Hässlich, vergammelt und vernachlässigt: Das Kienbachbett ist ein Mauerblümchen im Herrschinger Ortsbild. Schön daran sind nur die grünen Naturtupfer auf grauen Betonmauern. Doch Rettung naht: In diesem Jahrzehnt noch könnte sich das Rinnsal zu einer grünen Lunge entwickeln: Am Montagabend beschloss der Gemeinderat schräge Uferbefestigungen mit Wasserbausteinen, wo immer es der Platz und die Bebauung zulassen. „Signature-Sektor“ soll das Bachbett östlich der Bahnhofbrücke werden. Nach einer lebhaften Debatte beschloss der Gemeinderat, die porösen Betonmauern durch eine schräge Uferböschung (Neigungswinkel etwa 45 Grad) mit Wasserbausteinen zu ersetzen. Für diese Lösung muss allerdings ein bachnaher Baum geopfert werden. Bürger und Besucher, die auf der Brücke flussaufwärts blicken, sehen irgendwann einmal eine strukturierte Steinböschung statt schmuddeliger Betonwände.
Die Grünen befanden sich in einer unbequemen Dilemma-Situation: Wenn sie gegen eine Betonmauer und für eine schräge Uferböschung mit Wasserbausteinen stimmen, würden sie den bachnahen Baum opfern. Gerd Mulert plädierte für die städtebaulich attraktive Lösung: „Auf eine Betonmauer zu blicken ist schrecklich.“ Es folgte ein für Grüne ungeheuerlicher Satz: „Dann gibt es halt einen Baum weniger.“ Das Echo kam prompt. CSU-Rätin Reich lachte vernehmlich, vielleicht sogar leicht höhnisch. Beistand bekam Mulert von BGH-Rat Rainer Guggenberger. Er sprach sich klar für die Steinböschung und gegen eine neue Betonmauer aus. BGH-Rat Leo Gruber setzte schließlich der Diskussion mit seinem Expertenurteil ein Ende: „Es ist nicht wahrscheinlich, dass der Baum die Baumaßnahmen überleben würde. Wegen der Bodenverdichtung durch die Baufahrzeuge hätte er noch 5 Jahre Lebenszeit, dann würde er vermutlich eingehen.“ Bürgermeister Schiller bedankte sich ausdrücklich für den fachmännischen Rat und ließ abstimmen: Klare Mehrheit für die schräge Lösung: Wassserbausteine statt Beton.
Für die angeschrägte Uferböschung an der Fischergasse müssen die Planer aber ein Stückchen Grünstreifen opfern. Das nahm der Gemeinderat gerne in Kauf.
Nachtrag: allen, die sich jetzt als „Renaturierer“ bejubeln, weil sie ja Beton durch Wasserbausteine ersetzen, sei ein kleines Geheimnis verraten:
Die Wasserbausteine werden nur zum Teil lose auf Schroppen verlegt werden können, der größte Teil wird in einem frostbewehrten Betonbett verlegt werden müssen. Das Vorgehen kostet nicht nur Grünflächen und Bäume und Sträucher, es spart nicht mal nennenswert Beton ein. Typisch für die heutige Zeit: mehr Schein als Sein.
Bemerkenswert finde ich, dass ein Amt, das ja auf der Höhe der Zeit sein will, nicht mal Alternativen wie Steinmatritzen genannt hat, die das Gleiche mit weit weniger Zerstörung an der Natur hätten erreichen konnten. Alle, die sich seit mindestens einem Jahr intensiv mit der Thematik befasst haben, sind erstaunt darüber, mit welcher Nonchalance die Gemeinderätinnen im Hauruckverfahren alles durchgewunken haben. Wenn die Herrschingerinnen ihren Bach nicht mehr erkennen werden, wird es zu spaet sein… denn „die Birken koennen nicht erhalten werden.. Zwei Rosskastanien können nicht erhalten werden… der Baumbestand… der Gehölzbestand kann nicht erhalten werden.“ (alles Zitate aus der Präsentation, die dort mehrfach zu finden sind). Und man glaubt, Baeume wie Schachfiguren woanders hin verschieben zu können, als ob es nie ein vernetztes Ökosystem gegeben hätte, aus dem sie stammen. Ich wünschte, der Gemeinderat würde mal mit dem Wasserwirtschaftsamt den Bach abgehen und sich zeigen lassen, wozu sie am Montag zugestimmt haben.Laut Bericht im Merkur hatte selbst das Wasserwirtschaftsamt mehr Widerstand erwartet.
