Ökologisch richtig abgebogen: Die Einfahrt der Gewerbestraße in die Rieder Straße wird nicht verbreitert. In der Bauausschusssitzung des Gemeinderates lehnte eine Mehrheit aus SPD, Grünen und BGH gegen die Stimmen der CSU eine zusätzliche Spur für die Rechtsabbieger ab. Hauptargument der Plangegner: Wenn der schmale Grünstreifen zwischen Fußweg und Straße für eine zweite Spur geopfert würde, wären die Fußgänger und Radfahrer weniger gut geschützt. Die Gemeinde hatte den großen, teuren Plan einer langen Abbiegespur von der Bauhof-Einfahrt bis zur Mündung ohnehin schon verworfen. Eine „Schmalspurlösung“ hätte angeblich nur 30 000 Euro gekostet.

CSU-Gemeinderat Roland Lübeck begründete den CSU-Antrag und verwies auf eine mögliche große und kleine Lösung. Eine kleine Lösung mit einer maximal 35 Meter langen Rechtsabbiegespur koste nur 25 000 bis 30 000 Euro. Außerdem müssten dann nur 2 Bäume auf dem Grünstreifen geopfert werden. Sein Fraktionskollege Thomas Bader unterstützte ihn mit dem Argument, dass man dem Gewerbe einen flüssigen Verkehr schuldig sei. „Es kommen ja nicht alle mit dem Fahrrad zum Einkaufen.“ Die CSU wolle ja gar nicht die große Variante, sondern eine Zwischenlösung für die nächsten 10 Jahre. Dann, so erwarten es viele Verkehrsexperten, kommt ohnehin die Bahnunterführung, und mit dieser Superbeschleunigung des Verkehrs auch eine völlige Neuplanung. Ein wichtiges Argument der CSU-Räte war die freie Fahrt für die Einsatzwagen des BRK, die in der Gewerbestraße einen Stützpunkt haben.
Dann hob der SPD-Gemeinderat und Dritte Bürgermeister Wolfgang Schneider, der sich schon in einer früheren Gemeinderatssitzung als scharfer Gegner der Pläne exponiert hatte, zu einer vehementen Gegenrede an: Wenn die Autofahrer guten Willens seien, dann passten an der Einmündung in die Rieder Straße schon jetzt Links- und Rechtsabbieger nebeneinander. Und wenn ein LKW oder Bus aus der Gewerbestraße einbiegen wolle, wäre auch eine Rechtsabbiegespur blockiert (siehe Foto unten). Schneider verwies dann noch auf die Schutzfunktion des grünen Streifens (siehe Foto oben), der die Fahrbahn und die Fußgänger und Radfahrer trennt. Schneider wörtlich: „Der bauliche und finanzielle Aufwand ist viel zu groß für eine Abbiegespur.“ Und die BRK-Einsatzfahrzeuge könnten ja mit Blaulicht auf die Gegenfahrbahn ausweichen.
Gemeinderat Gerd Mulert (Grüne) berichtete von seiner Angst als Radfahrer auf der Rieder Straße. „Ich fühle mich jetzt schon unwohl, wenn ich auf der Rieder Straße an der Einmündung vorbeifahre. Wenn dann noch eine zweite Spur kommt, entstehen sehr gefährliche Situationen.“ Falls der grüne Trennstreifen wegfalle, würden die Außenspiegel der Busse und LKW Fußgänger und Radfahrer gefährden. Man solle die Einmündung eher verschmälern als vergrößern.
Rainer Guggenberger (BGH) gestand, dass er in der Gemeinderatssitzung auch für eine Verbreiterung der Einmündung gestimmt habe. Jetzt aber sehe er, dass eine gute Lösung für die Radverkehr nicht möglich sei. Und deshalb sei er gegen die Pläne zur Verbreiterung.
Der Vorsitzende des Herrschinger Inklusionsbeirates, Johannes Wannenmacher, durfte dann auch noch ein Statement abgeben. Er sah keine Gefahren für Senioren und Behinderte durch eine Verbreiterung der Einmündung.
Gemeinderat Johannes Puntsch (FDP) hatte einen kreativen Vorschlag, um für eine Abbiegespur mehr Platz zu schaffen: Man könne ja die üppig breite Einbiegung von der Rieder in die Gewerbestraße verschlanken und den Platz der Abbiegespur zuschlagen. Das allerdings, so Bürgermeister Schiller, gehe nicht, weil die Verkehrsinsel nicht verrückt werden dürfe.
Schiller machte dann einen Vorschlag zur Güte, der die drohende Pattsituation auflösen sollte: Er schlug vor, eine ausgearbeitete Detaillösung mit dem Straßenbauamt Weilheim zu besprechen.
Dieser Vorschlag fiel dann mit den Stimmen von SPD, Grünen und BGH durch, die Verbreiterungsidee ist gescheitert. Nur die CSU stimmte einheitlich für den Vorschlag von Bürgermeister Schiller.
Hier noch einmal die Argumente
• Der Verteilerkasten der Telekom müsste verlegt werden
• 2 Bäume an der Straße müssten weichen. Ob die 5 Bäume auf der Wiese erhalten werden könnten, wurde nicht weiter diskutiert
• Der Fußweg würde wahrscheinlich deutlich schmaler werden
• Die Radfahrer auf der Rieder Straße wären einer noch größeren Gefahr ausgesetzt, weil sie auf 3 Fahrzeug-Ströme aufpassen müssten: die Einbieger, die Linksabbieger und die Rechtseinfädler
• Wenn die Schranke geschlossen ist und sich der Verkehr auf der Rieder Straße staut, hilft auch eine Rechtsabbieger-Spur nichts
• Der Zeitgewinn der Rechtsabbieger auf der neuen Spur wäre minimal: Etwa 5 Autos hätten auf dieser rechten Spur Platz (35 Meter Länge, jedes Auto braucht etwa 6 Meter Platz)
• Wenn ein Lkw oder ein Bus in die Rieder Straße einbiegen will, ist auch die Abbbiegespur blockiert
Die Baukosten für die kurze Lösung mit einer Abbiegespur für nur 5 Fahrzeuge kämen nach Schätzung der Verwaltung nur auf 25 000 bis 30 000 Euro.





Super! Vielen Dank! Bitte weiter so!
Man kann die Fraktionen von BGH, Grünen und SPD zu ihrer Haltung und Entscheidung nur beglückwünschen.
Vernunft gewinnt! Es geht doch…
Man kann Wolfgang Schneider nur voll umfänglich zustimmen!
Auch den Initiatoren dieser fragwürdigen Idee müsste zwischenzeitlich klar sein , dass das Auto nicht mehr vorrangig im Verkehr sein darf.
Also mehr Platz für Fußgänger und Fahrradfahrer.