Konrad Herz‘ satirischer Rückblick auf die letzte Gemeinderatssitzung//

War das ein Parforceritt am Montag durch den Ratssaal.
Ich hab’s ja mehr mit Goethe statt Schiller und der gute Johann Wolfgang wusste bereits vor 200 Jahren, dass Gerechtigkeit Eigenschaft und Phantom der Deutschen zugleich sei. Aber geschenkt.
Da berichten Streetworker und Jugendpfleger unter anderem über das Innenleben der jungen Menschen und deren große Sorge, sich ihre eigene Zukunft in Herrsching im wahrsten Sinne des Wortes nicht leisten zu können. Wie war das noch mit nicht rentablem Wohnraum? Auch geschenkt.
Die Polizei ergänzt den Bericht mit Fakten zum Drogenkonsum und im Gemeinderat macht sich parallel Gemurmel, gar Gelächter breit, weil es sich um Rauschmittel handelt, die den Anwesenden wohl nicht gebräuchlich oder mindestens bekannt sind.
Nun ist Herrsching nicht Camp South Col unterm Mount Everest, aber das Basislager für touristische Saufexzesse auf dem heiligen Berg. Also normal, wenn im Sommer die BesucherInnen Herrschings vollgetankt in den Kienbach schiffen oder hinter der Touristinformation die Schweinshaxe auskotzen. Nicht geschenkt.
Die Nachfrage unseres Bürgermeisters, ob es Auffälligkeiten in Herrsching gäbe, die über dem durchschnittlichen Drogenkonsum im Landkreis läge, wurde Gott sei Dank höchst polizeilich verneint. Also zukünftig keine Kontrollen vor dem Trinkgut. Saufen in Herrsching ist Durchschnitt, und dass die Gewaltdelikte unter Jugendlichen mehrheitlich unter Alkoholeinfluss geschehen – geschenkt. Bayern ist halt Champions League der großen Drogenmärkte. Heißt hier lediglich Starkbieranstich, Oktoberfest, Gäuboden, Dult etc. etc.. Dealer die Steuern zahlen.
Mal die AWA fragen, wo am meisten Koks im Herrschinger Abwasser auftaucht?
Als BesucherInnen glaubten, es würde ein sedierter Abend, kam glücklicherweise noch dieses Murmeltier namens Baumschutz daher. Diskussion ist geschenkt.
Allerdings – die drei BürgermeisterInnen waren in der Aussprache formidable Highlights.
Aus der SPD kam Schröder-like „Basta Bauausschuss“, die CSU krähte rundheraus „Ruhe – jetzt rede ich“ und parteilos war es „…egal…“, was unter ihm diskutiert wurde. So richtig Demokratie. Definitiv nicht geschenkt.
Baumschutz in Herrsching ist so verrucht, dass vielleicht die 60.000 Euro der Grünplanung umgeleitet werden in 1.000 geschenkte Motorsägen für HerrschingerInnen. Die dürften dann Bäume umhauen, solange sie wollen.
Geld für nichtsnutzige Grünplanung gespart, Thema samt Bäumen konsequent abgeräumt und der Bauausschuss hat wieder richtig Platz fürs Bauen. Vielleicht erschwinglich für die jungen Menschen?
Es wurde auf der letzten Gemeinderatssitzung tatsächlich trotz der ernsten Thematik oft verwundert gelacht (Badesalz als Droge…). Trotzdem meine ich, dass das eher aus Verwunderung geschah. Seltsam war dann aber schon, dass aufgrund des eher schlecht vorbereiteten Antrags von Herrn Schneider auf Parkbewirtschaftung, jede Herrschinger Straße einzeln abgestimmt wurde. Die Begründung, dass dies aus Gerechtigkeit notwendig sei, nun, ich gestehe, brachte auch mich zum Lachen. Obwohl, als Breitbrunnerin besuche ich jetzt im Winter wohl nicht mehr Herrsching (zu hohe Parkgebühren), sondern komme dann doch lieber im Sommer mit dem Fahrrad. Richtig ist, dass der Abend großen Unterhaltungswert hatte.