Von Tom Hamaus
Rund ein Drittel der Einwohner Herrschings ist über 60 Jahre alt. Das ist an sich eine gute Nachricht – wir haben eine prima Lebenserwartung. Die Nachricht hinter der Nachricht aber heißt: Irgendwann braucht Herrschings Bevölkerung mehr Altenpfleger. Woher aber sollen die kommen? Immer weniger junge Menschen sind bereit, den Beruf einer Pflegerin, eines Pflegers zu ergreifen. Gibt es Wege aus diesem Dilemma? Zu diesem Thema hat die Herrschinger SPD Fachleute zu einer öffentlichen Podiumsdiskussion in den Gartensaal des Hotels Seehof eingeladen.
Gekommen waren der Leiter des Pflegestützpunktes im Landratsamt Starnberg, Marcus Effertz, Sonja Herrmann von der Fachstelle für pflegende Angehörige im westlichen Landkreis Starnberg sowie Monika Thurner von der (vormals) Mobilen Hauskrankenpflege Herrsching (jetzt VOLI GmbH) sowie mehr als dreißig interessierte Herrschingerinnen und Herrschinger. Organisiert war die Veranstaltung von Veronika Schnell worden, die Moderation hatte Hans-Hermann Weinen übernommen, beide Mitglieder des Vorstandes der SPD Herrsching.
Einig waren sich alle über die Hauptursache für die Misere, es ist der Personalmangel. Der überaus qualifizierte, wenn auch harte Pflegeberuf werde von der Gesellschaft leider immer weniger wertgeschätzt. Auch finanziell sei er wenig attraktiv, weil die Pflegeversicherer sparen müssten, damit die Beiträge nicht ins Unermessliche steigen. Das führe zu einer immer stärkeren Belastung der Pflegerinnen und Pfleger. Diesen Konflikt, so die Diskussionsteilnehmer auf dem Podium, könnten die Organisationen, die sie vertreten, nicht lösen. Deren Aufgabe sei es, pflegebedürftige Menschen oder deren Angehörige im gesamten Landkreis Starnberg zu beraten und zu unterstützen, etwa bei der Entscheidung, ob mobile, stationäre oder teilstationäre Pflege angezeigt ist.
Problematisch sei die Kurzzeitpflege bei Ausfall der pflegenden Angehörigen wegen Erkrankung oder im Urlaub. Solche Einrichtungen sind im Landkreis rar. Fachleute raten dazu, frühzeitig eine Vorsorgevollmacht zu erstellen.
Geholfen wird den Patienten beim Antrag auf
• Pflegegeld oder die
• Einstufung in den Pflegegrad durch den Medizinischen Dienst der Pflegekassen
– durch den Pflegestützpunkt im Landratsamt Starnberg,
– bei der Fachstelle für pflegende Angehörige im westlichen Landkreis Starnberg und
– bei der Hauskrankenpflege .
Diese Prozedur der Einstufung in die Pflegegrade nehme meist 6 bis 8 Wochen in Anspruch, die Bewilligung gilt dann aber rückwirkend schon ab dem Monat der Antragstellung. Eine Schnelleinstufung sei aber auch im behandelnden Krankenhaus möglich. Wichtig: Die gesetzliche Pflegeversicherung ist nur eine „Teilkaskoversicherung“ , die nicht die Gesamtkosten der Unterbringung in einem Senioren- oder Pflegeheim abdeckt. Empfohlen wird deshalb der Abschluss einer Pflege-Zusatzversicherung. Für nicht gesetzlich Versicherte wurde auf die private Pflegeberatung „Compass“ hingewiesen (https://www.compass-pflegeberatung.de/).
Hingewiesen wurde auch auf die Möglichkeit der so genannten „Tagespflege“. Das sind meist von den Gemeinden getragene Einrichtungen, in denen die Pflegebedürftigen nur tagsüber betreut werden – die Leistung umfasst auch den Transport dorthin und am Nachmittag zurück nach Hause. Im Landkreis gibt es derzeit neun solche Einrichtungen, leider keine in Herrsching. Die Frage aus dem Publikum nach dem Warum beantwortete der Gemeinderat und Dritter Bürgermeister Wolfgang Schneider mit dem Mangel an gemeindeeigenen Räumen.
Lösungsmöglichkeiten für das Pflege-Dilemma wurden an diesem Abend leider nicht aufgezeigt. Für weitere Informationen zum Thema Pflege verwies Marcus Effertz auf die Broschüre „Wegweiser für Senioren und Menschen mit Behinderung“, die auch im Internet heruntergeladen werden kann (https://www.lk-starnberg.de/media/custom/613_39149_1.PDF).
Frage an den dritten Bgm. Schneider: Hat er als SPD Gemeinderat da bereits eine Initiative für Räume initiiert oder schwebt ihm eine andere konstruktive Lösung vor…? Der Zustand, dass nur Herrsching einen Mangel an Räumen vorweist, könnte ein Anlass sein, als Bgm. tätig zu werden.