Radweg nach Andechs hat Priorität

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Das Projekt Pedalschnellweg von Herrsching nach Breitbrunn steckt in Grundstücksfragen fest/Bauamt plant keine Enteignung verkaufsunwilliger Grundstücksbesitzer/Für CSU-Gemeinderat Bader hat ein Radweg vom Winkelweg zum Breitbrunner Sportplatz Priorität///

Auch beim Radweg-Bau bestimmt das neue Gymnasium die Prioritäten: Für das Staatliche Bauamt Weilheim genießt nun der geplante Radweg zwischen Herrsching und Andechs Vorrang. Abteilungsleiterin Silke Schweigler vom Bauamt in Weilheim äußerte im Gespräch mit herrsching.online die „sportliche“ Hoffnung, dass die notwendigen Baumrodungen an der Staatsstraße 2067 noch in diesem Jahr stattfinden. „Dann könnten wir im nächsten Jahr mit dem Bau beginnen“. Die Grundstücksverhandlungen seien weit fortgeschritten.

Durch diese neuen Prioritäten gerät das „Jahrhundertprojekt“ eines Fahrradwegs zwischen Herrsching und Breitbrunn, sozusagen der Missing Link am Ammersee-Ostufer, wieder in den Hintergrund. Im Norden von Herrsching sind die Grundstücksverhandlungen völlig festgefahren, selbst die Vermittlungsversuche des Landrats sind ergebnislos verlaufen.

Immerhin hatte das Staatliche Bauamt die Trassenführung des Radwegs neu geplant, so dass weniger Grundfläche benötigt wird. Der Weg soll Straßen-begleitend auf der Ostseite, also mit Blick nach Norden auf der rechten Seite, nach Breitbrunn führen. Der Pedal-Schnellweg werde näher an die Auto-Fahrbahn gerückt, was Platz spart und weniger Rodungen erforderlich macht. Die Radler würden nach Norden und Süden im Begegnungsverkehr fahren (Fahrbahnbreite: 250 Zentimeter).

Die Grundstücksverhandlungen gestalten sich dem Vernehmen nach deshalb schwierig, weil ein Anlieger besonders „hartleibig“ sei. Er sei bei einer früheren Grundstücksangelegenheit vom Straßenbauamt schlecht behandelt worden, wird berichtet. Aus Ärger über diese Behandlung weigere er sich, Grundstücksanteile für den straßenbegleitenden Radweg abzugeben.

Die zuständige Abteilungsleiterin des Bauamtes, Silke Schweigler, verweist darauf, dass man bei den Grundstücksverhandlungen darauf achten müsse, dass sie einem „später nicht auf die Füsse fallen“. Soll heißen: Wenn man bei einem besonders hartnäckigen Eigentümer Konzessionen macht, beruft sich ein anderer Grundstücksbesitzer auf diesen Präzedenzfall und fordert ebenfalls einen Preisaufschlag. „Alles hängt mit allem zusammen“, so Schweigler. Die Abteilungsleiterin bekräftigte, dass das Bauamt im Augenblick kein Planfeststellungsverfahren plane. Das würde bedeuten, dass eine rechtlich mögliche Enteignung der benötigten Grundstücke nicht im Waffenarsenal der Behörde liegt. Aber ganz ausschließen wollte Schweigler dieses Verfahren auch nicht.

Die Frage nach einer Enteignung von verkaufsunwilligen Grundbesitzern hatte herrsching.online früher schon der Zweiten Bürgermeisterin, Christina Reich, und dem Fraktionssprecher Thomas Bader (beide CSU) gestellt. Bader dazu: „Ich bin mehr für Verhandlungen. Die Enteignung ist ein harter Eingriff.“ Und seine Fraktionskollegin Reich meinte: „Enteignung ist das allerallerletzte Mittel, das man eigentlich vermeiden möchte.“

Bader hatte in dem früheren Interview allerdings betont, dass es in Breitbrunn eine besondere Gefahrenstelle für Radler gebe: Der Radweg vom Winkelweg zum Sportplatz in Breitbrunn habe für ihn Priorität. „Ich hatte als Jugendtrainer beim SF Breitbrunn immer Angst um die Kinder, die von der Seestraße kamen und die Staatsstraße überqueren mussten. Für dieses kurze Stück kämpfen wir schon seit Jahren, und jetzt soll der Plan an einem 80-Quadratmeter-Grundstück scheitern?

„Wenn wir diesen Radweg hätten, könnte man vom Breitbrunner Sportplatz über Rausch nach Herrsching fahren und hätte sich den Umweg über Ellwang gespart. Das wäre auch für die Ammersee-Umrundung wichtig.  Über ein Fünftel der Einwohner Herrschings wohnt in Breitbrunn, und deshalb brauchen wir einen schnelleren Radweg.“

3 Comments

  1. Schöner Film zur „Mutprobe“. Allerdings wäre bei Wahl der wunderschönen Alternativroute über Ellwang/Rausch oder umgekehrt deutlich weniger Mut erforderlich! Und das oft gebrachte Argument der zu überwindenden Steigungen (die an der Hauptstrasse ja auch irgendwie zu bewältigen sind), zählt in Zeiten eines verschwindend geringen Anteils an „Biobikern“ (die sich ja gerne körperlich betätigen wollen) heutzutage nicht mehr so richtig.

    • Es ist schon ein Unterschied, ob ich einen Berg mit steilem oder sanftem Gefälle radeln muss. Strassenbegleitende Radwege gleichen das Gelände aus und sind für das tägliche Alltagsradeln praktischer. Als Schülerin radelte ich einfach 15 km jeden Tag zur Schule (6 Tage Woche) und Mittags dann zurück. Da habe ich keine Waldwege oder Umwege gewählt. Warum wohl?

  2. Zum Radweg Breitbrunn – Sportplatz. Mein Vorschlag wäre: Ortsschild mit Tempo 50, ca. 100 Meter vor der Einfahrt zum Sportplatz platzieren und einen Blitzer aufstellen. Die Kinder und auch Erwachsene fahren eh den Trampelpfad neben der Straße. Wenn das Tempo der Fahrzeuge reduziert wird kann die Querung der Straße auch gefahrloser erfolgen. Würde sicher gewaltige Kosten sparen.

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