Uns gegenüber nisten gerade die Vögel in den efeuumrankten Weidenstämmen und ahnen nichts… Entschuldigung, das ist jetzt bestimmt zu emotional…
Ich weiß nicht, wie man es den Baum- und Bachfreunden noch recht machen könnte.
„Wir“ wollen zwar eine naturnahe Gestaltung des Kienbachbettes, wofür schräge Mauern aus Natursteinen gewissermaßen ideal sind, andererseits darf keinem einzigen Baum oder Strauch auch nur ein Ästchen gekrümmt werden.
Da frage ich mich, wie soll das gehen???
Ich habe mir sagen lassen, dass Sträucher und Bäume auch wieder wachsen. Man muss vielleicht nur ein bisschen Geduld mitbringen.
Nach den jetzt veröffentlichten Informationen über das Ausbaukonzept des Wasserwirtschaftsamtes Weilheim scheint es doch klar, dass die Sanierung ein langer und ausgiebiger baulicher Ausbau des Bachbettes ist. Die Maßnahmen versuchen den Bach extrem zu regeln und ihm die Eigendynamik zu nehmen. Das leuchtet ja auch ein. Es geht um Hochwasserschutz mit Hilfe der Bautechnik. Der Gemeinderat hätte noch um alternative Vorschläge bitten können um eine Wahl zu haben. Aber da war wohl zu wenig Zeit. Im Grunde wird das Bachbett in Herrsching jetzt immer mehr zum Bauwerk. Wenn jetzt im Voralpenland jeder Bach in Zukunft so extrem verbaut wird, dann ist das schon eine Fehlentwicklung. Das Amt in Weilheim gestaltet Wasserwirtschaftszukunft in Bayern. Wir werden sehen.
Wer mit offenen Augen durch Herrsching geht, nimmt wahr, dass der Bach bereits extrem geregelt IST, und dass sich das aufgrund der angrenzenden Bebauung und wegen der Straßen, unter denen er hindurch muss, kaum noch ändern lässt.
Wenn man sich die hässlichen, stellenweise schon zerfallenden Betonwände ansieht, die den Kienbach jetzt eingrenzen, muss man feststellen, dass es eigentlich nur besser werden kann.
Die Vorstellung von einem idyllisch dahinplätschernden, von grünen Ufern umgebenen, das Ortsbild belebenden Bächlein ist an den meisten Stellen bereits Geschichte.
Die „Sanierung“ wird sich über Jahre erstrecken. Im Wort Sanierung steckt ja das lat. „GESUND“. Wenn aber erst einmal viel Baum- und Strauchleben geopfert wird, wie den Äußerungen der Vertreter/innen des WWA zu entnehmen war, fragt man sich, wo hier eine grüne Lunge entstehen soll.
Nachdem man als Zuhörer nicht einmal das Auskunftsrecht hat, auf welche geographische Stelle sich gerade eine Folie bezieht, wundere ich mich, wie schnell die Gemeinderäte und -rätinnen den Fällmaßnahmen zugestimmt haben. Haben denn wirklich alle geglaubt, dass jeweils nur ein einzelner Baum entfernt wird. Das WWA betont ja selber, dass es der Baumbestand in weiten Teilen nicht zu erhalten sei. Mehr Nachfragen zur Begründung wären wünschenswert gewesen.
