Herrschinger Bürger sind kommunalpolitische Spurensucher. Bei der letzten Bürgerversammlung ging es nicht nur um Mülleimer und Hundezonen, sondern meist um wichtige ökologische Themen wie Baumschutz, Bachgestaltung und Energiewende. Bürgermeister Christian Schiller erwies sich in allen Detailfragen als sattelfest, bei der Energiewende allerdings blieb die Gemeinde seltsam einsilbig.
Hunde: Pfoten weg vom Badegelände. Bürger aus Breitbrunn beschwerten sich über die Hunde im Badegelände am Dampfersteg. Sie schlugen vor, südlich des Steges ein vollständiges Hundeverbot zu erlassen, nördlich des Steges sollten Hunde erlaubt/geduldet werden. Bürgermeister Schiller wies darauf hin, dass die Gemeinde einheitliche Regelungen für die ganze Gemeinde anstrebe. Ein vollständiges Hundeverbot sei nicht zu kontrollieren.
Matsch am Breitbrunner Uferweg: Weil der Weg nördlich des Dampferstegs manchmal überflutet und oft vermatscht sei, wünschten sich Breitbrunner einen erhöhten (aufgeschütteten) Weg. Auch dieser Wunsch könne nicht erfüllt werden, meinte Schiller, da sei die Seen- und Schlösserverwaltung nicht zugänglich.
Der Bauhof und die Klimaneutralität: Der Bauhof verbraucht im Jahr Energie für etwa 60 000 Euro. Schiller versprach auf eine Bürgeranfrage hin, nach und nach auf Elektrogeräte umzustellen (falls es elektrische Laubbläser gibt, wäre das ein Ohrenschmaus für die Einwohner). Auch die Anschaffung von Elektrofahrzeugen wird erwogen.
Kosten für die Turnhallenreinigung: Handbälle werden geharzt, um sie griffiger zu machen. Dieses Harz hinterlässt auf den Hallenböden hässliche Spuren. Die Kosten für die Bodenreinigung der Nikolaushalle übernimmt künftig der TSV vollständig.
Einheimischen-Modell auf der Breitbrunner Klosterwiese: Die Breitbrunner Klosterwiese hoch über dem Ammersee gilt als Filetgrundstück. Die St. Josefs-Kongregation will hier ein Einheimischen-Bauprojekt möglich machen. Eine Bürgerin fragte nach dem Stand der Dinge. Bürgermeister Schiller ging mit den Gegnern des Bauprojekts hart ins Gericht. Nachbarn, die jetzt teure Rechtsanwaltskanzleien beauftragen, um den Bau zu verhindern, hätten sich hier angesiedelt und würden jetzt mit 36-seitigen juristischen Stellungnahmen auf die Gemeindeverwaltung losgehen.
Nistkästen für Wasseramseln am Kienbach: Ein Wissenschaftler, der die Population von Wasseramseln im Kreis Starnberg untersuchte, habe bei der Gemeinde um die Erlaubnis gebeten, Nistkästen für die Wasseramseln anbringen zu dürfen. Dies, so die Bürgerinitiative-Sprecherin Christine Voigt, sei ihm verwehrt worden. Sie wollte eine Begründung für diese Ablehnung haben. Bürgermeister Schiller sagte, er wisse von dem Vorgang nichts.
Wie erfolgfreich war die alte Baumschutzverordnung? Ein Bürger wollte die Erfolgsstatistik der alten Baumschutzverordnung erfragen. Schiller berichtete, dass es etwa 150 Anträge auf Baumfällungen gegeben habe. Zwischen 0 und 20 Anträge seien abgelehnt worden. Eine Fällung sei von einem Gericht verboten worden, in anderen Fällen sei die Gemeinde „durchgefallen“.
Wieviel Geld hat die Gemeinde für Baum-Gutachten ausgegeben? Ein Bürger wollte wissen, wieviel Geld die Gutachter, zum Beispiel Treevolution und Tree Consult, für ihre Gutachtertätigkeit erhalten haben. Schiller bezifferte die Ausgaben auf 488 beziehungsweise 553 Euro für Treevolution und rund 3 000 Euro für das Gutachten von Tree Consult, das Baumfällungen am Fendlbach zum Gegenstand hatte.
Wieviele Bäume wurden gefällt? Im letzten Jahr wurden 66 Fällungen durch die Gemeinde veranlasst, 20 Bäume neu gepflanzt.
Radweg zwischen Herrsching und Breitbrunn: Der Dauerbrenner seit Jahrzehnten glimmt auf kleiner Flamme weiter. Immerhin werde in Breitbrunn für einen Weg zum Sportplatz ein Notarvertrag für einen Grundstückskauf vorbereitet. Nördlich von Lochschwab dagegen seien Grundstückseigentümer nicht bereit, auch nur einen Quadratmeter für den Radweg abzugeben.
Pflanzentröge in der Summer- und Seestraße: Die berühmt-berüchtigten Verkehrsstolperstellen waren einmal mehr Gegenstand einer Bürgeranfrage. Schiller wies noch einmal darauf hin, dass eine Verkehrsverengung zwingende Voraussetzung für eine Tempo-30-Zone sei. Ziel seien Pflanzeninseln, die grüne Tonnen verdrängen sollen. Allerdings habe es in der Summerstraße technische Probleme gegeben, weil Leitungen nicht tief genug liegen. Er hoffe aber nicht, dass die Tröge eine finale Lösung seien.
Hat der Bürgermeister von den Baumfällungen am Kienbach gewusst? Ein Bürger wollte wissen, ob und was Bürgermeister Schiller von den Baumfällungen des Wasserwirtschaftsamtes am Kienbach gewusst habe. Schiller antwortete, dass er vor dem 24. Januar mit dem Sachbearbeiter beim WWA telefoniert habe. Dieser habe von Baumfällungen nichts erwähnt. „Aber gegen diese Fällungen konnte tatsächlich niemand aus der Gemeine etwas unternehmen.“
Warum ist Herrsching im Ranking der erneuerbaren Energien Schlusslicht? Eine Bürgerin fragte Schiller frontal, wie er die Energiewende bewerkstelligen wolle. Schiller antwortete ausweichend, dass man Geschäftsmodelle brauche, an denen sich auch die Bürger beteiligen können. Eine konkrete Antwort mit Initiativen der Gemeinde konnte er nicht nennen. In seinem Vortrag verwies er aber auf die Fotovoltaik-Anlage auf dem neuen Feuerwehrhaus. Die wird von der Energiegenossenschaft Fünfseenland betrieben.
Es geht nicht um die Frage, ob die Gemeinde die Baumfällungen am Kienbach hätte verhindern können. Es muss aber kritisch hinterfragt werden, was Herr Schiller am 24.1.2022 tatsächlich erfahren hat. Ursprünglich teilte das WWA mit, er sei über die Fällung von 2/3 Bäumen informiert worden. Noch aus dem Urlaub sorgte Herr Schiller für eine Korrektur. Plötzlich war nur noch von einer „Sofortmaßnahme“ die Rede. Die Frage, ob sich Herr Schiller nicht dafür interessiert hat, was darunter zu verstehen war, hat er nicht beantwortet. Hat er sich nicht dafür interessiert, was eine fremde Behörde in Herrsching vor hat?