Am Mittwoch rücken die Motorsägen im Kienbach an: Die Flussmeisterei Benediktbeuren führt „Gehölzpflegemaßnahmen“ durch. Gepflegt werden allerdings keine Gehölzer, sie werden vielmehr entfernt. Nach Mitteilung des Wasserwirtschaftsamtes müssen Sträucher und Stauden gerodet werden, „um einen ausreichenden Gewässerquerschnitt für den Hochwasserabfluss sicherzustellen und die bestehenden Ufersicherungen nicht weiter in ihrer Standsicherheit zu beeinträchtigen“. In der letzten Gemeinderatssitzung berichtete der Bürgermeister von einer fachlichen Begutachtung des Kienbachs. Sie habe ergeben, dass auch 2, 3 Bäume gefällt werden müssten. Man mache die Fällungen aber „mit Augenmaß“.
Die Fäll- und Rodungsarbeiten beginnen am 7. Februar. Während der Arbeiten müssen teilweise Straßenabschnitte gesperrt werden. Die „Maßnahmen“ seien, so das Wasserwirtschaftsamt, seien mit der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt abgestimmt.

In 7 Bauabschnitte werden die Arbeiten gegliedert. Besonders dringend seien die Sanierungsmaßnahmen im Abschnitt BA6, BA1 und BA3. Im Mündungsgebiet (BA7) sind keine Bauarbeiten vorgesehen. Grafik: Ingenieurbüro Kokai im Auftrag WWA.
Die geplanten Baumaßnahmen:
• Im Kienbachtal soll ein Schwemmholzrückhalt gebaut werden, der bei Hochwasser angeschwemmtes Holz aussiebt. Es wird sich dabei nicht um ein Mauerwerk, sondern eher um eine Art Rechen handeln.
• Zwischen Andechssstraße und Kientalstraße soll die Böschung gesichert und bei der Grundschwelle eine Rampe aufgeschüttet werden.
• An der Andechsstraße soll der Bach tiefergelegt werden. Außerdem sollen hier Stahlbetonwände die Ufer sichern. Die Birken, so heißt es in der Präsentation, könnten nicht erhalten werden.
• An der Steindlgasse-Brücke ist kein ausreichender Freibord vorhanden. Hier empfiehlt das Amt einen Neubau der Brücke mit tieferer Bachsohle.
• Im Bereich der Kienbachstraße sollen Wasserbausteine auf Schroppenlage geplant sein. Der Erhalt der Bäume sei nicht möglich.
• Im Abschnitt kurz vor der Touristinformation am Bahnhof werden ebenfalls Wasseraussteine auf beiden Uferseiten verbaut. So beschloss es der Gemeinderat.
• Der Bachabschnitt von der Brücke der Madeleine-Ruoff-Straße (am Kurpark) bis zur Mündung ist vorerst nicht Bestandteil der Planung. Hier handle es sich um einen seniblen Bereich mit Altbaumbestand.
Eine längere Diskussion gab’s im letzten Jahre im Gemeinderat bei der Gestaltung der Parkplätze an der Kientalstraße kurz vor der Brücke. Wenn die Böschung angeschrägt wird, um für Wasserbausteine Platz zu schaffen, müssen die Parkplätze auf eine Breite von 2 Meter zusammenschnurren. Aber auch das war für den Gemeinderat kein Problem.

Alle Umbauten, die der Bachsanierung dienen, zahlt der Freistaat. Aber die Gemeinde wird für einige Bauabschnitte 30 bis 50 Prozent der Kosten übernehmen müssen. Projektleiter Johannes Haas vom Wasserwirtschaftsamt brachte die Sanierungs-Aufgabe auf eine Art Formel: Jahrhunderthochwasser plus 15 Prozent Klimaveränderungszuschlag plus Freibord. Wenn man für diese Größten Anzunehmenden Wassermassen gerüstet sei, bekämen die Herrschinger Anlieger keine nassen Füße (und Keller). Auch wenn der Himmel alle Schleusen öffnet.
Keine Hochwassergefahr während des Winter-Starkregens
Anwohner am Kienbach äußerten allerdings Zweifel, ob der Kienbach jemals so anschwellen könnte, dass er über die Ufer tritt. Während des winterlichen Starkregens schwoll der Bach nicht besorgniserregend an, von Hochwasser konnte keine Rede sein.
