War’s das wert? Sogar Landrat Stefan Frey, sonst eher auf der nüchtern-intellektuellen Seite, ermunterte den Showmaster (und an den restlichen 364 Tagen im Jahr Bürgermeister von Herrsching), Christian Schiller, den Rotstift nicht beim Jahresempfang anzusetzen. Schließlich ist diese Vollversammlung der Prominenz und der unvermeidlichen „Adabeis“ für Herrsching, was der Opernball für Wien bedeutet. Wer nicht eingeladen ist, sollte sich Gedanken machen oder an sich arbeiten. In der „Schiller-Show“ (Landrat Frey) hatten in diesem Jahr ihren großen Auftritt:
• Pokalfinalisten von den WWK-Volleys auf und schenkten die Medaille samt Erinnerungsfoto der Gemeinde. Als Gegenleistung erlaubte ihnen die Leiterin der Finanzschule, Dr. Tanja Firgau, künftig auch in der landeseigenen Sporthalle zu trainieren.
• Die international renommierte Geigerin Arabella Steinbacher, die mit 3 Stücken das Publikum verzauberte
• Die Handballerinnen des TSV, die in die Bayernliga aufgestiegen sind und mit der zweiten Mannschaft künftig in der Landesliga spielen
• Teresa und Wigald Boning, die aus dem Leben eines Promipaares plauderten und sogar musizierten
• Felix Schiller, der im Triathlon von Roth in einer Zeit unter 9 Stunden ins Ziel kam
• die Segler Stefan Durach (Bronzemedaille im Tempest), Benedikt Nagel (Jugendweltmeister im FD) und Johanna Beichl (Frauenweltmeisterin im FD). Die drei starten für den Herrschinger Segelclub.
• Marc Lohrmann, der Deutscher Tennis-Meister in der Klasse Herren 40 wurde
• die Fußballer der Sportfreunde Breitbrunn, die nach 19 Jahren den Aufstieg in die Kreisklasse schafften
• die jungen Karate-Kämpfer Lukas von Essen, Caspar von Essen und Luisa Brötz, die bei den Kara Games erfolgreich waren.
Gibt’s aber auch Kultur in Herrsching, die preisverdächtig ist? Wenn man Mona-Lisa Schwarzmaiers Bühnenshow als kulturelles Ereignis betrachtet, sehr wohl. Die DSDS-Teilnehmerin und Kinderpflegerin im Gemeindekindergaren brachte den ganzen Saal in einen gemeinsamen Takt.
Als Referenz an den Zeitgeist, der sich gerade wieder in die konservative Ecke flüchtet, darf man die Freude des Bürgermeisters werten, dass er auf Söders Geheiß beim Jahresempfang nicht mehr gendern muss. Der Abend war aber auch ohne sprachliche Differenzierung glänzend choreografiert und im Dialog von Filmen, Bildern und Live-Interview im Wortsinn – schillernd.
Ich durfte vor Jahren, als Vertreterin des Gartenbauvereines Breitbrunn, auch schon die anspruchsvollen und kulturell ambitionierten Jahresempfaenge der Gemeinde Herrsching besuchen. Jede Eventagentur koennte diese Veranstaltung ins Programm aufnehmen und ein beachtliches Eintrittsgeld verlangen. Schade, dass es eine geschlossene Gesellschaft ist und nur wenige Bürger Zugang haben.
Angesichts der katastrophalen Kassenlage wäre es zwingend notwendig, den Rotstift bei der „Schiller-Show“ anzusetzen. Die Empfehlungen von Landrat Frey, Gast und selbst für einen Fast-Pleite-Landkreis verantwortlich, waren beim besten Willen völlig fehl am Platz.
Da gebe ich Ihnen vollkommen Recht, dass der „Rotstift“ hier angebracht gewesen wäre. Aber vielleicht hat Herr Schiller bei der „Schiller-Show“ vorrausschauend gehandelt und mit dem Jahresempfang zahlungskräftige Bürger gewinnen können, die die geschätzten Kosten in Höhe von ca. 500.000.-€ für die Erneuerungen der kommunalen Stege mittels Spendenaufruf erforderlich sind? 😂🤣😂
Über Herrn Frey und seinen „Fast-Pleite-Landkreis“ sage ich lieber nichts. Dieser wird mit Hilfe des Kreistags die weiter steigendenden Kosten, vor allem bedingt durch den Neubau des Herrschinger Monstergymnasiums, über die Kreisumlage bei den Gemeinden einfordern. Und die Gemeinden inkl. Herrn Schiller werden dann die Hebesätze der Grund- und Gewerbesteuer anheben. Somit zahlen alle Landkreisbürger das mangelhafte Finanzmissmanagement des Landkreises und auch fehlenden Einsparungen mittels „Rotstift“ in Herrsching.
Andere Kommunen (z.B. Maisach) haben derartige Jahresempfänge aus Kostengründen eingestellt. Die Ehrung verdienter Sportler, Gemeindebürger, etc. erfolgt dort im Rahmen der jährlichen Bürgerversammlung. Dies hat zur Folge, dass die Bürgerversammlungen deutlich besser besucht werden als in den Vorjahren.