Skyline-Park, Klettergarten, Hellebrunn – alles schon gesehen, alles abgehakt? Dann hätten wir einen Vorschlag, der Kinder und Eltern freut: einen Tag auf der Eselfarm Asinella am südlichen Ende des Ammersees: Mit elf Eseln lehrt die Eselfarmerin Anahid Klotz, wie Tiere und junge Menschen respektvoll miteinander umgehen. Gina, Eddi, Walli, Lucille oder Lena, Lolo oder Jimmy sind bestens erzogen und ertragen selbst sehr lebhafte Kinder mit einer – Eselsgeduld.
Lolo hat über die Stränge geschlagen. Nein, nicht mit den Hufen – mit den Zähnen. Die Dame wiegt 168 Kilo, sie hat ein paar Rüben zuviel erwischt. Lolos Chefin Anahid Klotz legt die Stirn in Falten, während vier graue Beine von der Waage staksen. Ja, auch Esel haben mit dem Idealgewicht zu kämpfen.
Elf Esel bevölkern die Eselfarm Asinella (lat.: Asinus für Esel), die heißumkämpfteste Landwirtschaft im Kreis Weilheim. Das Gelände im Außenbereich der Gemeinde Pähl lehnt sich sanft an den Berg, es ist eine friedvolle Landschaft, wenn noch noch Olivenbäume wüchsen, könnte hier auch der Garten Gethsemane sein.

In dieser oberbayerischen Moränenlandschaft, meist bevölkert von Kühen und auffallend vielen Pferden, sind Esel die Exoten. Die Eselfarm-Betreiberin Anahid Klotz würde jetzt protestieren, weil die sanften Vierhufer schließlich heimische Wildtiere waren. Der Esel vertrage das Essen hier, die Landschaft, das Klima, den Regen. Den Langohren geht es, davon ist die resolute Farmerin mit dem pädagogischen Sendungsbewusstein überzeugt, südlich des Ammersees richtig gut.
So gut wie den Kindern, die in den Ferien einen Tag im Esel-Eldordo erleben. „So, Kinder, wir begleiten jetzt Lolo und Jimmy zum Wiegen“, sagt die Farmerin an. Die beiden Vierhufer trotten mit einem Dutzend Kindern in eine Scheune, wo die mechanische Waage steht. Rein ins Gatter, die Gewichte wie bei Großmutters Küchenwaage hin und hergeschoben, und dann wissen alle außer Jimmy, dass das sanfte Langohr 151 Kilo schwer ist. Das ist ok, Jimmy muss nicht auf Magerkost umgestellt werden.
Die Kinder zwischen 5 und 13 Jahren werden in Gruppen eingeteilt, die als „Chef“ einen Esel haben: Gina, Eddi, Walli, Lucille oder Lena, Lolo oder Jimmy werden dann vermessen, als wären sie beim Maßschneider: Anahid Klotz will die Stockhöhe wissen und das geschätzte Gewicht. Beim Quiz müssen die Kinder kreativ die Lieblingseigenschaften der Tiere abschätzen. Ob die Tiere zur Rasse der Grande Noir du Berry gehören, zu den europäischen Zwergeseln oder pferdeähnliche katalanische Großesel sind, alle sind an Kinder gewöhnt wie Kühe an die Melkmaschine. Die Esel mögen Gesellschaft, haben die Ruhe weg und akzeptieren – ganz demokratisch im Gegensatz zu vielen Herdenmenschen – keine Leittiere. Es gebe, sagt Farmerin Klotz, auch keine Rangordnung. Deshalb gebe es auch keinen Streit unter den Eseln, sie liebten die Partnerschaft – auch mit den Menschen.

Esel, da sind sich dann alle Kinder nach einem Tag auf der Eselfarm einig, dürfen niemals zu Salami verarbeitet werden. Nichts weniger als den Respekt vor der Schöpfung will Tierpädagogin Klotz den Kindern in den Stunden auf der Eselfarm vermitteln. Vielleicht sind solche Gedanken in der Vorstellung der offiziellen Nutz- und Schlachttier-Politik umstürzlerisch.
Kontakte: Asinella Eselfarm, D-82396 Pähl,
Tel.: D-08808-924280, D-0176-29232565, e-mail: e-mail: hallo@asinella.com. Ein Ferientag in der Gruppe kostet mit Verpflegung 39 Euro.
Ein kleiner Dialog mit Eselfarmerin Anahid Klotz:
Sie bieten für ganz normale Schulkinder Ferientage mit Eseln an, Sie haben aber auch Therapiekurse im Programm. Was passiert in den Therapien mit den Kindern und den Eseln?

