Der Geldsegen für die Gemeinde ist immer noch ergiebig: Die Steuern werden vermutlich in diesem Jahr steigen. Bild: ChatGPT

Herrschings Sorgen würden andere Gemeinden gerne haben

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Die bayerischen Gemeinden haben 2024 ein Defizit von 5,4 Milliarden angehäuft. Und wie geht’s nun Herrsching finanziell? Muss die Seegemeinde auch bald mit dem Hut rumgehen, um Geld für Schulen, Kitas und Straßen zu erbetteln? Tatsächlich ist die Pro-Kopf-Verschuldung in Herrsching um 372 Prozent gestiegen. Jeder Bürger (und auch jede Bürgerin) steht nun – rein statistisch – mit 709 Euro in der Kreide. Das ist die schlechte Nachricht. Die gute: In ganz Bayern beträgt die Pro-Kop-Verschuldung 1297 Euro, in Deutschland sagenhafte 4 133 Euro. Herrsching steht also finanziell noch immer gut da, das Jammern mancher Gemeinderäte scheint strategischer Art zu sein. Das Kalkül dahinter: Je ärmer man sich macht, desto geringer sind die Ansprüche der Bürger und Vereine an die Gemeinde.

Kämmerin Miryam Goodwin jedenfalls hat noch keine grauen Haare. In der knappen Zusammenfassung ihres 170 Seiten starken Abschlusshaushaltes für 2024 heißt es trocken: „Die Ergebnisrechnung für das Haushaltsjahr 2024 schließt mit einem Jahresüberschuss in Höhe von 1 421.617 (Vorjahr: 1 127.215.38) Euro ab. In der Finanzrechnung, also der tatsächlichen Ein- und Auszahlungen, fehlt allerdings ein Betrag von 76 720 Euro. Aber bei einem Finanzmittelbestand der Gemeinde von 4,24 Millionen „geht man davon aus, dass den finanziellen Verpflichtungen der Gemeinde auch künftig in voller Höhe und fristgerecht nachgekommen werden kann“, wie es in dem Bericht in bester Tiefstapler-Prosa heißt.

Fürs Jahr 2025 macht der Gemeinde die Kreisumlage, also der Beitrag Herrschings zum Kreishaushalt, Sorge: Der Anteil ist inzwischen auf 11 Millionen angestiegen – das sind schwindelerregende 54,8 Prozent der Gemeindeeinnahmen. Vor allem die vier kreiseigenen Kliniken liegen dem Landratsamt schwer auf der Tasche. Und es gibt noch eine spezielle Herrschinger Sorge, die mit allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklungen zusammenhängt: Die Grundstücksverkäufe der Gemeinde haben nicht geklappt, offenkundig haben Investoren wegen gestiegener Kreditkosten kalte Füße bekommen.

Aber das sind – gemessen am finanziellen Status anderer Gemeinden – eher Kleinigkeiten. Viele Kämmerer würden die Herrschinger Zahlen gerne nehmen.

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