Ausriss aus der Süddeutschen Zeitung. Karikatur: Fares Garabet

Requiem für 15 Bäume

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Ein Kommentar zur geplanten Baumfällaktion am Fendlbach von Gerd Kloos ///

Wo ein Wille ist, ist auch ein Baum – im Weg. Der Herrschinger Gemeinderat will also einen Weg für Radfahrer und Fußgänger, der zum neuen Kinderhaus am Fendlbach führt. Das ist löblich und fürsorglich, die Bürger im Sattel und auf Schusters Rappen würden sich freuen. Leider müssen dafür, so haben Baum-Experten festgestellt – 8 Bäume fallen. Und neben der Polizeiwache müsste die Kettensäge noch einmal 7 Bäume enthaupten. Die Gemeinderverwaltung hat sich die Entscheidung nicht leicht gemacht: Ein 28-seitiges Gutachten schlüsselt auf, warum die grünen CO2-Speicher keine Überlebenschance haben, wenn der Speichen-Highway gebaut wird.

Sachzwänge, klagen die Kommunalpolitiker und genehmigten das Kettensägen-Massaker einstimmig. Die Grünen-Fraktion zuckte im Bauausschuss ein bisschen, stimmte dann aber auch zu.

Keiner im Bauausschuss hat den Sinn dieses Weges hinterfragt. Als Zubringer funktioniert der Pedalpfad eher nicht, weil er deutlich länger ist. Aber als Jogger- und Spaziergänger-Weg würde er ein Stückchen hässliche Staatsstraße umgehen, meint der grüne Gemeinderat Gerd Mulert.

Das ist richtig und schön, aber warum legt man den Waldpfad dann nicht als Fußweg an und umgeht damit nicht nur die Rieder Straße, sondern auch Bäume-mordende DIN-Normen und Verkehrssicherungspflichten?

Wenn Spaziergänger aus Lochschwab nach Rausch wandern wollen, brauchen sie keine  3,50 breite Radroute, auf der sie sich wegen der Radfahrer ohnehin nicht sicher fühlen. Sie brauchen einen Steg, den Bäume beschatten und bewachen, sie brauchen einen Weg, der nicht mit Gewissensbissen wegen baummordender Bauarbeiten gepflastert ist.

Liebe Grüne im Gemeinderat, legt den Rückwärtsgang ein und rettet die Bäume, rüstet die Radl-Rennbahn ab und kämpft für einen Pflanzen-schonenden Pfad. Kämpft nicht fürs schnurrende E-Bike, sondern fürs Grüne. Das führt Ihr im Namen und steht in Euren Statuten.

Geh weida, Woid, bleib stehn.

4 Comments

  1. Ich arbeite seit 20 Jahren in dem Gebäude, das bis gestern Nachmittag von den betroffenen Bäumen umgeben war. Diese Bäume waren voller Leben, waren Lebensraum für zahlreiche Vogelarten, Eichhörnchenfamilien und Insekten, und auch ein Fuchs oder ein Reh haben sich mal hierhin verirrt. Ein kunterbuntes Treiben der Natur, das jetzt einem Kahlschlag weichen musste.

    Anscheinend hatte das Fällen der Bäume aber sehr sehr große Eile… ja, man muss ja eine Frist einhalten… aber vielleicht auch, damit der Bürger vor vollendete Tatsachen gestellt wird und eventuelle Kritik gleich mal im Keim erstickt wird. Gestern Mittag war von einer Baumfällaktion noch nichts zu sehen. Heute Morgen war schon die Hälfte der Bäume weg.

    Ich bin gebürtige Herrschingerin und beobachte schon seit zig Jahren, wie unser Ort sich zum Negativen verändert, wie Bausünden das Ortsbild verschandeln, wie wir im Verkehr ersticken, was sich mit Eröffnung des Gymnasiums nochmals um einiges verschlechtern wird. Aber Hauptsache, man hat sich ein Millionendenkmal geschaffen. Und, wir haben immer genug Steuergelder, um irgendwelche Planungsbüros mit Arbeit zu versorgen. Verbessert hat sich dadurch in Herrsching noch nichts. Ich hatte schon lange überlegt, meinem Unmut über einige Entscheidungen unseres Gemeinderats Luft zu machen, das Fällen dieser gesunden Bäume zur Durchsetzung der Vorstellungen einiger weniger, hat das Fass heute zum Überlaufen gebracht. Es ist schon verwunderlich, wie sich einige Mitglieder der “grünen” Partei nicht mehr daran erinnern, was in ihrem Programm steht und was ihre Werte verkörpert.

