Man kann sich das nur schwer vorstellen – Herrsching ohne Mia Schmidt. Die Vorsitzende des Seniorenbeirats bereitet langsam ihren Umzug ans Westufer vor – sie wird mit ihrem Mann nach Dießen ziehen. Herrsching verliert eine prägende Persönlichkeit des kommunalen Lebens. Aber Abschiede ist sie gewohnt: Sie hat eine Karriere als Fernseh-Vorturnerin hinter sich, sie war 52 Jahre Übungsleiterin beim TSV, sie war Gemeinderätin und treibende Kraft in der Interessenvertretung der älteren Bürger Herrschings. Und sie hat eine Lebensphilosophie entwickelt, nach der sie offensichtlich selber lebt: „Wenn man schon nicht den Wohnort wechselt, sollte man zumindesten drei- bis viermal die Wohnungseinrichtung wechseln.“ Sie wechselt in absehbarer Zeit beides, Wohnort und Tapeten.
herrsching.online: Frau Schmidt, Sie haben in der Kommunalpolitik Herrschings tiefe Spuren hinterlassen – als Gemeinderätin, langjährige Sprecherin des Integrateams und dann als Vorsitzende des Seniorenbeirats. Ab November 2025 verlassen Sie Herrsching und ziehen nach Dießen. Für Herrschinger Bürgerinnen und Bürger unvorstellbar – ein Gemeindeleben ohne Mia Schmidt. Können Sie sich das vorstellen, in Ruhestand zu gehen?
Mia Schmidt: Das kann ich mir gut vorstellen. Vor allem, wenn man weiß, dass unter Umständen ein neues Tor aufgehen kann. Vorausgesetzt, man bleibt neugierig.
herrsching.online: Hört sich geheimnisvoll an. Wir zählen mal aus dem Gedächtnis auf, was der Seniorenbeirat in den letzen Jahren auf die Beine gestellt hat: Der Aktionstag in der Bahnhofstraße mit Beteiligung vieler Geschäfte und Institutionen, die Woche der Verkehrssicherheit, Fahrradtrainings, Ausflüge, Konzerte, Beratungstermine, Geselligkeit und politische Interessenvertretung für die ältere Bevölkerung. Eine sehr unvollständige Aufzählung – was habe ich vergessen?
Mia Schmidt: Der Seniorenbeirat hat sich sehr gut vernetzt im Ort, das „Wir“ wird hier gelebt.
herrsching.online: Menschen übers 65 stellen in Herrsching ein Drittel der Bevölkerung. Werden ihre Anliegen in der Gemeindepolitik ausreichend gehört und berücksichtigt?
Mia Schmidt: Gemessen an unserem Einsatz können wir zufrieden sein. Es liegt immer an der Gesprächsbereitschaft und Aktivitätsfreude – wer nicht startet, kommt nicht weiter. Besonders interessant und weiterführend waren unsere Gespräche mit den Fraktionen im Gemeinderat, leider gab es von der Grünen-Fraktion bisher noch kein Gesprächsangebot.
herrsching.online: Sie haben sich immer wieder mit dem Rathaus angelegt. Beispiel: Sie wollten einen Zuschuss für die Arbeit des Seniorenbeirats, damit jeder Senior sich Ausflüge leisten kann, Sie forderten für gefährliche Stellen in Herrschings Straßen Verbesserungen, Sie haben konkrete Pläne für die Nutzung des Bahnhofs vorgelegt, und dann drohten Ihre ganzen Seniorenbeirats-Aktivitäten am fehlenden Versicherungsschutz zu scheitern. Aber auch das haben Sie hinbekommen. Hätten Sie sich oft gewünscht, dass Ihre Arbeit als Interessenvertretung der Senioren einfacher ist?
Mia Schmidt: Glücklicherweise leben wir in einer Demokratie, da geht es kontrovers zu. Was heißt schon einfach? Entscheidungsprozesse in der Kommunalpolitik dauern, da gehören Geduld aber auch Hartnäckigkeit und ein Umgehen auf Augenhöhe dazu.
herrsching.online: Wenn Sie den Vorsitz abgeben, wie geht’s dann weiter mit dem Seniorenbeirat?
Mia Schmidt: Meine Amtszeit als Seniorenbeirat endet turnusmäßig im November 2025, da habe ich fast das biblische Alter von 80 Jahren erreicht. Es wird neue Seniorenbeiräte geben, jünger, dynamischer. Wir Alten haben vorgearbeitet.
herrsching.online: Was wird das Beste für Sie in Dießen sein – der Dampfer nach Herrsching?
Mia Schmidt: Vielleicht finden die Landkreise, wegen der Senioren und Jugendlichen, Wege zur Einrichtung eines Bussystems rund um den Ammersee. Mit ihm und dem Schiff hätte ich die Möglichkeit, regelmäßig am Ammersee-Freizeit-Boccia-Turnier mit dem Gewinn des Wanderpokals teilzunehmen.