Ein riesiger Stahlfinger bohrte sich neben den Bahnschranken 20 Meter tief ins Erdreich. Die Ergebnisse der Bohrungen fließen in die Machbarkeitssstudie ein, die im nächsten Jahr kommen soll. Foto: Gerd Kloos

Riesenbohrer soll untersuchen, ob Bahnunterführung technisch möglich ist

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Ein ganz dickes Ding wühlt sich gerade an der Bahnschranke ins Erdreich. Bis zu 20 Meter ist der Bohrer einer oberschwäbischen Erderkundungsfimra bereits in den Untergrund an den S-Bahngleisen vorgedrungen. Erdgas-Suche, Ölquellen-Exploration? Der Anlass der Probebohrung ist weniger spektakulär: Das Staatliche Bauamt in Weilheim lässt für eine Machbarkeitsstudie erkunden, ob der Untergrund unter den Bahnschranken für eine Unterführung geeignet ist. Die Studie sollte eigentlich schon im Frühjahr 2023 vorliegen, aber die Bahn hatte es nicht sonderlich eilig: Sie hält die Unterführung ohnehin für unnötig. Und sie hat im Augenblick wohl auch andere Sorgen.

Die ersten Ergebnisse der Bohrung lassen nichts Gutes erwarten: Die Arbeiter sind schon nach 5 Metern unter der Oberfläche auf Wasser gestoßen. Silke Schweigler vom Staatlichen Bauamt Weilheim, damals zuständig für den Kreis Starnberg, sagte im Interview mit herrsching.online im vergangenen Jahr, dass für eine Unterführung eine Grundwasserwanne unter den Gleisen betoniert werden müsse. Diese riesige Wanne würde dann sozusagen im Grundwasser, das vom See üppig gespeist wird, schwimmen. Allerdings müsste, bevor der Freistaat nach damaligen Schätzungen mindestens 50 Millionen in die Hand nimmt, die Deutsche Bundesbahn von dem Projekt überzeugt werden. Silke Schweigler im Interview ganz offen: „Die Bahn sagt, aus ihrer Sicht seien keine weiteren Maßnahmen notwendig, das passe.“

Tatsächlich wäre eine Unterführung sowohl bautechnisch als auch verkehrlich sehr anspruchsvoll, räumte Silke Schweigler ein: Immerhin müsste der Verkehr während der Bauarbeiten vermutlich über das ehemalige Bofrostgelände geleitet werden.

Aber die Brisanz ist aus der Sache ohnehin raus: Nachdem bekannt wurde, dass die zweite Stammstrecke wohl erst Ende der Dreißiger Jahre fertig wird, ändert sich an der Taktung der Schrankenschließung nicht viel. Da Bahn und und Bevölkerung die Schranken aber seit über 100 Jahren als gottgegeben hinnehmen, gibt es wohl dringendere Projekte als eine riesige Betonwanne an einem seenahen Standort.

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