Johann Kaindl bestellte seine Felder vorausschauend: „Sie werden im Gemeinderat mein Nachfolger als Breitbrunner Vertreter“, sagte er einmal zum Schreiber dieser Zeilen. Das ergab sich dann aus vielen Gründen nicht, aber Johann Kaindl wollte immer gestalten. Ob er in der Nachkriegszeit mit seiner Kabelverlege-Maschine schnelle Telefonanschlüsse ermöglichte oder in seinen 42 Jahren als Gemeinderat in Breitbrunn und Herrsching sein mitunter gefürchtetes „I moan aber schon“ in die Debatte warf, er wollte die Welt – jenseits aller parteipolitischer Ideologie – besser machen. Es sind viele Gesten und Ereignisse überliefert, die Johann Kaindl als guten Menschen von Breitbrunn ausweisen. „Heit is Dienstag, und wenn Sie Zeit ham, in der Kirch wäre noch ein Platz für Sie“, warb er unaufdringlich nachdrücklich für den werktäglichen Messebesuch. Und anschließend hielt er oft die treuen Kirchgänger in der Schokosphäre frei, wo am Dienstag natürlich Plätze reserviert waren. Als eine Kirchgängerin einmal ihrem Begleiter signalisierte, dass sie kein Opfergeld dabei habe, hörte er das und drückte ihr 5 Euro für den Klingelbeutel in die Hand.
Johann Kaindl war ein unerschütterlicher Katholik , wenn er in einer Sonntagsmesse fehlte, musste man sich Sorgen um ihn machen. Er sah viele Pfarrer kommen und gehen, Johann Kaindl aber war die Konstante in der Heilig-Geist-Kirche. In der knirschte es vor einigen Jahren gewaltig im Gebälk – das hölzerne Pyramidendach ging aus dem Leim. „Die alte Johanneskirche hat Jahrhunderte gehalten, die neue Kirche ist schon nach 50 Jahren sanierungsbedürftig“, sagte er im Film „Der Mann und sein Berg“.
Wir wissen nicht, was er zur Sanierung spendete, aber es war vermutlich kein Kleingeld. Zu einem seiner Geburtstage, das weiß der Autor dieser Zeilen von ihm selbst, hatte er nur einen speziellen Wunsch: Seine ganze Familie solle mit ihm die Sonntagsmesse besuchen.
So wie ihm Glaube und Wohlergehen seiner Kirche am Herzen lagen, so inbrünstig kümmerte er sich um seine geliebten Bienen. Jeder, der ein kleines Stückchen Garten besaß, wurde von Johann Kaindl mit einer Weide zwangsbeglückt, damit die Bienen im Frühjahr Futter fanden. Und wo kein Garten, da machte Johann Kaindl Partisan Gardening rund um die Perger-Obstplantage. Er pflanzte Weiden in die Gegend und goß sie an heißen Sommertagen mit der Gieskanne.
Auch den Vögeln galt seine besondere Liebe – bei der Nistkastenaktion von Kathrin Greimel in der Perger-Plantage half er beim Belegungscheck. Auch der Landesbund für Vogelschutz profitierte von seinen Beiträgen. Und für den BUND, nun kein ausgewiesener Verbündeter seiner CSU, zog er von Haus zu Haus und sammelte er Spenden.
Über die Liebe zu seinem Königsberg ist schon viel geschrieben worden. Im Sommer, wenn an seinem Bankerl einsam ein paar Schuhe standen, wussten Eingeweihte, dass Johann wieder barfuß die Info-Ständer am Gipfel auffüllte. Als er einmal mit verbundenem Arm vom Berg kam und besorgte Fragen beantworten sollte, antwortete er mit einem Kindervers: Sprach die Frau Kern/des werd scho wieder wern/Es wusste schon Frau Horn/Des ist glei wieda worn, bei der Frau Wimmer war’s noch viel schlimmer. Im Wehklagen war er nicht so geübt.
Wenn einem Breitbrunner, der nicht zur autochtonen Bevölkerung gehört, von Johann Kaindl das Du angeboten wurde, dann war das so etwas wie ein kleiner Orden, vielleicht sogar ein nichtvererblicher Adelstitel.
Gerd Kloos