Umworbene Schüler: Auf der ersten Berufsmesse in der Christian-Morgenstern-Schule schnupperten die Zehntklässler in die Berufswelt. Die Darchingers stellen übrigens lieber Mittelschüler als Abiturienten ein.

Betriebe putzen sich für Azubis raus

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Es gibt ihn noch – den Lehrstellenmangel. Nicht mehr flächendeckend, aber in einzelnen Berufen sind mehr Azubi-Bewerber auf dem Markt, als es Ausbildungsplätze gibt. Eine dieser seltenen Branchen ist das Schreinerhandwerk: Innungsmeister Martin Frey erzählte auf der ersten „Berufsmesse“ in der Christian-Morgenstern-Schule, dass es im Kreis Starnberg mehr Bewerber als Ausbildungsbetriebe gibt. Aber das ist natürlich die krasse Ausnahme – sonst hätten sich am Donnerstag nicht 13 Betriebe und Innungen in der Martinshalle für die Schülerinnen und Schüler der neunten und zehnten Klassen herausgeputzt. Inititiert hatten Wolfgang und Michael Darchinger den Schnupper-Event für Schulabgänger.

In Herrsching gibt es rund 1200 Firmen, aber längst nicht alle bilden Azubis aus. Vor allem das Handwerk war auf der Berufsmesse stark vertreten: Da erzählte Maurer-Azubi Johanna mit glänzenden Augen von ihrer Ausbildung bei der Baufirma Greimel, und ein Herrschinger Restaurant hätte sogar den Reporter eingestellt, wenn er ins Altersprofil passen würde. Küche oder Service, er hätt’s sich’s aussuchen können.

Erstaunlich, dass manche Betriebe lieber Mittelschüler, die in der 10. Klasse die Mittlere Reife erworben haben, einstellen. Wolfgang Darchinger: „Gymnasiasten, die bei uns eine Lehre machen, sind meist nach der Lehrzeit wieder weg, weil sie studieren wollen.“ Mittelschulabsolventen dagegen blieben ihrem Beruf treu.

Besonders begehrt sind bei den Jugendlichen Berufe im Dienstleistungsbereich. Tobias Johnann, stellvertretender Rektor an der Christian-Morgenstern-Schule, weiß, dass besonders Ausbildungen im Bank- und Einzelhandelsbereich begehrt sind. Besonders hohe Beliebtheitswerte genießt der Mechatroniker-Beruf, sagt Lehrer Johann. Etwa 60 Schüler verlassen jedes Jahr die Herrschinger Mittelschule und treten in die Berufswelt ein. Schon in der achten Klasse machen die Jugendlichen Praktika in Betrieben im Kreis Starnberg. Dort sind sie allerdings in einer fremden, ungewohnten Umgebung, um in einen Beruf reinzuschnuppern, bei der Berufsmesse in der Martinshalle genießen sie Heimrecht und können die Meister und Firmenchefs mit ihren Fragen löchern.

Dass der Einstieg in den Beruf nicht ganz einfach ist, weiß schon der Volksmund: Lehrjahre, behauptet er, seien keine Herrenjahre. Sie müssen, kein Klischee, nämlich auch mal die Brotzeit holen. Und selbst solche Aufgaben sind keine Selbstläufer: „Manche Jugendliche haben sogar Schwierigkeiten, den Einkauf korrekt abzuwickeln“, erzählt ein Meister. Einkäufe machte bisher ja Mutti für die Familie.

Das freut auch die Lehrerinnen und Lehrer der CM-Mittelschule, wenn ihre Schülerinnen und Schüler umworben werden. Von links: Tobias Johann und Katharina Casper (Rektoren), Bürgermeister Schiller und Initiator Michael Darchinger.

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