Mit 22 war Daniel Pleyer schon Kommandant der Herrschinger Feuerwehr. Mit 31 Jahren ist er ein routinierter Sicherheits-Manager

„Wir retten Herrsching seit 1873″

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Mit der Herrschinger Feuerwehrgeschichte kennt er sich aus. Dabei ist er einer der jüngsten Kommandanten Bayerns: Herrschings oberster Feuerwehrmann Damiel Pleyer wirkt mit seinen 31 Jahren wie ein abgeklärter Sicherheits-Manager. Als er mit 22 Jahren zum Feuerwehrkommandanten in Herrsching avancierte, war er Bayerns jüngster Spritzenchef. 71 freiwillige Feuerwehrmänner und 10 -frauen im aktiven Dienst sind dem gelernten Elektroniker für Energietechnik unterstellt. herrsching.online hat den Kommandanten gefragt, was ein guter Feuerwehrmann für seinen mitunter lebensrettenden Job mitbringen muss. Pleyer trocken: „Draufgänger brauchen wir nicht.”

herrsching.online: Sie waren mit 22 Jahren Bayerns jüngster Feuerwehrkommandant. Wie kam das denn?

Pleyer: Früher geht nicht, das gibt das Bayerische Feuerwehrgesetz so vor. 

herrsching.online: Wie haben Sie das denn geschafft?

Pleyer: Es standen Kommandantenwahlen an, und ich bin einfach vorgeschlagen worden. Ich war  bei der Gemeinde angestellt und habe das dann schon ein bisschen als Berufung gesehen.

herrsching.online: Wie muss man sich das vorstellen:  Ein 22-jähriger Jungspund gibt einem 40-jährigen Schreinermeister beim Einsatz Anweisungen?

Pleyer: Das ist auch nicht anders, als wenn man gleichaltrig wäre. Die Feuerwehr, auch wenn sie ehrenamtlich ist, hat eine gewisse Hierarchie. Ohne diese Hierarchie würde der Einsatzdienst nicht funktionieren. Ich glaube, dass ich Feuerwehr relativ gut kann, und deshalb ist auch der 40-jährige bereit, meine Kompetenz zu respektiveren. 

herrsching.online: Was muss man können als Feuerwehr-Mann?

Pleyer: Auf jeden Fall flexibel sein, Ideen haben und ein gewisses handwerkliches Geschick mitbringen. Und als Führungskraft bei einer freiwilligen Feuerwehr muss man zudem Empathie aufweisen, weil man mit Ehrenamtlichen arbeitet.  Und wir müssen Entscheidungen treffen, die weitreichende Folgen haben können, positive wie negative. 

 herrsching.online: Welche Ausbildung durchläuft ein Feuerwehr-Mann?

Pleyer: Man durchläuft zuerst einmal eine Grundausbildung. Dann gibt es Fachausbildungen wie Atemschutz-Träger, Maschinist oder Drehleiter-Spezialist. Für Führungsaufgaben absolviert man  Gruppenführer-Lehrgänge. Das ist die erste Führungsstufe, anschließend macht man den Zugführer-Lehrgang und als Krönung den Verbandsführerlehrgang. 

herrsching.online: Wieviele Leute führen Sie in der Herrschinger Feuerwehr?

Pleyer: Zum aktiven Dienst zählen auch die Jugendlichen. In diesem Dienst zählen wir 81, davon sind 27 Jugendliche. 54 Feuerwehrleute sind zwischen 18 und 65 Jahre alt. Dann darf man in Feuerwehr-Rente gehen und nicht mehr am Einsatzdienst teilnehmen. Im aktiven Dienst haben wir übrigens 10 Frauen.

herrsching.online: Welcher Einsatz ist Ihnen in Ihrer Kommandantenzeit als besonders schwierig in Erinnerung geblieben?

Pleyer:  Es gab viele spannende Einsätze, und jeder Einsatz ist definitiv anders. Schwierig wird es immer dann, wenn Kinder in Gefahr sind. Ansonsten sind Feuerwehrleute darauf konditioniert, dass es erst gar keine schwierigen Situationen gibt, sondern dass wir eine Lösung dafür haben. 

herrsching.online: Ein Feuerwehrmann ist mit vielen dramatischen Ereignissen konfrontiert, in denen Menschen in Gefahr sind, in denen es Verletzte oder gar Tote gibt. Was macht das mit einem?

