Über 100 Bürgerinnen und Bürger Herrschings besuchten die Bürgerversammlung in der Martinshalle, darunter waren 7 von 24 Gemeinderäten. Das Bild entstand während der Bürgeranfragen – da hatte sich die Zahl der Besucher bereits gelichtet.

Die Sache mit der „Repräsentativen Demokratie“

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Einen relativ entspannten Abend erlebte Bürgermeister Christian Schiller bei der Bürgerversammlung am Donnerstagabend: Die Fragen der Herrschingerinnnen und Herrschinger blieben im bürgerlich-gesitteten Rahmen, es knisterte nur bei 2 Fragen zum Baumschutz und zu den Kosten des Jahresempfangs der Gemeinde. herrsching.online stellt die Fragen und die Antworten des Bürgermeisters vor:

Parkplätze: Eine Bürgerin beschwerte sich über SUV-Fahrzeuge, die sich in den Parkplätzen so breit machen, dass man mit seinem kleinen Auto kaum noch Platz finde. Ob sich der Bürgermeister darum kümmern könne? Tut er, kann aber ernstlich nicht viel ausrichten, weil er weder die breitschultrigen Wuchtbrummen kleiner machen noch die Normgröße von Parkbuchten erweitern kann.

Kurzzeitpflege: Bürgerin Knülle fragte – gefühlt schon ein Dutzend Mal – an, ob in Herrsching endlich mal eine Kurzpflege-Einrichtung in Sicht sei. Der Bürgermeister verwies auf die nicht gelöste Grundstücksfrage: Einen Träger würde man schon finden, aber ein Grundstück für 16 Kurzzeit-Pflegeplätze sei noch nicht gefunden. Und ein Gebäude, das sich dafür eignen würde, sei auch nicht vorhanden.

Asylhelferkreis: Alexandra Bauer wollte wissen, wann sich der Gemeinderat denn mit dem Status des Asylhelferkreises in Herrsching beschäftige. „Seit über 8 Jahren leistet der Helferkreis eine enorme Arbeit für die Asylbewerber“ – und damit auch für die Gesellschaft. Der Gemeinderat habe in nichtöffentlicher Sitzung den Status des Helferkreises aberkannt. „Wann steht dieses Thema wieder auf der Tagesordnung des Gemeinderates?“ Der Bürgermeister verwies auf die zuständige Stelle in der Verwaltung, die krankheitsbedingt nicht arbeitsfähig sei. Man müsse nun einen Namen für die Arbeitskreise finden. Bauer hakte noch einmal ein und verwies darauf, dass man die Zusammenarbeit mit dem Rathaus wieder intensivieren wolle. „Dass es so gut läuft, liegt nur am Helferkreis.“

Gymnasium: Ein Bürger wollte wissen, wie’s denn mit dem Bau des Gymnasiums laufe, und was mit den gestapelten und verhüllten Baumaterialien auf sich habe. Der Bürgermeister bestätigte noch einmal den Schulbeginn im September 2025 und berichtete, dass die eingepackten Stapel Buchenholz-Baumaterialien seien, die für das zweite und dritte Geschoss verbaut würden.

Öffentlicher Nahverkehr als Arbeitnehmer-Transportmittel: Alexandra Bauer vom Helferkreis Asyl beklagte, dass Geflüchtete, die einen Job haben, wegen fehlender ÖPNV-Verbindungen nicht zur Arbeitsstelle kommen. Weil passende Busverbindungen, zum Beispiel nach Wartaweil, fehlen, bräuchten sie eigentlich ein Auto für den Arbeitsweg. Aber Auto und Führerschein seien für viele nicht erschwinglich. Der Bürgermeister wies darauf hin, dass sich der Landkreis keine unwirtschaftlichen Linien mehr leisten könne.

Was kostet der Jahresempfang der Gemeinde? Uli Spindler, Co-Autorin des Entwurfs einer Baumschutzverordnung, wollte wissen, wieviel Geld die Gemeinde für den alljährlichen Jahresempfang im Haus der Landwirtschaft ausgibt. Sie schloss die Fragen an, ob man angesichts der Kassenlage der Gemeinde nicht auf den Empfang verzichten oder ihn schlichter gestalten könne. Könne man nicht, sagte der Bürgermeister, weil der Empfang die Wertschätzung der Gemeinde für die 100 Herrschinger Vereine ausdrücke. Zum Jahresempfang im April sind etwa 300 ausgewählte Herrschingerinnen und Herrschinger eingeladen. Der Bürgermeister gab nach Rücksprache mit der Kämmerin Miryam Goodwin bekannt, dass der Empfang im Haus der Bayerischen Landwirtschaft 25 000 Euro koste.