    Das Geräusch der Motorsägen hat mich heute immer wieder sehr traurig gemacht.

  2. Vorweg sei angefügt, dass ich immer und überall erfahren habe, wie sich Grüne für den Erhalt der Bäume einsetzen. Herrsching hat die Baumschutzverordnung aufgehoben – und wer hat sich ganz besonders dagegen gewehrt? Das waren die Grünen in der Ortsgruppe und in der Fraktion. Fast monatlich wird in den Treffen analysiert, was für ein Schaden die Abschaffung dieser Verordnung gebracht hat und man überlegt, was zum besseren Schutz der Bäume getan werden kann.

    Die Offenlegung des Weges zwischen dem Oberen Stocketweg und dem neuen Kindergarten, bzw. der Riederstraße ist eine Chance, die es in Herrsching leider nicht mehr oft geben wird. Herrschinger kennen viele dieser wichtigen, teilweise fast heimlichen Verbindungswege hinter den Grundstücken, die Fußgängern, Kindern und auch Radfahrern eine autofreie, gesunde und gefahrlose Querung des Ortes ermöglichen. Dieser neue, und doch uralte Weg, mit fast vier Metern Breite wird eine ähnliche Bedeutung bekommen, da bin ich mir ganz sicher.

    Auf den Weg zu verzichten, da dort über die letzten 30-40 Jahre hinweg, Bäume wild hochgewachsen sind? Keinesfalls. Wir haben uns jeden einzelnen Baum sehr genau angesehen. Wir meinten, einige davon hätten stehen bleiben können, auch wenn sie etwas im Weg stehen.

    Und natürlich gibt es dann die oft monierten Sachzwänge (herabfallende Äste, Licht usw). Und es gibt vielleicht auch noch andere Mehrheiten im Gemeinderat und Bauausschuss?! Auch darauf möchte ich hinweisen. Es ist eigentlich schon ein großer Erfolg, dass ein externes Fachbüro eingeschaltet wurde, welches Baum für Baum analysiert und mehrere Alternativen des Wegebaus diskutiert und vorgeschlagen hat. Noch vor kurzem wäre dort locker überall Asphalt ausgebracht worden. Ohne uns Grüne im Gemeinderat wären keine Experten hinzugezogen worden.

    Der Weg bleibt auch ohne diese Bäume, die leider fallen werden, ein grüner Weg. Links und rechts gibt es Bäume, um die Ecke liegt der kleine Wald und der wunderschöne Rauscher Hang.

    Zu diesem Wegthema gab es grüne Fraktionssitzungen, Ortsgruppensitzungen und am Ende nochmal einen intensiven Mailaustausch vor der Bauausschusssitzung. Es steht noch die Entscheidung über die Kosten aus. Vielleicht sind die erwarteten Kosten für die Beleuchtung dann ein guter Grund, darauf doch zu verzichten?

    • Das Aufheben einer Baumschutzverordnung zu verhindern, sollte (nicht nur) DNA der Grünen sein und keiner besonderen Erwähnung bedürfen. Die Abschaffung der Baumschutzverordnung sagt über die Herrschinger Verwaltung einiges aus. In den vergangenen zehn Jahren hat der Baumschutz in Herrsching ausschließlich den Rückwärtsgang eingelegt.

      Dass eine Gelegenheit bedeuten muss, auch zu machen, erschließt sich mir nicht.
      Was Jahrzehnte nicht nötig war und zuwuchs, muss nicht künstlich beatmet werden – schon gar nicht für eine Fällaktion von 15 Bäumen. Sie erklären einen Umweg zum Rundweg und wollen etwas legitimieren „nur“ weil Sie können.

      Die Darstellung „…einer gefahrlosen Querung…“ nehmen Sie woher? Wo sollen die Lasten- und Kinderräder an der 3-fach-Kreuzung „Oberer Stocketweg“, „Unterer Stocketweg“ und „Hechendorfer Straße“ aus Herrsching kommend, die Rieder Straße queren? Wie Richtung Westen über die „Hechendorfer Straße“ kommen? Die Gehwege auf der nördlichen Seite der Rieder Straße sind zu schmal für den Begegnungsverkehr mit Fahrrädern und/oder Fußgängern. Wo leben die kinderreichen Familien auf der Hechendorfer und Rauscher Straße?

