Elegant, fast aristokratisch gab sich Landtagspräsidentin Ilse Aigner. Sie wurde auf der UTTING vom Bundestagsabgeordneten Michael Kießling begleitet. Foto: Aigner

Festival der gehobenen Lebensart

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Fast so elegant wie die legendäre Kaiserin von Österreich: Die Landtagspräsidentin Ilse Aigner, 58, eröffnete am Donnerstag den 21. Töpfermarkt in Dießen. Sie kam – standesgemäß – mit dem Schiff in die Marktgemeinde, nicht mit der majestätischen HERRSCHING (54 Meter lang 14 Meter breit, 21 Jahre alt), sondern bescheidener mit der kleineren, aber viel jüngeren UTTING (50 Meter lang, knapp 10 Meter breit, 6 Jahre alt).

160 Aussteller, darunter 23 neue Künstler, präsentieren bis Sonntag ihre Werke am See. Sie kommen aus Deutschland, Italien, Frankreich, Belgien, Spanien, Estland, Tschechien, Griechenland, Niederlande, Slowenien, Österreich und sogar aus Korea und der Ukraine. Von Gebrauchskeramik für Haus und Garten bis zu grandiosen und abstrakten Kunstwerken reicht die Palette internationaler keramischer Vielfalt. Der Töpfermarkt in Diessen gilt als einer der wichtigsten Branchentreffs in der zeitgenössischen Keramikszene. „

„Ganz besonders freue ich mich auf die Präsentation der Keramikklasse der Kunsthochschule Burg Giebichenstein aus Halle an der Saale, die schon im vergangenen Jahr großes Aufsehen mit den Keramiken ihrer Studentinnen und Studenten erregt hat. Dazu passt auch wunderbar, dass Johannes Nagel, einer der interessantesten deutschen Keramiker, seine Werke im Diessener Taubenturm präsentieren wird“, sagte Ausstellungsleiter Wolfgang Lösche.

Als Sonderausstellung im Kulturforum Blaues Haus wird die international gefragte Keramikerin Young- Jae Lee aus Essen „Gefäße – retrospektiv“ präsentieren. Die 1951 im südkoreanischen Seoul geborene Young-Jae Lee gilt seit 40 Jahren als wegweisende Persönlichkeit im Bereich Keramik. Ihre Objekte, die eine ostasiatische und europäische Formensprache verbinden, wurden international ausgestellt und befinden sich weltweit in Museen und Privatsammlungen, unter anderem im Boston Museum of Fine Arts, im Israel Museum of Jerusalem, im Museum für angewandte Kunst in Wien, in der Pinakothek der Moderne in München und im Museum für Asiatische Kunst in Berlin. Lee leitet seit 1987 die Keramische Werkstatt Margaretenhöhe in Essen. Ihre preisgekrönte Keramik – feinste Schalen und Teekannen sowie die berühmten Spindelvasen – wird in der ganzen Welt verkauft. Ihre Einzelstücke sind bei internationalen Sammlern heiß begehrt. Im Taubenturm neben dem Marienmünster zeigt der Dießener Heimatverein die Schau „Sehnsucht nach Ekstase“ von Johannes Nagel aus Halle. Johannes Nagel war einst Student und Assistent in der Keramikklasse der Kunsthochschule Burg Giebichenstein und ist heute international bekannt und mehrfach preisgekrönt.

Sonderausstellung zum 100. Geburtstag von Ernst Lösche
Der Dießener Keramiker Ernst Lösche wurde im Januar vor einhundert Jahren geboren. 2010 starb er mit 87 Jahren. Bis kurz vor seinem Tod hat er die Keramikwerkstatt-Loesche, die er zusammen mit seiner Frau Elfriede nach 1945 aufgebaut hat, geleitet. Dem 100. Geburtstag von Ernst Lösche zu Ehren widmet seine Familie, die die Werkstatt in St. Georgen bis heute weiterführt, eine Ausstellung im Garten der Keramikwerkstatt-Loesche während des diesjährigen Dießener Töpfermarktes. Ernst Lösche gehörte zu jener Generation von Keramikern, die vor allem in den 1950er und 1960er Jahren erfolgreich das deutsche Kunsthandwerk auf Messen wie der in Frankfurt repräsentiert haben. Dort wurde seine Werkstatt überregional bekannt. Auf Gefäßkeramik spezialisiert zählten namhafte Einrichtungshäuser und Architekten zu seinen Kunden.

Tee-Keramik für die gehobene Lebensart

Ein architektonisches Symbol und zugleich Drehschreibe für den gesamten Dießener Töpfermarkt ist seit Jahren der zentrale Ausstellungspavillon von Erwin Kloker geworden. Das Thema lautet in diesem Jahr „Tee-Pavillon“. Dazu Ausstellungsleiter Wolfgang Lösche: „Der Gebrauch handwerklicher Keramik zum Teetrinken und genießen liegt voll im Trend, auch in der gehobenen Gastronomie. Dabei stehen östliche und westliche Traditionen, Formen und Glasuren, gemeinsam mit neuen Ideen Seite an Seite. Der Wunsch nach individueller Gestaltung des Alltags drückt sich auch in den Gefäßen aus, die dem Teetrinken dienen.“ Teekeramik präsentieren auf dem Dießener Töpfermarkt unter anderem die in Dießen arbeitenden Koreaner Bokyung Kim und Minsoo Lee, die Keramikerin Astrid Schröder aus Finning sowie Kati Jünger aus Laufen im Berchtesgadener Land, die Dießener Keramikpreisträgerin von 2017. Bokyung Kim und Minsoo Lee präsentieren mit ihrem Teegeschirr eine ganz eigene Formensprache. Astrid Schröder ist auf dem Töpfermarkt schon lange eine feste Größe. Berühmt und beliebt sind ihre filigranen Teeschalen mit zartem, ornamentalen Dekor. Kati Jünger gießt in ihre Teekannen zum Beispiel Fundstücke in Epoxidharz zu kleinen Fensterbildern.

1 Comment

  1. Umra 1980 besuchte ich den Diessener Toepfermarkt im privaten Garten von Ernst Loesche zum ersten Mal. Seither wurde der Markt mit jedem Jahrzehnt nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ immer interessanter und künstlerisch anspruchsvoller. Dass nun am Donnstag der Markt von der Buergermeisterin und der Landtagspraesidentin auf der Brücke inmitten des Marktes eröffnet wurde, war wohl der leicht überschwemmen Promenade und der kräftigen Brise geschuldet. Frau Aigner hielt ihren Hut fest und die Aussteller freuten sich ueber das Ende der langen Regenzeit. Besonders sehenswert fand ich neben den Werken der Keramikpreistraegerin aus Fernost auch die schwarze Keramik aus Thüringen. Ich bin nach 45 Jahren noch immer begeistert und denke gerne an den Erfinder des Töpfermarktes und seineGartenkugeln Ernst Loesche. Heidi Körner, Gartenbauverein Breitbrunn

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