Klotz: Es kommt darauf an, ob wir Kinder mit geistiger Behinderung haben oder mit emotionalem Förderbedarf. Da fangen wir mit dem Friendly Game an. Das heißt: Mit dem Tier Kontakt aufnehmen, Gemeinsamkeiten zwischen Kind und Mensch kennenlernen. Zum Beispiel lernen die Kinder, dass das Tier auch gerne Pause macht oder eine Belohnung bekommt.
…ähnlich wie wenn Kinder eine Belohnung dafür einfordern, dass sie die Hausaufgaben gemacht oder das Zimmer aufgeräumt haben…
Klotz… ganz genau. Was ich auch gerne üben lasse, sind Verantwortlichkeiten, zum Beispiel: Halte die Richtung, halte das Tempo. Das soll das Kind dem Esel sagen.
…Esel gelten ja als stur…
Klotz: Nein, der Esel ist auf keinen Fall stur. Er hat nur genaue Vorstellungen von Sicherheit und Komfort. Wenn er sich sicher fühlt und dann auch noch bekuschelt wird, dann denkt er: Ich steh doch hier gut, warum soll ich hier weggehen? Dann muss man ihm halt schon sagen: Wir wandern jetzt, und du kannst nicht die ganze Zeit fressen. Du hältst dann bitte Tempo und Richtung.
Wandern gehört zu einem Ihrer wichtigen Angebote?
Klotz: Ja. 2 Begleiter nehmen sich einen Esel in die Mitte. Da gehen wir dann 10, 12 Kilometer weit. Oder bei 2-Tages-Touren für Erwachsene sogar 20 Kilometer nach Paterzell. Wir übernachten dann im Landgasthof. Da steht das Erlebnis mit der Gruppe und mit dem Lieblingstier im Vordergrund. Es war kürzlich auch eine Frau dabei, die nach einer Krebstherapie gedacht hatte, dass sie nie mehr als einen Kilometer laufen könne, und plötzlich war sie 10 Kilometer gelaufen. Der Esel hatte sie motiviert und ihr Freude geschenkt.
Was haben Sie für ein Verhältnis zum Esel? Ist er mehr als ein Betriebsmittel für Sie?
Klotz: Ich sehe den Esel ganzheitlich, als ernstzunehmendes Wesen. Er hat viel mit uns Menschen gemein, er denkt wie wir. Ich glaube auch nicht, dass der Mensch überm Tier steht. Den Esel gibt es schließlich schon länger als den Menschen.
Gehört ein Esel in unsere oberbayerische Kulturlandschaft?

Klotz: Unbedingt. Der Esel war schließlich ein heimisches Wildtier. Der Esel verträgt das Essen hier, die Landschaft, das Klima, das Wasser.
Kann man einen Esel auch als Haustier halten?
Klotz: Klar. Meinen allerersten Esel haben wir bei der Haftpflichtversicherung als zahmes Haustier versichert. Aber Sie brauchen 2 Esel, der Mensch lebt ja auch nicht gerne allein. Ein Esel kann schon mit einem Hund, den er kennt, zusammenleben. Aber vom Wesen her sind sie verschieden: Ein Hund ist ein Raubtier, ein Esel ist ein Fluchttier.
Wie gewöhnt man einem Esel das schreckliche Schreien ab?
Klotz: Hinter dem Schreien steckt ja ein Grund. Vielleicht hat der Esel Hunger, oder er fühlt sich allein. Oder er schreit, wenn er einen Schubkarren mit Heu sieht. Manchmal sind es es auch nur Kontaktrufe. Aber es ist eigentlich doch schön, wenn ein Esel schreit.
Was für eine wundervolle Einrichtung! Die so Vielen Freude und Unterstützung bringt! Das zeigen die glücklichen Gesichter von Mensch und Tier! Möge sie ewig erhalten bleiben!!