Herrsching, altes Haus, geh weida, bleib stehn. Mit diesem wehmütigen Seufzer könnte die Gemeinde einen sehr runden Geburtstag feiern: Ein Gemeinwesen zwischen dörflicher Tradition und großstädtischem Lifestyle feiert sich selbst. „Herscaningun“, wie die paar Hütten in einer Urkunde von 776 hießen, wird unter dem Namen „Herrsching“ 1250 Jahre alt. Die historische Spanne reicht von Tassilo III. bis Söder I., vom unbekannten Dorfältesten des Jahres 776 bis zu Schiller. Das Rathaus stellte nun den Plan fürs große Jubel-Fest im Juni 2026 vor.

In einem großen Festzelt, das bis zu 1800 Besucher fassen wird, feiert Herrsching seine Vergangenheit. Es wird auf dem alten Sportplatz am See errichtet. Die Feierlichkeiten reichen vom Festumzug bis zu den Fingerhaklern, von den Brettlspitzn bis zur Bavarese-Band. Der traditionelle Jahresempfang der Gemeinde, sonst im April das gesellschaftliche Großereignis, wird nächstes Jahr für alle Bürger im Festzelt stattfinden.
Das vorläufige Programm, das der „König vom Ammersee“, Alexander Tropschug, vorstellte, enthält allerdings noch viele weiße Felder. Neben zusätzlichen Ideen fürs Jubiläum sucht die Gemeinde 50 Fest-Volunteers, die im Zelt für Ordnung, volle Krüge und pralle Teller sorgen. Damit die Anlieger rund um den alten Sportplatz, auf dem das Festzelt steht, in den Tagen zwischen dem 7. und 21. Juni keinen Festkoller bekommen, fallen im nächsten Jahr der Pfingst- und der Nachtmarkt an der Promenade aus.

Herrschings Neuzeit fing mit der Bahn an: Die Eisenbahn beendete 1903 die stade Zeit rustikaler Beschaulichkeit. Mit der Dampflok „kamen die Sommerfrischler und Zuagroasten“, wie Tropschug in seiner Vorschau ironisch anmerkte. Spätestens jetzt vermisste der Zuhörer die historische Tiefe im Programm: Aber wer weiß, vielleicht springt der Theaterverein mit spannenden XXL-Führungen durch die Ortsgeschichte ein. Oder der Verein für Archäologie zeigt mit szenischen Beiträgen, wie man in „Herscaningun“ vor tausend Jahren lebte.

Die Vereine jedenfalls sind aufgefordert, den großen Veranstaltungskalender und die integrierte Ortschronik mit eigenen Events aufzufüllen. Bis Ende Juli 25 sollten die Vereinstermine fürs große Jubeljahr im Rathaus eingehen. Überhaupt, so betonten der Vorsitzende des eigens gegründeten Jubiläumsvereins, Ludwig Darchinger, der Bürgermeister und Tropschug, werde nicht nur im Juni gefeiert, das ganze Jahr 2026 solle zum Dauergeburtstag für Herrsching werden.
Damit die Besucher der Herrschinger Promenade, die sich im Sommer unter den Alleebäumen am Ufer entlang schieben, auch etwas mitbekommen von der stolzen Historie, werden Geschichtstafeln aufgestellt – vermutlich nach dem Vorbild des Hauses der Landwirtschaft am Weg zum See.
Wie die Gemeinde mit dem Festverkehr, dem Bedarf an riesigen Parkflächen und Shuttle-Angeboten umgeht, das wurde bei der Präsentation im Jahrhaus noch nicht erläutert. Aber es gibt schon eine Website, die im Laufe des Jahres auf alle offenen Fragen eingeht und auch den Ticketverkauf für die Abendveranstaltungen anbietet: 1250jahreherrsching.de/events.

