg-E-Zigarette. Aber da scheint die Politik früher aufzuwachen.

4 Comments

  1. Durch Wolfgang Darchingers Initiative ist mir bewusst geworden, wieviel Gift in den Stummeln steckt.
    Danke für das konsequente Engagement und die ungewöhnlichen Aktionen, um darauf aufmerksam zu machen.

  2. Eine sehr gute Idee, dass Herr Darchinger beim Hersteller und nicht beim Verbraucher ansetzt. Auch die Verpackungsinduszrie verursacht Schäden für die Umwelt. Weiter so…

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