Im nächsten Jahr wird mit Pomp und Blasmusik eines der schönsten Gymnasien Bayerns eröffnet, und der Kreisverkehr in der Nachbarschaft sieht aus wie ein Punk. So ähnlich haben sich Gemeinderäte über die Wildblumenwiese im Rondell geäußert. Um die Autofahrer aus Weilheim und Andechs angemessen zu begrüßen, wünschte sich der Bauausschuss eine repräsentative Visitenkarte. In der letzten Sitzung bestellten die Gemeinderäte also beim Grünplaner: 3 Großsträucher, rund 40 Kleinsträucher und 3 Magerpflanzenbeete. Herrschings grüne Visitienkarte im Verkehrsteller wird voraussichtlich etwa 25000 Euro kosten.
Gemeinderat Christoph Welsch (Grüne) forderte einen stattlichen Baum in der Mitte des Verteilers. Keine Chance, sagte Grünplaner Vohburger von der Beratungsfirma NRT, das Straßenbauamt in Weilheim duldet keine festen Hindernisse auf dem Kreisel. Da fuhr Gemeinderat Wolfgang Schneider aus der Haut: „Warum sollen wir in Herrsching immer die Deppen sein, in vielen Kreiseln stehen Bäume, Fahnenmasten und ähnliches.“
Man muss nicht weit fahren, um Schneiders Einwände zu überprüfen: In Inning stehen Bäume und ein Laternenpfahl, in Weilheim, so Schneider, grüßen Fahnenmasten. Vielleicht sind die Verkehrsaufseher in Herrsching vorsichtiger, weil eine Zuleitung aus Andechs kommt. Und da besteht theoretisch die Gefahr, dass ein Doppelbock mit am Steuer sitzt und die Kurve nicht kriegt.
Tatsächlich ist das schon einmal passiert: Wie die Polizei mitteilte, bog ein Fahrer nicht in den Kreisverkehr am Gymnasium ein, sondern fuhr stangerlgradaus auf den Grashügel, riss 2 Verkehrszeichen mit und setzte dann seine Fahrt fort. Die Polizei vermutete aufgrund der Reifenspuren, dass es sich um ein größeres Fahrzeug gehandelt haben könnte, das die Geländefahrt ohne größere Schäden überstanden haben dürfte.
Also keine Bäume, keine Fahnen, kein Wappen, sondern Sträucher. Diese Gestaltung wird voraussichtlich 25000 Euro kosten, bietet aber eine mittlere Biodiversität, ist insekten- und bienenfreundlich und bietet unterschiedliche Blütenzeiten – es ist also gärtnerisch immer was los im Kreisel.
Eine andere Variante mit einer Sandfläche in der Outline des Ammersees gefiel den Räten weniger, wäre aber billiger. Gemeinderat Gerd Mulert gab in seinem Statement kund, dass ihm die jetzige Blumenwiesengestaltung durchaus gefalle. In der CSU-Fraktion hat die Wiese dagegen keine Freunde.
Wenn ich das Grünflächen Management in Breitbrunn so betrachte, sehe ich schwarz bei der Bepflanzung des Kreisels mit Sträuchern. Das sieht dann in 5 Jahren wie ein Urwald aus. Oder wird die Grünflächenpflege nur in Herrsching optisch gestaltet. Abgesehen davon könnte man 25 000 € sinnvoller anlegen. Und wenn ich an all die Bienen denke die dann vor dem Auto landen. Wir haben eine Hauptverkehrsstraße da halte ich eine bienenfreundliche Bepflanzung für kontraproduktiv.
Die neue „Frisur“ und damit verbundenen Kosten in Höhe von 25.000.-€ für den Kreisverkehr kann man sich sparen, da die Autofahrer aus Weilheim und Andechs als erstes von dem Anblick des Monster-Gymnasiums erschlagen werden und aufgrund ihres Schockzustandes froh sein dürfen, der Verkehrsführung des Kreisverkehrs folgen zu können. Zusätzlich werden sie durch den auf dem neuen Sportplatz sattfindenden Schulsport abgelenkt, dass die Gestaltung des Kreisverkehrs nicht wahrgenommen wird.
Ob das „einer der schönsten Gymnasien Bayerns“ nächstes Jahr im September 2025 eröffnet werden kann, glaube ich ohnehin aufgrund des aktuellen Baufortschritts nicht. Aktuell laufen hauptsächlich immer noch die Rohbauarbeiten.
Abschließend will ich noch anmerken, dass bei dem Kreisverkehr beim ALDI in Wessling schon mehr Fahrzeuge gerade über den Kreisverkehr gedonnert sind, als der Eine in Herrsching; vermutlich saßen da mehr „Doppelböcke mit am Steuer“, die aus Andechs kamen.
Wenn das Strassenbauamt Weilheim auch für den Inninger Kreisel zuständig war, dann stellt sich schon die Frage, ob sich die Gemeinderäte in Herrsching auch ueber diese Vorgaben selbstbewußt hinwegsetzen hätten können. Aber da Herr Schneider und die anderen Raete diese Wahl für Bäume nicht erhielten, mussten sie für die seltsam teure, aber sicher ökologisch wertvolle Blumenwiese stimmen. Optisch ist es sicher eine schöne Begrüßung am Ortseingang für die Autofahrer.