Am Krankenbett eines sterbenden Moores: Der Grünen-Politiker Dr. Anton Hofreiter (weißes Hemd) mit der Landtagskandidatin der Grünen, Andrea Schulte-Krauss, und dem Grünen-Gemeinderat Peter Schmaderer. Fotos: Gerd Kloos

Wenn Renaturierung nicht gelingt, muss Beton helfen

4 mins read

Was die Umwelt heilen könnte, liegt selbst darnieder: Das Maimoos bei Andechs würde wie ein gigantischer Schwamm Starkregen aufsaugen und 3 Tage lang zurückhalten – wenn es nicht 2 Jahrhunderte lang fürs Heizen ausgebeutet worden wäre. Die Landtagskandidatin Andrea Schulte-Krauss hat mit dem grünen Bundestagsabgeordneten Anton Hofreiter, einem promovierten Biologen, und dem Andechser Grünen-Gemeinderat Peter Schmaderer einen Besuch am „Krankenbett” des Hochmoors gemacht. Schmaderer führte vor Pressevertretern aus, wie man das Moor wieder renaturieren könnte – wenn denn Dutzende von Bodenbesitzern in Erling ihre Grundstücke an die Öffentliche Hand verkaufen würden. Diese Verkäufe sind allerdings noch Wunschdenken der Landschaftspfleger: Beim Verkauf landwirtschaftlicher Flächen fallen 50 Prozent Steuern an, keine verlockende Perspektive für Bauern, die ihre Grundstücke über Generationen vererbt hatten.

Die Renaturierung des 40 Hektar großen Hochmoors könnte nicht nur Erling vor den schlimmsten Folgen eines „Starkregenereignisses” schützen, auch Herrschings Kienbach würde vermutlich nicht überlaufen, wenn der Himmel seine Schleusen öffnet. Vielleicht wären auch die sündteuren Bachbett-Sanierungen in Herrsching überflüssig, wenn das Hochmoor bei Andechs seine Schwammfunktion wieder zurückbekäme.

Gemeinderat Peter Schmaderer zeigt Anton Hofreiter, wo die Staumauer als Hochwasserschutz gebaut werden soll

Gemeinderat Schmaderer zeigte Pressevertretern, wie sich Wasserwirtschaftler den Hochwasserschutz vorstellen: Eine 8 Meter hohe und 30 Meter breite Staumauer soll mitten im Moorwald das Wasser zurückhalten, das vom Moor nicht mehr absorbiert werden kann: Wenn Renaturierung nicht gelingt, muss halt der Beton helfen.

Die Wiederbewässerung des Moores, das bis in 8 Meter Tiefe noch Torf aufweist, hätte gleich mehrere Vorteile:

• Sie könnte den Abfluss des Starkregens um bis zu 3 Tage verzögern

• Sie würde in langen Trockenperioden dringend benötigtes Wasser abgeben

• Sie würde, und das zieht wohl in Zeiten des konkret werdenen Klimawandels am meisten, gigantische Mengen an Kohlenstoff speichern. Torf ist ein grobes organisches Material. Er entsteht aus Resten abgestorbener Pflanzen, die mit Wasser bedeckt sind und nicht vollständig verrotten. Wasser hält den für den Zersetzungsprozess nötigen Sauerstoff fern, die Aktivitäten von Mikroorganismen werden gehemmt. Der in den Pflanzen enthaltene Kohlenstoff wird nicht in die Atmosphäre abgegeben, sondern im Moor eingelagert.

Die ersten Maßnahmen, so Grünen-Gemeinderat Schmaderer, wären denn,

• die Entwässerungsgräben zu schließen, damit das kostbare Wasser im Moor bleibt

• die mehr oder weniger wertlosen Fichten im Moor zu entnehmen. Diese Bäume entziehen dem Moor weiteres Wasser. Werden sie vom Borkenkäfer zerfressen, setzt das Altholz zudem das gespeicherte CO2 wieder frei.

Die Landtagskandidatin Andrea Schulte-Krauss, selbst Steuerfachfrau, sieht die einzige Möglichkeit, die Grundbesitzer im Moor zu Verkauf zu bewegen, in einer Änderung der Steuergesetze. „Den Verkauf von ökologisch wichtigen landwirtschaftlichen Flächen steuerlich zu privilegieren, ist einfacher, als die Bauern zu überzeugen”, sagte sie im Gespräch mit herrsching.online.

Sieht romantisch aus, als wär’s ein Bild von Caspar David Friedrich. Solche Entwässerungsgräben fördern aber die schleichende Vertrocknung der Moore

3 Comments

  1. Schade, dass Herr Hofreiter nicht in Herrsching vorbeikommen ist. Dort gibt es auch eine krankes Moor das noch nicht einmal als Landschaftsschutzgebiet geführt wird. Mehr Aufmerksamkeit der Herrschinger für das wundervolle Gebiet am unteren Fischbach würde ich mir wünschen.

  2. Der Andechser Gemeinderat Schmaderer hat da eine sehr überzeugende Aktion mit Frau Schulte und Herrn Hofreiter für die Gemeinde Andechs und Herrsching öffentlich gemacht. Hoffentlich können Sie die Bauingenieure des Wasserwirtschaftsamtes in Ihrem Konzept positiv beeinflussen und es wird mit und nicht ohne Renaturierung der Kienbach saniert. Ich denke, dass beide Buergermeister aus Andechs und Herrsching da mit dem Wasserwirtschaftsamt zusammenarbeiten müssten. Wenn das Amt nur alleine bestimmt und plant, wird es wohl eher auf reine Baumassnahmen mit Staumauern und Betonwaenden beschränkt bleiben.

  3. Warum hat man Herrn Hofreiter nicht die durch die Grüne Fraktion im Gemeinderat Herrsching tatkräftige Zerstörung eines Biotops inkl. Freisetzungvon CO2 beim Freilegen und Abtransport der Torfschichten bei der Großbaustelle im Anschluss des Termins in Andechs gezeigt? Vermutlich ist dies so kurz vor der Wahl nicht so werbewirksam. Aber immerhin kommt Frau Schulze zu einem Werkstattgespräch nach Herrsching, um wiederum zu der Zerstörung des Biotops beim Gymnasiumneubau NICHTS zu sagen; wäre ja auch nicht werbewirksam.

Schreibe einen Kommentar

Your email address will not be published.

Aktuellste Meldungen

Anzeige