Wie heizen wir künftig? fragte die SPD-Abgeordnete Carmen Wegge im Seehof. Auf dem Podium waren alle Parteien vertreten – nur die Grünen waren nicht eingeladen. Foto: Gerd Kloos

Verheizt

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„Wie wollen wir wohnen und heizen?” fragte die Herrschinger SPD den Landrat Stefan Frey, den Gemeinderat Thomas Bader und Barbara von der Ropp von der Energiegenossenschaft Fünfseenland. Nach der Diskussion wissen wir – nicht viel mehr. Landrat Frey meinte ernüchternd, dass die Menschen Veränderungen scheuten und gab in einem Seitenhieb der Politik eins mit: „Politiker setzen langfristige Ziele, wohl wissend, dass sie nicht mehr im Amt sind, wenn die Frist um ist.”

Die Chefin der Energiegenossenschaft, Barbara von der Ropp (links), Gemeinderat Thomas Bader, Moderator Hans-Hermann Weinen, der Abgeordnete Martin Diedenhofen und Landrat Stefan Frey diskutierten über Wärmepumpen und kommunale Wärmeplanung.

Energieberater Bader stellte neben der Wärmepumpe mehrere andere Optionen vor, die Genossenschaftschefin warb für CO2-sparsame Heizungen, weil die „Spaß” machten, und Bader versprach, dass man sich mit PV-Anlage und Wärmepumpe ohne schlechtes Gewissen 5 Minuten länger duschen könne. Einwurf Landrat Frey: „Denken Sie an den Wasserverbrauch.” Organisiert hatte die Veranstaltung die SPD-Bundestagsabgeordnete Carmen Wegge , moderiert wurde die Diskussion von SPD-Gemeinderat Hans-Hermann Weinen.

Thomas Bader, CSU-Gemeinderat und hauptberuflich Energieberater bei einer Heizungsfirma, war bei der Podiumsdiskussion im Seehof der einzige Fachmann, der die Wünsche und Sorgen der Hausbesitzer aus Tausenden von Telefonaten kennt. „Als die Ampel das neue Heizungsgesetz diskutierte, kam ich mir vor wie im Callcenter. Wir haben in dieser Zeit so viele neue Gas- und Ölheizungen eingebaut wie nie zuvor”, berichtete er. Der SPD-Bundestagsabgeordnete Martin Diedenhofen, Mitglied im Ausschuss für Wohnen, Stadtentwicklung, Bauwesen und Kommunen, hieb in die gleiche Kerbe. „Die Behandlung des neuen Heizungsgesetzes wird nicht in die Lehrbücher gelungener politischer Prozesse eingehen”, meinte der SPD-Mann. Diedenhofen, der die Heizungsnovelle mit verhandelt hatte, distanzierte sich damit – ohne Namen zu nennen – vom grünen Wirtschaftsminister. Die Grünen konnten sich nicht wehren – sie saßen nicht auf dem Podium.

Bader betonte, dass die Wärmepumpe sinnvoll sei und bei Neubauten ohne Alternative, fügte aber mit Blick auf unerfahrene Handwerksbetriebe an, dass nach 8 Jahren eine Pumpe schlapp machen könne, wenn sie falsch eingebaut sei. Nach einem Einwurf eines Besuchers, der Probleme mit der Genehmigung seiner Erdwärmepumpe hat, fügte Bader an, dass die Energie aus der Tiefe effektiver sei, aber einen so langen Amortisierungszeitraum habe, dass sie sich für Privatbesitzer oft nicht lohne. Landrat Frey wies darauf hin, dass eine Bohrung von den Behörden genehmigt werden muss.

Ein für Laien kaum überblickbarer Themenberg ist die Kommunale Wärmeplanung, die jede Gemeinde 2028 fertiggestellt haben muss. Gemeinderat Bader ist für Herrsching pessimistisch, weil die Gemeinde keine zentrale Energiequelle habe – Geothermie könne sich Herrsching ohne Investor nicht leisten.

Tutzing arbeitet zur Zeit intensiv an einem Seewärme-Konzept: Der Starnberger See soll dabei für die Wärmegewinnung angezapft werden. Wie man aus eingeweihten Kreisen hört, habe die Herrschinger Gemeindeverwaltung Bedenken gegen die Wärmespende aus dem Ammersee, weil das rückgeführte Wasser wieder in 30 Metern Tiefe eingeleitet werden müsse. Ob die relativ seichte Herrschinger Bucht dafür geeignet sei, ist fraglich.

Einer Wärmequelle, die in Einfamilienhäusern immer mehr in Mode kommt, kann Energieberater Bader nichts abgewinnen: den mit Holz befeuerten Kaminöfen. „Im Winter stinkt’s auf den Straßen überall nach Holz und Rauch.”

Die neue Chefin der Energiegenossenschaft, Barbara von der Ropp, versuchte der Diskussion eine positive Wendung zu geben. Der Bürger solle nicht immer auf die Politik warten. Es mache Spaß, wenn man mit einer Photovoltaikanlage auf dem Dach sehr kostengünstig die neue Wärmepumpe antreibe.

Die neue Technik jedenfalls ist für Bader und von der Ropp „cool”, Frieren dagegen nicht.

1 Comment

  1. Schade, dass die Veranstaltung offenbar wenig Hilfe für die anwesenden Bürgerinnnen und Bürger beim wichtigen Thema “wie wollen wir in Zukunft heizen” gab. Dabei gibt es in Herrsching gute, firmenunabhängige Angebote für Rat und Tat – auch nachdem sich die Energiegenossenschaft Fünfseenland aus Herrsching verabschiedet hat. Es gibt weiterhin den Verein Energiewende mit der Ortsgruppe Herrsching im Energiewendezentrum in Herrsching und seinen Aktiven vor Ort. Und es gibt die Verbraucherzentrale mit seiner Sprechstunde. Näheres gerne unter 0151 550 550 14.

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