Breitbrunner beim Aufhängen der Nisthäuschen: Initiatorin Kathrin Greimel (auf der Leiter) hatte alle Spender zur „Housewarming-Party" eingeladen. Foto: Gerd Kloos

Breitbrunner stiften 28 „Vogelvillen“

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Kathrin Greimel sammelt Geld für Nisthäuschen in der Ex-Perger-Plantage/Mardersichere Kästchen sollen auch seltenen Vogelarten Brutplätze bieten//

Sozialer Wohnungsbau einmal anders: 28 Einfamilienhäuser für 1000 Euro, das sollte man einmal Bauministerin Klara Geywitz erzählen. Allerdings sind die Häuschen auch nur 25 Zentimeter groß. Die Breitbrunnerin Kathrin Greimel-Moog hat mit einer Crowdfunding-Aktion Nistplätze für Meisen, Spatzen, Kleiber und Fledermäuse geschaffen. Halb Breitbrunn war am Samstag aus dem Häuschen, um die Nistplätze in der ehemaligen Perger-Plantage aufzuhängen. Kathrin Greimel jubelte: „Breitbrunn ist nun ein Stückchen lebenswerter – besonders für die Vögel.“

Artenschutz vor der Haustür: Der Herr der Bäume, Timo Friesland und die Vogelhaus-Initiatorin Kathrin Greimel

Der Wald sei kein guter Gastgeber mehr für die Vögel, beklagen Naturschützer. Richard Gebendorfer vom Bund Naturschutz Starnberg weiß: „In den heutigen Wäldern und Landschaften finden die Höhlenbrüter selten geeignete Bäume mit Höhlen zum Brüten.“ Gebendorfer beriet die Breitbrunner Tierfreundin Greimel-Moog beim Kauf der Nistkästen. Die sind zwar bis zu 6 Kilo schwer, aber dafür „mardersicher“ und extrem robust, wie Vogel-Freundin Greimel betont. Könnte schon sein, dass manche Birdie-Burg den Baum überlebt, an dem sie hängt.

Der Hausherr der Apfelplantage, Timo Friesland, 39, freut sich ebenfalls über die Aktion: „Wir arbeiten hier vor der eigenen Haustür für den Arten- und den Klimaschutz“, sagt der Apfelsaft-Baron. Seine Marke heißt jetzt nicht mehr Perger, sondern „Natürlich“. Natürlich sagte er auch, als ihn Kathrin Greimel gefragt hatte, ob man die Nistkästen an seinen Apfelbäumen aufhängen dürfe. Betriebswirtschafler Friesland will mit seinen Obstbäumen in Breitbrunn und Schlagenhofen nicht nur biologisch wirtschaften, sondern auch neue landwirtschaftliche Modelle probieren. So können sich bei ihm Firmen, die eine ökologisch unsaubere Weste haben wie zum Beispiel Autohersteller, Umweltzertifikate erwerben. Inzwischen sind Unternehmen wie Mitsubishi oder Bauprojektentwickler Accumulata München mit von der Partie und dürfen sich einen grünen Zweig an den Hut stecken (dies ist kein Zitat). Das sei, so Friesland, eine neue Art der Landwirtschft ohne Dünger. Dass er nicht aus der Landwirtschaft komme, sei sein Potenzial. Motto: Geht nicht gibt’s nicht.

6 Kilo sind die Häuschen aus gepresstem Hoz (Fachleute sagen Holzbeton dazu) schwer. Da kommt kein Marder durch die Mauern.

Auch Kathrin Greimel geht mit dieser erfrischenden Unbekümmertheit ans Werk: „Ich habe viele Freunde und Bekannte angesprochen, um die Nistkästen zu finanzieren – Fremde wollte ich nicht anbetteln. Einige Geber haben sich sogar mit 100 Euro beteiligt“, freut sich die Sportlehrerin, die inzwischen als Privattrainerin arbeitet. So kamen 1010 Euro zusammen. Das Geld reichte für 27 dieser Nato-oliv gestrichenen Häuschen und für eine Turmfalken-„Villa“ in 6 Metern Höhe. „Hauptzielart sind die verschiedenen Meisen wie Blaumeise, Kohlmeise, Tannenmeise und der Kleiber“, sagt der BN-Experte Gebendorfer, „Die Nistkästen wurden so ausgewählt, das sie auch für seltene Arten wie Gartenrotschwanz, Wendehals und Trauerschnäpper geeignet sind. Wir hoffen, dass sich diese seltenen Arten einfinden, weil die Umgebung mit den Obstbäumen, den Wiesen und dem nahen Wald auch für diese Arten als Lebensraum gut geeignet sind.“

Damit die verschieden großen Vögel einziehen können, sind die Fluglöcher unterschiedlich groß – für Meisen und Spatzen zum Beispiel 30 mal 45 Millimeter weit in Hochovalform (Hersteller ist übrigens die Hasselfeldt GmbH). Marder können die Häuschen aus gepresstem Holz nicht knacken. Bleibt zu hoffen, dass die riesige Raben-Population am Königsberg (nach Zählungen im Herbst leben bis zu 100 Tiere hier) die neuen Nachbarn in Ruhe lässt.

Damit sich die bezugsfertigen Behausungen unter den Meisen, Kleibern und Wendehälsen auch herumsprechen, locken Futterstellen zur Wohnungsbesichtigung. Müßte eigentlich klappen – wo kann man heute noch mietfrei wohnen?

1 Comment

  1. Eine tolle Idee und sicher ein Beitrag zu mehr Vogelschutz. Im Namen des Breitbrunner Gartenbauvereines ein herzliches Dankeschön.
    Verein für Gartenbau-und Landschaftspflege Breitbrunn e. V.
    1. Vorstand

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