„Husten, Schnupfen, Heiserkeit und das lähmende Gefühl in den Beinen“, klagte Harald Schmidt in einem Werbespot. Heute würde niemand mehr über den Werbe-Clown lachen, sondern bei ähnlichen Symptomen zum Teststäbchen greifen. Seit der Landkreis Starnberg eine der höchsten Inzidenzen Deutschlands hat, guckt Covid-19 überall um die Ecke. Deshalb wollten wir von einem Praktiker wissen, welche Symptome Covid-Patienten befallen.
Der Breitbrunner Allgemeinarzt Dr. Daniel Bach, der in Etterschlag eine Privatpraxis betreibt, kennt das Omikron-Krankheitsbild von vielen Patienten. Allerdings schränkt er ein: „Zu mir kommen fast nur geimpfte Patienten.“ Von denen musste er noch keinen ins Krankenhaus schicken.
herrsching.online: Wie sehen die typischen Symptome bei einer Omikron-Infektion aus?
Dr. Bach: Wir sehen gerade mehr die grippe- oder erkältungsähnlichen Symptome wie Hals-, Kopfschmerzen, Schnupfen und Abgeschlagenheit. Gottseidank sehe ich im Moment keine schweren Verläufe. Aber die Patienten sind schon krank, auch mal 2, 3 Tage bettlägrig. Aber ich musste noch niemanden stationär einweisen. Allerdings musste ich auch bei der Delta-Variante niemanden mit schweren Symptomen einweisen, der geimpft war. Weil meine Patienten überdurchschnittlich häufig geimpft sind, habe ich auch noch keinen ungeimpften Patienten mit Omikron gesehen.
herrsching.online: Es sind also nur 2- oder 3fach geimpfte Patienten bei Ihnen erschienen?
Dr. Bach: Bislang habe ich keinen ungeimpften Patienten gesehen, der an der Omikronvariante erkrankt ist. Daher kann ich keinerlei Aussage darüber treffen, wie die Krankheit bei einem nicht geimpften Patienten aussieht.
herrsching.online: … aber Sie sind sich sicher: Impfung hilft?
Dr. Bach: Sie hilft, schwere Verläufe zu vermeiden. Die jetzigen Beschwerden sind eher Erkrankungen der oberen Atemwege. Hin und wieder kommt es vor, und das erinnert an die ursprüngliche Variante, dass Patienten an Durchfall und Magen-Darm-Infekten leiden. Aber, wie gesagt, Husten, Halsschmerzen, Schnupfen sind die häufigsten Symptome. Aber das haben wir ja gehofft, dass diese leichten Krankheitsbilder erscheinen. Die Omikron-Variante wandert nicht so schnell von den oberen Atemwegen in die Lunge.
herrsching.online: Nun muss ein Patient eine Krankheit mit Bettlägrigkeit subjektiv nicht unbedingt als leichte Erkrankung empfinden.
Dr. Bach: Ja, wenn ein Patient nicht arbeiten kann und 3 Tage im Bett liegt, dann kann er das, wenn er solche Symptome lange nicht erlebt hat, durchaus als schwer empfinden. Ich betrachte eine Erkrankung als schwer, wenn ein Patient sauerstoff- oder beatmungspflichtig ist.
herrsching.online: Atemnot kommt also bei Omikron-Infekten seltener vor?
Dr. Bach: Nicht in der Ausprägung wie bei Delta. Aber es berichten mir schon auch Patienten, dass sie leichter außer Atem geraten. Der Patient nimmt seine Erkrankung immer subjektiv wahr, das kann gar nicht anders sein. Ich als Arzt muss das objektivieren. Wenn ein Patient nach dem Treppensteigen außer Atem gerät, als wäre er in 25 Minuten aufs Hörnle gerannt, dann ist das völlig inadäquat. Ob das dann Atemnot, Dyspnoe, ist, muss der Arzt objektivieren. Aber der eine oder andere Patient berichtet durchaus, dass er tiefer atmen muss, um Treppen in den zweiten Stock zu steigen. Ich hatte aber dieses Jahr noch keinen Patienten, bei dem die Sauerstoffsättigung bedrohlich schlecht gewesen wäre.
herrsching.online: Kommt die Omikron-Welle im Landkreis nun in den Arztpraxen an?
Dr. Bach: Bei mir in der Praxis kommt das immer schubweise an. Kürzlich hatte ich 7 PCR-Tests, davon war nur einer negativ. Wir Ärzte spüren das aber auch daran, dass unser eigenes Personal betroffen ist. Manche Ärzte müssen ihre Praxen schließen, weil sie selbst oder Mitarbeiterinnen Kontakt hatten, oder erkrankt sind.
herrsching.online: Corona-Ansteckungspartys sind keine gute Idee?
Dr. Bach: Ein Arzt, ich spreche jetzt mal für alle Ärzte, die eine schulmedizinische Ausbildung haben, würde nie eine Erkrankung herbeiführen. Wir halten weder etwas von einer Corona- noch von einer Windpockenparty, weil es unsere Aufgabe ist, Krankheiten zu verhindern. Außerdem kann auch mal ein leichter Infekt eine schwere Erkrankung auslösen, warum auch immer. Es ist ethisch ein großer Unterschied, ob man sich einen Infekt trotz großer Vorsicht eingehandelt hat, oder ob man ihn wissentlich herbeigeführt hat. Wenn man jemanden bei einer sogenannten Party infiziert und der dann eine schwere Erkrankung erleidet, dann hat man sich aktiv verschuldet.