Natursteine und nicht nur Betonwaende, das ist sicher gut. Es hat sich ja gezeigt, dass die vor vielen Jahren mit Betonwaenden errichteten Mauern am Kienbach in der Ortsmitte, jetzt nach vielen Jahren einer intensiven Geralsanierung bedürfen. Der Kienbach ist also seit Jahrzehnten kein natürlicher Bach im Voralpenland, sondern wurde von baulichen Maßnahmen bereits vor Jahrzehnten verändert. Diese Bauten müssen nun in einem 10 jährigen Bauprojekt erneuert und verbessert werden. Und weil wir inzwischen vor Hochwasser geschützt werden müssen, stört die Existenz dieses Baches inzwischen grundsätzlich und bedroht womöglich das Leben und den Besitz der Herrschinger Bevölkerung. Also weg mit den Bäumen und raus mit den Fischen und das Bachbett mit Baggern bearbeiten! Andererseits lieben wir doch die Natur und wollen den Bach jetzt auch unbedingt renaturieren. Das machen wir mit Ersatzpflanzungen weit entfernt vom Bach. Vorschlag in privaten Gärten oder im Naturschutzgebiet.
Ist das das Konzept der Weilheimer Behörde?
Es fällt mir da schon auf, dass die Behörde in Weilheim ein grundsätzliches Problem damit hat, naturschonend den Kienbach als natürliches Gewässer erhalten zu wollen. Vielmehr geht sie davon aus, dass der Bach sehr gefährlich ist und wir das bisher nur nicht gemerkt haben. So gesehen stört der Bach prinzipiell in Herrsching und müsste überhaupt weggeleitet werden. Aber wohin?
Auch ich vermisse ein Gesamtgewässer Konzept. In den letzten Jahrzehnten sind in Andechs / Machtlfing so viele Wiesen drainiert worden, um sie besser landwirtschaftlich zu nutzen. Sie fehlen als Rückhaltemöglichkeit bei Starkregen. Die Wiedervernässung des Maimooses ist ein sehr wichtiger Beitrag. Wünschenswert wäre, dass noch mehr renaturiert würde. Die Landwirte sollten dafür eine Entschädigung bekommen.
Ich frage mich, ob das WWA diese Möglichkeiten zur Verringerung des Anschwellens des Kienbaches bei Starkregen in ihre Kalkulation mit einbezogen hat??? Das WWA ist für Andechs nicht zuständig, weil der Kienbach erst ab Ochsengraben ein Wildbach ist. Hier ist meines Erachtens überörtliche Zusammenarbeit und Planung dringend erforderlich!!
Schräge Ufer mit Natursteinen sind prinzipiell zu begrüßen , aber wenn dadurch noch mehr Bäume gefällt werden müssen, habe ich trotzdem große Bedenken. Wir brauchen doch die Bäume , sie sind lebensnotwendig für uns und für die Tiere!!
Grundsätzlich ist zu begrüßen, dass die Sanierungsmaßnahmen überwiegend mittels „Wasserbausteinen in Schroppenlage“ erfolgen sollen. Bei eingehender Betrachtung der Präsentation des WWA Weilheim fällt jedoch auf, dass sich bei fast allen Bauabschnitten der Vermerk „Bäume können nicht erhalten werden“ befindet. In seinen Ausführungen betonte der Referent des WWA, dass der landschaftsprägende Baumbestand entlang des Kienbachs Probleme macht. Fakt ist, dass durch diese Baumaßnahme der Baumbestand entlang des Kienbachs der Kettensäge zum Opfer fällt und das Ortsbild massiv verändert wird.