Pleyer: Jeder Feuerwehrmann hat eine ganz eigene Art der Bewältigung und der Aufarbeitung. Am wichtigsten ist die Kameradschaft. Wir müssen nicht nur können, wir müssen uns auch kennen. Das ist sehr wichtig.  Nach Einsätzen sitzen wir zusammen und reden darüber. Das ist der erste Aufarbeitungsschritt. Es entspricht ja dem Klischee, wenn man die Feuerwehr nach einem Einsatz mit einer Halben Bier sieht…

herrsching.online: … der Volksmund sagt, die Feuerwehr löscht eben gern… 

Pleyer:… das ist nichts anderes als eine Kompensationsmaßnahme, um die Geschehnisse zu verarbeiten. Wir haben aber auch eine Psychosoziale Notfall-Versorgung und könnten Seelsorger kontaktieren. Diese Leute sind besonders geschult für Einsatzkräfte. Aber das Wichtigste ist die Aufarbeitung in der Gruppe beim Spezi, also beim Getränk, oder auch mal bei einer Halben Bier. Man darf natürlich nicht alles nah an sich ranlassen, man braucht eine Mauer, sonst frisst einen der Dienst irgendwann auf. 

herrsching.online: Wie alt sind Ihre Frauen und Männer im Durchschnitt?

Pleyer: Wir sind eine recht junge Feuerwehr, unser Schnitt liegt zwischen 38 und 42 Jahren. 

herrsching.online: Sie haben also keine Nachwuchssorgen?

Pleyer: Wir sind im Moment gut aufgestellt, aber wir nehmen immer gerne Leute, von 12 bis 18 bei der Jugendfeuerwehr und ab 18 im aktiven Dienst. Wir heißen  jeden willkommen. Wir brauchen immer Leute. 

herrsching.online: Was muss man mitbringen, um ein guter Feuerwehrmann zu werden?

Pleyer: Die Fähigkeiten entwickeln sich bei der Feuerwehr. Man muss nicht zwingend ein Handwerk gelernt oder ein Studium absolviert haben. Zuerst einmal muss man die körperlichen Voraussetzungen haben, weil unser Dienst immer mit körperlichem Einsatz verbunden ist. Wir formen unsere Nachwuchskräfte so, dass sie gut werden. 

herrsching.online: Welche charakterlichen Eigenschaften sind hilfreich für einen Feuerwehrmann?

Pleyer: Draufgänger brauchen wir nicht, Selbstüberschätzer brauchen wir auch nicht, aber Mut ist durchaus hilfreich. Man muss aber schon auch die Motivation haben, helfen zu wollen. Und eine gewisse Verbundenheit mit der Gemeinde sollte man auch mitbringen. Schließlich heißt es ja: Wir retten Herrsching seit 1873. Das meinen wir auch, das ist nicht nur so dahingesagt. 

herrsching.online: Spötter sagen, die Feuerwehr sei die Armee des Bürgermeisters.

Pleyer: Der Bürgermeister ist unser oberster Dienstherr, das stimmt schon, aber nur in der politisch-administrativen Schiene, nicht in der  taktisch operativen. Aber ja, wir sind ein Teil der Gemeinde und dazu der größte, weil wir den größten Personalstamm haben und über die teuerste Technik verfügen. Die Armee des Bürgermeisters sind wir aber gewiss nicht, weil der Bürgermeister nicht sagen kann: Ihr macht’s das und das. 

herrsching.online: Aber die Feuerwehr ist ja auch für repräsentative Anlässe sehr nützlich – zum Beispiel für Fronleichnamsprozessionen. 

Pleyer: Wir leisten nicht nur einen wertvollen Dienst, wir sind auch einer der ältesten Vereine im Ort. Die Feuerwehr in Herrsching ist wie erwähnt 1873 aus einer Initiative der Ortsbauern entstanden, die den Brandschutz verbessern wollten. Wir sind aber auch für die anderen Vereine und ihre Veranstaltungen wichtig, weil wir Straßen sperren und den Brandschutz sicherstellen. Jeder im Ort braucht uns, auch wenn’s nur für Feierlichkeiten ist. 

herrsching.online: Was nimmt ein Mensch mit, der Dienst bei der Feuerwehr verrichtet hat?

Pleyer: Er lernt Kameradschaft und die Fähigkeit zu richtiger Freundschaft. Selbst man einen Kameraden mal nicht so mag, mögen wir uns.  

Man eignet sich  vielleicht auch ein paar Ticks an. Ich zum Beipiel schau mir in jedem Hotel die Fluchtwege an. 

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