Bahnunterführung – ein Feuchtbiotop und Millionen-Grab für Bahn und Land? Eine Machbarkeitsstudie sollte aufzeigen, ob eine Betonwanne in Seenähe technisch und finanziell möglich ist

Unterführung oder Dauerparkplatz Rieder Straße?

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Expertentreffen mit Bahn, Behörden und Bürgermeister: Schlüpft mit dem 10-Minuten-Takt der S-Bahn die Staatsstraße unter der Bahn durch?/

Bekommt Herrsching eine Bahn-Unterführung an der Rieder Straße – oder werden die Schranken nach Eröffnung der zweiten Stammstrecke zur Verkehrs-Thrombose mit anschließendem Infarkt?

Bei einem Treffen zwischen Bahn, Bürgermeister und Straßenbauamt Weilheim wurde jedenfalls nicht klar, wohin die Reise geht. Bisher, so die Bahn, sind die Schranken 14,5 Minuten pro Stunde geschlossen. Bei einem Fünfzehn- oder gar Zehn-Minuten-Takt würden die Schranken dank zweiter Stammstrecke etwa 20 Minuten pro Stunde den Verkehr aufhalten.

Bürgermeister Christian Schiller berichtete im Gemeinderat von dem Bahn-Bürgermeister-Straßenbauamt-Treffen. Schlauer sind die Teilnehmer jedenfalls nicht geworden. „Eine hässliche Unterführung wünscht sich eigentlich niemand in einem Ort“, meinte Schiller, aber keine Unterführung ist wohl auch keine Lösung: Wenn die Schranken geschlossen sind, fließt viel Verkehr in die Madeleine-Ruoff-Straße ab und belästigt dort die seenahen Villen. „An warmen, sonnigen, also verkehrsreichen Sonntagen staut sich bei geschlossenen Schranken der Verkehr auf der Rieder Straße oft bis zur Polizei oder gemeindeauswärts bis zur Nikolauskirche“, hat Bürgermeister Schiller beobachtet. Die Rieder Straße als Dauerparkplatz kann sich niemand wünschen, auch wenn in zehn Jahren die Hälfte der Autos elektrisch betrieben sein sollte und keine Abgase verursacht.

Eine Unterführung würde etwa 15 Millionen Euro kosten. Dieses Geld müssten Bahn, Bund und Land zusammenbringen, die Gemeinde hätte außer zweijährigem Dauerstau, Dreck und Lärm nur indirekte Kosten. Angeblich, so verlautete aus Teilnehmerkreisen, würden alle eine Unterführung begrüßen, aber einen „Automatismus zweite Stammstrecke mit 10-Minuten-Takt ist gleich: Unterführung“ gebe es nicht.

Das Straßenbauamt, also das Land Bayern, befindet sich dabei in einer Zwickmühle. Einerseits muss das Amt auf den Staatsstraßen für einen reibungslosen Verkehr sorgen. Andererseits sind die drohenden Kosten enorm.

Bei dem Treffen ließ die Bahn einen Blick in ihre Abläufe zu: Die Schranken seien jedenfalls auf dem neuesten technischen Stand (es gab in letzter Zeit tatsächlich wenig Defekte). Wann die Schranken geschlossen werden, bestimme der Zugführer der S-Bahn. Laut Plan, so die Bahn, werden die Schranken bei Zügen aus Hechendorf 3 Minuten vor dem Passieren der Rieder Straße geschlossen. Bei der Abfahrt einer S-Bahn aus Herrsching werde 2 Minuten vorher abgeriegelt. Ob diese Zeiten stimmen, will die Bahn mit einer Videoüberwachung prüfen.

Im Januar soll dann in einem zweiten Treffen noch einmal über die Unterführung gesprochen werden.

1 Comment

  1. Wann setzt sich endlich die Einsicht durch, dass eine zukünftige Mobilität keine Privilegisierung für Autofahrende mehr sein kann. Ein solch „fossiles“ Monster, gebaut mit der umweltschädlichen Grauen Energie Beton und Energie-fressenden Baumaschineneinsatz verbunden mit einer unsäglichen Verschandelung und Zerschneidung unseres Ortsbildes und unserer einzigartigen Promenade – nur damit der Autoverkehr reibungslos funktioniert, ist skandalös!
    Für diese Millionen kann eine Infrastrukur für Alle geschaffen werden: Ausbau sicherer Fuß- und Radwege, mehr Haltepunkte des ÖPNVs, mehr Ladesäulen für E-Autos, hohe Atraktivität für S-Bahn-Gäste und Erholungsuchende uvm..

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