Baumfällungen auf dem Parkplatz des Seehof-Restaurants: Regula Fey bezog sich auf die Fällung von 3 mächtigen Kastanien auf dem Parkplatz des „Seehofs“ und wollte wissen, ob noch mehr Bäume gefällt würden. Der Bürgermeister sagte, dass die Bäume eine Gefahr für die Verkehrssicherheit gewesen seien, von Plänen für weitere Fällungen wisse man nichts.

Obstbaumfällungen vor der Umgestaltung des Pausenhofs der Christian-Morgenstern-Schule: Der Bürgermeister gab bekannt, dass 7 Obstbäume gefällt wurden, um die Laufbahn zu verlegen. Neu gepflanzt seien 16 Bäume und mehrere hundert Sträucher.

Was wird aus dem Bürgerantrag zur Schwammstadt? Karin Casaretto von Pro Natur fragte nach ihrem inwischen ein Jahr alten Bürgerantrag für das Konzept einer Schwammstadt. Casaretto kritisierte, dass keine Expertenanhörung zu diesem Thema stattgefunden habe. Sie kam in ihrer Rede auch auf das Thema Baumschutzverordnung zu sprechen und bemängelte das „Hin- und Hergeschiebe ohne inhaltliche Auseinandersetzung“. Der Bürgermeister antwortete mit einer Belehrung über die „repräsentative Demokratie“ und die Entscheidungabläufe der beschließenden Gremien, zu denen sie noch nicht gehöre. Der Arbeitskreis Umwelt (inzwischen aufgelöst) habe sich selber Prioritäten gesetzt, dazu gehörten die Seepromenade und die Blühflächen. Casaretto bot noch einmal an, für ein Hearing anerkannte Grünplaner- und Baumschutzexperten zu akquirieren, die zu dem Thema viel Expertise beitragen könnten.

Kienbach-Baumfällungen: Ela Bauer von Pro Natur fragte, wieviele Bäume im Zuge der Kienbach-Planungen gefällt worden seien. Die Verwaltung sah sich aber außer Stande, Zahlen zu nennen, weil für den Kienbach das Wasserwirtschaftamt zuständig sei.

Wieviele Bäume auf Gemeindegebiet wurden neu gepflanzt? wollte Alexandra Bauer wissen. Der Bürgermeister gab dann nach Rücksprache mit dem Bauamt die Zahl von 75 Bäumen bekannt, dazu kämen noch 55 Sträucher.

Sind die Planungskosten für den neuen Gemeindesaal in der alten Nikolauskirche schon in den 800 000 Euro Gemeindezuschuss enthalten? Das fragte Pro-Natur-Mitglied Norbert Wittmann. Die Kirche bekomme für die Änderung des Bebauungsplans eine Rechnung, antwortete der Bürgermeister.

Warum hat die Gemeinde auf der Terminseite die Veranstaltung der Reihe „Die Kirche brennt…?!“ nicht veröffentlicht, wollte Maria.2.0-Aktivistin Uli Spindler wissen. Der Bürgermeister verwies auf Verlinkung zur Website der Pfarreigemeinschaft und sagte, dass wiederkehrende Veranstaltungen nicht einzeln angekündigt würden, um die Übersichtlichkeit des Terminkalenders zu erhalten.

2 Comments

  1. Wenn ich die ca. 20.000.-€ bis 25.000.-€ jährlich für den alljährlichen Jahresempfang der Gemeinde Herrsching im Haus der Landwirtschaft hochrechne auf die aktuelle Amtszeit von Herrn Schiller seit 2008 (16 Jahre a 20.000.-/25.000.-) ergeben sich ca. 320.000.-€ bis 400.000.-€, die hierfür seitens der Gemeinde Herrsching mit Steuergeldern für „Schillers Show“ als Wahlwerbung ausgegeben wurden! Die einzelnen Vereine hätten sich sicherlich mehr über die ein oder andere zusätzliche Finanzspritze gefreut, als bei dieser Showveranstaltung anwesend sein zu dürfen. Bis 2026 sind dann ca. 450.000.-€ (knapp eine halbe Million Euro!) ausgegeben worden! Dann sind wieder Kommunalwahlen!

  2. Ganz wie man‘s braucht. Wenn einem eine Beschlusslage nicht passt, bemüht man die direkte Demokratie in Form von Ratsbegehren und Bürgerentscheid, ansonsten wird auf die repräsentative Demokratie verwiesen.

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