Völlig unbeachtet blieb während des Vortrags der Vermerk auf den Folien, dass bei jedem Bauabschnitt erhebliche Eingriffe durch Baustraßen und „Wasserhaltung“ erfolgen. Es werden einige Brücken saniert bzw. komplett erneuert. Zu den aus diesen Baumaßnahmen resultierenden Verkehrsproblemen gab es keinerlei Aussage des WWA bzw. Nachfragen seitens der Gemeinde oder der Gemeinderäte. Welche Lagerflächen für Baumaterial, Maschinen, etc. werden benötigt? Wo sollen diese in Herrsching eingerichtet werden? Das WWA Weilheim hat für den 18.04.2023 eine Informationsveranstaltung angekündigt. Möglicherweise werden seitens der Herrschinger Bürgerschaft kritischere Fragen gestellt, als dies gestern seitens der Gemeinde Herrsching der Fall war.
Mit Erleichterung haben gestern die Zuhörer*innen im Gemeinderat vernommen, dass das Wasserwirtschaftsamt Betonwände und U-Gerinne nur in einigen Bereichen als Uferverbau plant, ansonsten Befestigungen aus Wasserbausteinen. Mit großer Betroffenheit hingegen haben Zuhörer*innen erfahren, dass das Wasserwirtschaftsamt in jedem Fall die Fällung von schätzungsweise 50 Bäumen vorsieht. Dass sich also der Kienbach in Zukunft zu einer „grünen Lunge“ entwickelt, ist zwar eine schöne Vorstellung, der Realität entspricht sie jedoch nicht.
Auch wurde im Artikel nicht erwähnt, dass in den nächsten 5-10 Jahren der Kienbach an sieben Bauabschnitten „tockengelegt“ und die Sanierung sich zu Herrschings Dauerbaustelle entwickeln wird. Alos nur rosig ich das „Sanierungs-Verkaufspaket“ des Wasserwirtschaftsamts leider nicht.
Die Planungsvorschläge des Wasserwirtschaftsamtes hinsichtlich der gemeindeeigenen Flächen, wurden gestern erstmals öffentlich vorgestellt – der Gemeinderat hat dann im Schnellverfahren darüber abgestimmt. Ohne Berücksichtigung der Interessen angrenzender Anlieger*innen, und ohne Miteinbezug des von der Gemeinde beauftragten Grünplanerbüros, dessen Expertise ja die Grüngestaltung von Orten ist.
Doch Bürgermeister Schiller und sein Team machten kurzen Prozess und entschieden über die ökologische Gestaltung Herrschings, ohne zuvor den Rat ihrer eigenen Berater einzuholen. Warum nur dieser Schnellschuß ?
Ich persönlich begrüße eine Öffnungen des Gerinnequerschnitts im Sinne einer Renaturierung, gebe jedoch zu bedenken, dass jede Baumfällung unter vielfältigen ökologischen Aspekten wohl abgewogen werden muss. Ob dies gestern -in Kürze- geschehen ist, bezweifle ich.
Viele Gemeinden erarbeiten hierfür einen Gewässerentwicklungsplan, der ökologische und gesellschaftliche Interessen einbezieht. Die Gemeinde Herrsching hat darauf bisher verzichtet.
Wie bitte soll sich aus dem Rinnsal „eine grüne Lunge“ entwickeln, wenn z. B. beim Abschnitt Fischergasse/Kienbachstraße laut Wasserwirtschaftsamt der jetzige Baumbestand nicht erhalten werden kann. Beton ist wirklich weder ökologisch noch ästhetisch, aber bewachsen wird er aktuell kaum wahrgenommen. Momentan ist gerade dieser Abschnitt, der als erstes „saniert“ wird, von großen Bäumen inkl. reicher Vogelwelt gesäumt. Wie da nach Abholzung mit Wasserbausteinen eine grüne Lunge gezaubert werden soll, ist mir ein Rätsel. Ich empfehle allen Interessierten, sich die Präsentation des Wasserwirtschaftsamtes auf dessen Website genau anzuschauen, um das Ausmaß der Eingriffe zu begreifen.