Herrschings Niklauskirche ist telegen: Zum zweiten Mal übertrug das ZDF einen Gottesdienst aus dem katholischen Gotteshaus. In der Predigtmeditation mit Pfarrer Simon Rapp und drei Gemeindemitgliedern ging es um verschiedene Lebenserfahrungen: Führerscheinprüfung und Regeln, die man aus dem Verkehr aufs Leben übertragen kann, Erfahrungen des Elternseins und Erfahrungen des Älterwerdens. Die Meditationen sprachen Johanna Breitenberger, Christina Kraus und Walter Hirschvogel. Die Messe wurde musikalisch vom Ensemble der Pfarrgemeinschaft Ammersee Ost unter Leitung von Elisabeth Schmidt gestaltet. Die charmante Begrüßung und Verabschiedung hatte Pauline Wanner übernommen. Die Fürbitten wurden von den Ministranten Johann Shamshoum, Genovefa Sturm und Joshua Dumpert vorgetragen.
Unter den 50 Kirchenbesuchern waren auch verdiente Männer der Kirchengemeinde: Der ehemalige Gemeindrat Johann Kaindl, der keine Messe in Breitbrunn versäumt, und der ehemalige Breitbrunner Kirchenpfleger Jakob Schrafstetter.
Dass Herrsching zum zweiten Mal die Ehre einer Liveübertragung bekam, liegt an einem einfach Grund. Pfarrer Rapp: „Für den Termin am 10. Oktober hatte eine andere Kirchengemeinde abgesagt. Deshalb brauchte das ZDF einen anderen Ort, an dem es schon einmal war. Der Sender war vor 2 Jahren schon einmal in der St. Nikolauskirche, deshalb wußte die Redaktion, was sie hier erwartet, und welche Technik sie einpacken muss.“

Die Vorbereitungen für die 45 Minuten haben viele Helfer in der Kirchengemeinde in Atem gehalten. Rapp: „Wir haben mehrere Teams zur Vorbereitung gebildet. Einmal gab es das Liturgie-Team, das den eigentlichen Gottesdienst vorbereitete. Dann gab es ein Team, das den anschließenden Telefondienst plante. Nach dem Gottesdienst konnten die Fernsehzuschauer in der Gemeinde anrufen. Dafür brauchten wir ziemlich viele Mitarbeiter. Und schließlich mussten sich Mitarbeiter ums Catering kümmern – bei der Vorbereitung am Samstag galt es, bis zu 40 Leute zu versorgen. Und schließlich gab es viele Kleinteams, zum Beispiel bei den Ministranten, die ja extra proben mussten. Wir hatten zudem Damen, die sich um den Blumenschmuck kümmerten. Es war tatsächlich ein beträchtlicher Aufwand, aber es machte auch Spaß.“
Beim letzten Mal hatte der Pfarrer die große Angst, dass die Kirche nicht voll wird. „Ich hatte überall für den Gottesdienst geworben, weil wir befürchteten, dass die Leute sagen: Oh, das schauen wir uns zu Hause an. Nein, wenn die Kirche nicht voll geworden wäre, wäre das peinlich für Herrsching gewesen. Und dann war wirklich alles da, vom Bürgermeister bis zur evangelischen Pfarrerin. Die Kirche war gerammelt voll, aber das geht dieses Mal leider wegen Corona nicht. Der Fernsehzuschauer muss sehen, dass alle Besucher schön brav eineinhalb Meter voneinander entfernt stehen. Wir haben alles durchgerechnet: Es durfen am Sonntag 50 Leute teilnehmen.“
Und hier noch einmal die Predigt-Meditation. herrsching.online hat mitgeschrieben:
Pfarrer Rapp:
„Wir sind schon manchmal auch ein komisches Volk. Wir wollen immer alles ganz genau geregelt haben und beklagen uns dann über zuviel Bürokratismus. Wir planen immer alles bis ins kleinste Detail und vermissen dann eine belebende Spontaneität. Und wir suchen nach vermeintlichen Sicherheiten und sehnen uns dennoch nach Leben. Auf der Suche nach gelingendem und erfülltem Leben begleiten uns ganz viele Ratgeber, Regeln und Vorschriften. Und dennoch vermissen wir etwas. In der Vorbereitung zu diesem Gottesdienst haben wir dazu zahlreiche Lebenserfahrungen ausgetauscht. Drei davon wollen wir Ihnen heute vorstellen:

Johanna Breitenberger: „Ich bin gerade dabei, meinen Führerschein zu machen. Und am Ende sollte ich mir bestenfalls diese 370 Seiten merken. Aber wie sollte man sich bitte soviele Regeln merken. Ein erfahrener Fahrer hat mir den Rat gegeben: Rechne immer mit den Fehlern der anderen und gib lieber einmal mehr nach, auch wenn Du selbst im Recht bist.“
Christina Kraus: „Für alles gibt es Schulungen, nur nicht fürs Eltern-Sein. Natürlich sind da die gutgemeinten Tipps von Verwandten und Freunden zur Erziehung, Ernährung, Schule, Schlafens- oder Computerzeiten. Aber die passen nicht immer auf unsere Kinder. Wir haben gelernt, uns selbst und unseren Kindern zu vertrauen und abzuwägen, was ihnen wirklich hilft.”

Walter Hirschvogel: „Viele in meinem Alter halten sich fit, ringen um ewige Jugend, suchen alles, um gesund zu bleiben. Ich achte auf mich und akzeptiere, dass mein Körper und ich älter werden. Ich freue mich trotz meiner Wehwehchen meines Lebens, für mein Leben, das mir geschenkt ist.“
Pfarrer Rapp:
„Der Mensch aus dem Evangelium ist uns doch näher, als wir uns eingestehen wollen. Ja, wir halten uns an viele Regelungen, die uns gegeben sind, und suchen dennoch immer weiter nach dem Weg. Der Mann aus dem Evangelium, auf ihn geht Jesus ein, umarmt ihn, er zeigt ihm seine ganze Sympathie und lehrt ihn, aber auch uns etwas ganz Wichtiges. Wir können gelingendes Leben letztlich nicht machen. Denn Leben ist Geschenk. Wir können das Unsere dazu tun, damit Leben gelingen kann. Aber wir müssen auch auf Gott vertrauen, dass er das Seine dazu tut. Wir brauchen Vertrauen in Gott, der unser Leben zur Fülle führen will. Das ist vielleicht die Weisheit, um die wir unser Leben lang ringen müssen. Dieses „Alles-im-Griff-haben-wollen“ loszulassen und Gott zu vertrauen, der unserem Leben Fülle schenken möchte. Das ist auch das, was Jesus im immer neuen Erfahrungen den Seinen versucht hat zu vermitteln und vor allem vorzuleben. Erst im Vertrauen auf Gott wird unser Leben wirklich gelingen.“