Das Konzert Ciao Cacao wurde von zwei Filmkameras dokumentiert. Im Hintergrund Komponist und Jazztrompeter Andreas Unterreiner. Der Saal im Breitbrunner Feuerwehrhaus war ausverkauft. Foto: Gerd Kloos

„Schokolade, das Leben ohne dich wär – fade”

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Ein Dorf rastet aus: Elle & Kapelle haben am Samstagabend die Bausubstanz des Feuerwehrhauses in Breitbrunn getestet: Mehr als 200 Besucher bejubelten die Jazz-Sängerin, Entertainerin und Chansonette Elle Czischek nach ihrem Konzert mit dem süffigen Titel Ciao Cacao. Versüßt wurde ihnen der Abend mit 4 zarten Schoko-Amuse Gueules – irgendjemand musste dafür 800 Tütchen kleben. Die Melodien aus dem Pop-, Jazz-, Funk- und Reggae-Genre schrieb ihr der Komponist und Jazztrompeter Andreas Unterreiner auf den – trotz Schokoladenliebe schlanken – Leib. Zwischen den Songs lernte das ihr vollständig verfallene Publikum, warum sie sich einen Chocolatier (namens Stefan) angelacht hatte.

Cacao als Kunstform – das gab’s in Herrsching bislang nur bei Stefan Schneider in der Kirchgasse 11. Seine Partnerin Elle hat den Cacao nun in Lieder gegossen und daraus ein Feuilleton gemacht. Um magersüchtige Schoko-Vermeiderinnen im Publikum zu gewinnen, hatte Elle gleich 2 gute Nachrichten. Schokolade sei gut zur Falten-Prophylaxe und außerdem sozialer Kitt für die Gesellschaft. Das, so widersprach sie sich gleich, stimmt nicht immer: Sie nagte als Kind die Pralinen ihrer Schwester von unten an, um nicht entdeckt zu werden. Das Experiment ging schief und der Familienfrieden hing daraufhin – ebenfalls schief. Als Lehre fürs Leben hatte sie sich geschworen, sich einen Chocolatier anzulachen. Das hat geklappt.

Und die Songs haben dann auch rhythmisch bestätigt, was jeder unglückliche Mensch nach einer Schoko-Therapie weiß: „Bin ich schlecht drauf, bist du dran. Ich weiß, was Schokolade kann.”

Elles Kapelle aus Andreas Unterreiner (Trompete und Flügelhorn), Andi Schütz (Keys), Moritz Kinker (Bass), Knud Mensing (Gitarre) und Tilman Herpichböhm (Drums) hat den 200 Zuschauer fassenden Saal behutsam behandelt, der Gesang behauptete neben den Instrumenten seine Dominanz – und niemand musste die Hörgeräte leiser stellen. Komponist und Trompeter Unterreiner tritt, wenn er sich nicht dem Kakao verschrieben hat, auch mit Dreiviertelblut, am Gärtnerplatztheater und in einer Big Band in der Unterfahrt auf.

Zwischen den Songs lieferte Elle fast einen VHS-Kurs über Geschichte und Kultur des Kakao. Sie schnitt sogar eine echte Kakao-Frucht auf („hat zufällig jemand eine Machete dabei?”) und vergaß nicht zu erwähnen, dass die von einer Art Stechmücke befruchtet wurde. Bedrückend ihr Kapitel über die Kindersklaven, die in Kakao-Plantagen in Afrika schuften müssen. Um zu verhindern, dass sie dem Elend entfliehen, werden ihnen manchmal die Fußsohlen angeritzt. Das, so Elle, unterstützt der Käufer billiger Massenschokolade.

Aber was ist ethisch korrekte und vor allem edle Schokolade? Die zarten Rippchen, die sie verteilen ließ – erinnerte irgendwie an die wunderbare Brotvermehrung am See Genezareth – glänzten und knackten beim Brechen lustvoll. Ach ja, der wahre Schoko-Connaisseur erkennt auch noch an der Bruchkante die Qualität des Kakaos. Wie recht sie hat mit ihrem Song: „Schokolade, das Leben ohne dich wär – fade.”

Aber nicht nur Elle & und Kapelle brachten den Saal zum Toben. Als sie auf den Mann im Saal verwies, der mit einem verwegenen Anzug die Bedeutung des Abends unterstrich, gab’s einen Beifallssturm, als sei Mick Jagger eingetroffen: Stefan Schneider ist Breitbrunns Kakao-Cäsar.

„Ohne ihn”, behauptete Elle, „wäre ganz Breitbrunn längst an Unterzuckerung gestorben.”

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