      Die Formulierung „…der Weg würde ein grüner Weg bleiben…“ macht ein Herrschinger Dilemma deutlich: es gibt so viel Kulturlandschaft drumherum, dass das Fingerspitzengefühl für das innerörtliche Grün fast vollständig verloren geht. Der Weg wird eine zusätzlich versiegelte Fläche, auch wenn dieser ggf. wassergebunden gebaut wird.

      Dafür ein externes Büro anzuheuern sagt über die vorhandene grüne Fachkompetenz der Verwaltung einiges aus. Den Bäumen hat es bis hierher geschadet und ihre fragwürdige Entscheidung legitimiert. Was ist daran ein Erfolg?

      Im Bebauungsplan Nr. 66 „Lochschwab Nord-Ost“ ist seit 2016 festgesetzt, das Pflanzungen für Rodungen insbesondere auf zwei Fl. Nrm. stattfinden. Eine davon wird jetzt in Teilen zur Wegetrasse. Die im B-Plan vorgesehene Pflanzungen sind von dermaßen minderer Qualität, dass der Begriff „Kompensation“ ein Witz ist und in 200 Jahren greift.

      Wenn zu guter Letzt die Kosten der Beleuchtung den Weg verhindern ist das eine tolle Erleuchtung.

      Die „…wild hochgewachsenen Bäume…“ sind an sich die standortgerechteste Vegetation, die sich störungsfrei entwickeln kann.
      Das BNatSchG § 39 gibt dem Bauausschuss und den übrigen Gemeinderäten/-Innen die Gelegenheit, auf die Fällung JETZT zu verzichten. Die geplante Kita wird bis zum 30. September 2022 nicht bezugsfertig sein.

      Das Fällen der Bäume hat demzufolge überhaupt keine Eile, insbesondere wenn Sie uns noch gar nicht sagen können, wieviel von unseren Steuern Sie ausgeben

  3. Zum feixen Auszüge aus den aktuellen Wahlprogrammen Herrschinger Parteien die EINSTIMMIG im Bauausschuss für die Fällung der 15 Bäume am Fendlbach gestimmt haben (es sind tatsächlich “nur” Originalzitate; Interpunktion und Grammatik im Original)

    “….Zu einen lebendigen Herrsching gehört auch eine lebendige Natur. Der Bestand an schützenswerten Bäumen in Herrsching wird erfasst und eine neue Baumschutzverordnung sichert den Erhalt dieser Bäume.
    Auf geeigneten gemeindeeigenen Flächen werden unter Beachtung des Artenschutzes mehr Bäume gepflanzt.
    Wir wollen ortsbildprägende Bäume nach Möglichkeit schützen und den Bürgern durch einen Fond finanzielle Unterstützung beim Erhalt dieser Bäume ermöglichen
    Wiederaufpflanzungen der gefällten Bäume im Gemeindebereich an geeigneten Standorten, ist ein sehr dringendes Anliegen.
    Artenvielfalt und Insektenschutz sind wichtige Themen um unsere Umgebung, die Tier- und Pflanzenwelt zu erhalten.
    Für die bestehenden Grünflächen werden zur Erhöhung der Artenvielfalt differenzierte Pflegekonzepte erarbeitet. Blühstreifen, Dach- und Zaunbegrünung helfen Insekten und Kleintieren zu überleben.
    Wir setzen uns dafür ein, dass Herrschinger Bürger sich über blühende Wiesen an Straßen und im Gemeindegebiet freuen und, dass sie begrünte öffentliche Gebäude bestaunen und sich am Gesumm erfreuen können.
    Der durchschnittliche CO2 Verbrauch eines Herrschingers im Jahr benötigt die Arbeit eines Waldes in der Größe zweier Fußballfelder, um dieses CO2 wieder in Sauerstoff umzuwandeln.
… “🤮

    Falls eine(r) der Bauausschussmitglieder mit der sog. Kompensation durch Ersatzpflanzung argumentiert, einfach Meister Mulert fragen, der kennt für jede(n) eine Abkürzung

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