Die Germanistin und Bildungsreferentin Dr. Tanja Kodisch-Kraft (54) hat sich in wenigen Monaten zu einer meinungsstarken, eigenständigen Gemeinderätin entwickelt. Bei grünen und sozialen Themen darf sich die CSU-Fraktion nicht auf ihre Stimme verlassen. Jüngstes Beispiel: Die Diskussion im Gemeinderat über eine neue Baumschutzverordnung. Im Interview mit herrsching.online hatte sie bekannt: „Wir sollten das Grün, das Herrsching auszeichnet, bewahren.“ Sie stimmte deshalb zusammen mit der Bürgergemeinschaft, mit Grünen und FDP-Mann Keim dafür, dass eine – wie auch immer geartete – Baumschutzverordnung kommt.
Gibt es nun dicke Luft in der CSU-Fraktion wegen der „grünen“ Abweichlerin? Kodisch-Kraft im Interview: „Nein, überhaupt nicht. Wir haben keinen Fraktionszwang. Jedes Gemeinderatsmitglied der CSU kann nach seiner Überzeugung abstimmen. Das macht die Arbeit im Gemeinderat auch spannend. Ich wurde sehr herzlich von allen Fraktionen aufgenommen, als ich nachgerückt bin.“
CSU-Fraktionssprecher Thomas Bader sagte im Interview mit herrsching.online, dass es unter den CSU-Gemeinderäten „verschiedene Sichtweisen“ gibt. „Und das ist auch gut“, bekräftigte er.
Tanja Kodisch-Kraft ist natürlich keine schwarze Grüne, eher eine grüne Schwarze: „Die Frage bleibt: Müssen es immer Verordnungen sein, gibt es nicht andere Möglichkeiten, um alte Bäume zu schützen?“ Bei der Abstimmung am Montag abend aber sah sie offenkundig keine Möglichkeit, Bäume ohne eine Verordnung vor Profit-motivierter Fällung zu bewahren.
Wie dann eine im Arbeitskreis Umwelt ausgehandelte Baumschutzverordnung konkret aussieht, das kann die CSU ja mit beeinflussen. Der AK Umwelt fällt seine Entscheidungen nach Meinung von Mitgliedern einvernehmlich, Kampfabstimmungen sind dort nicht üblich.
Ich halte Frau Kodisch-Kraft nicht für eine Abweichlerin, sondern für eine sehr sachorientiert entscheidende Raetin. Sie arbeitet beruflich in der Bauernschule und da sollten landwirtschaftliche und naturorientierte Aspekte schon in ihrem Bewußtsein sein. Also fand ich ihr pro fuer konsequenten Baumschutz folgerichtig. Dass auch CSU Politikerinnen fundiertes ökologisches Wissen haben, ist in Bayern doch selbstverständlich. Gemeinderäte dagegen, die sich von einer Partei aufstellen lassen, aber nie an den Fraktionssitzungen teilnehmen und ebenfalls gegen den Fraktionsbeschluss entscheiden, fremdeln vielleicht tatsächlich in ihrer Gruppe. (Beispiel Christoph Welsch). Aber ich denke, das muss Christoph mit sich selbst ausmachen. Übrigens können Räte und der Bürgermeister sich frei und ohne Partei wählen lassen und dann immer ohne Fraktion agieren. Politisch bietet die Staatsform Demokratie sehr viele Varianten und ist deshalb auch die beste aller Regierungsformen. Heidi Körner, Demokratin aus Überzeugung