Uli Spindler kämpft für Reformen in der katholischen Kirche.

„Ich habe einen Hoffnungsschimmer für eine Erneuerung der Kirche“

7 mins read

Ist mit dem neuen Papst die Hoffnung auf Reformen in der Kirche gewachsen? Die Herrschinger Maria 2.O.-Mitbegründerin Uli Spindler hatte in einem Beitrag für herrsching.online den Reformwillen vieler Bischöfe und Pfarrer kritisiert: „Einige Pfarrer lassen etwas zu, was andere verbieten, zum Beispiel beim Predigen.“ Wird der Neue aus Amerika nun Forderungen umsetzen, die vor allem von Millionen engagierter Katholikinnen kommen? Die Herrschingerin Uli Spindler glaubt, dass Leo XIV den Bedürfnissen der Kirchenbais entgegenkommt.

„Weltpolitisch hat man den Eindruck, dass vieles aus den Fugen geraten ist und Persönlichkeiten dringend benötigt werden, die mit einem überparteilichen Wertekompass ihre Stimmen für den Frieden in der Welt, für Gerechtigkeit, für die am Rande Stehenden und für die Achtung der Schöpfung, der Umwelt, aber auch der Mitmenschen erheben.

Vor diesem innerkirchlichen Hintergrund und der weltpolitischen Situation kam der Entscheidung des Konklaves eine sehr weitreichende Bedeutung zu, die auch außerhalb der Kirche mit größter Spannung erwartet wurde.

Die Wahl des Augustiner-Ordensmann Robert Francis Prevost war im ersten Moment eine große  Überraschung und die Feststellung  „Wer als Papst in das Konklave rein geht, kommt als Kardinal wieder raus!“ hat sich wieder einmal bestätigt.

Je mehr aber über den zurückhaltenden, bescheidenen US-Amerikaner mit zweiter peruanischer Staatsbürgerschaft bekannt wurde, desto größer wurde die Begeisterung über die Wahl. Eigentlich scheint er unter den aktuellen Gegebenheiten die perfekte Besetzung als Papst zu sein.
Er hat den Namen Leo XIV. für seine Nachfolge Petri gewählt, was als sehr deutlicher Hinweis verstanden werden kann, wie er seine künftige Aufgabe und seine Schwerpunkte sieht.
Sein Namensvorgänger Leo XIII. ging als politischer Papst in die Geschichte ein, der sich Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhundert sehr für soziale Gerechtigkeit einsetzte und die soziale Enzyklika „Rerum Novarum“ verfasste.

Die wichtigsten Attribute, die zu Robert Francis Prevost immer wieder genannt werden, sind „Brückenbauer“, „pragmatischer Diplomat“ und „guter Zuhörer“. Das untermauern auch die wertschätzenden Kommentare, die zu seiner Wahl als Papst aus allen Lagern der Kirche und der Welt abgegeben wurden.

Er ist gebürtiger US Amerikaner und er weiß, wie die Amerikaner ticken, hat aber als Ordensbruder der Augustiner über 27 Jahre in Peru, Südamerika, gewirkt und kennt somit auch die Sorgen und Nöte der Armen. Er spricht fünf Sprachen, hat nicht nur Theologie, sondern auch Mathematik und Philosophie studiert und gilt als Kosmopolit und Weltbürger. Seit 2023 war er im Vatikan der Präfekt des Dikasteriums für die Bischöfe, sozusagen der Leiter der Personalabteilung des Vatikans.

Die Begeisterung darüber, dass sich die Mehrheit der Kardinäle für Robert Francis Prevost entschieden hat, ist sehr groß, und damit auch die Erwartungshaltung, wie er sein Amt führen wird.
Mit der Begrüßung „Friede sei mit Euch allen!“ hat er eine Richtung vorgegeben. Von ihm ist auch bekannt, dass er sich für ein entschiedenes Handeln gegen den menschengemachten Klimawandel (siehe auch Enzyklika Laudato si) und gegen die Zerstörung der Erde ausspricht. Er thematisierte auch, dass die Beherrschung der Welt nicht „tyrannisch“ werden dürfe und hat ebenfalls schon sehr deutlich Äußerungen von Donald Trump und JD Vance kritisiert.

Innerkirchlich ist er, wie sein Vorgänger Papst Franziskus, ein großer Befürworter des synodalen Prinzips und der Synode 2021-2024. In seiner ersten Ansprache als Papst bekräftigte er, dass „wir euch allen Brüdern und Schwestern (…) eine synodale Kirche sein wollen, eine Kirche, die geht.
Er hat auch 2023 zwischen dem Synodalen Weg aus Deutschland und dem Vatikan vermittelt und geholfen, Missverständnisse auszuräumen.

Dass er sich 2023 kritisch zum Thema „Frauenordination“, die „nicht unbedingt ein Problem löst, sondern vielleicht ein neues Problem schafft“, geäußert hat, ist auch bekannt und zeigt den Reformkräften, dass er auch Vorbehalte hat. Andererseits zeigt er wiederum, dass er zuhört, nach Lösungen sucht und auch lernwillig ist.

So betonte er nach der Veröffentlichung der Deklaration Fiducia Supplicans des Dikasteriums für die Glaubenslehre, die die Segnung von nicht kirchlich verheirateten Paaren erlaubt, die Rolle der nationalen Bischofskonferenzen. Diese müssten seiner Meinung nach angesichts der kulturellen Unterschiede über die lehrmäßige Autorität verfügen, um solche Richtlinien in ihrem lokalen Kontext auszulegen und anzuwenden.

In einem weiteren Interview 2024 sagte er, er habe im Zuge der Weltsynode gelernt, wie viele verschiedene Sichtweisen es auf die Rolle des Bischofs gebe. Der Grundsatz sei jedoch seiner Meinung nach, dieser solle kein „kleiner Prinz sein, der in seinem Königreich sitzt“, sondern sei „authentisch dazu berufen, bescheiden zu sein; den Menschen, denen er dient, nahe zu sein, mit ihnen zu gehen, mit ihnen zu leiden.“

Wenn man all diese Aussagen auf die anstehenden Entscheidungen zur Umsetzung des Schlussdokuments der Synode projiziert, bleibt auf alle Fälle die Hoffnung, dass er auf eine Dezentralisierung der Entscheidungen setzt und noch mehr auf die Bedürfnisse der Kirchenbasis im jeweiligen ethnischen Kontext eingeht.

Unter diesem Aspekt sehe ich auf alle Fälle einen Hoffnungsschimmer für eine Erneuerung der katholischen Kirche und für die Umsetzung der Reformen. Wir sollten weiterhin auf die Heilige Geistkraft vertrauen.

Schreibe einen Kommentar

Your email address will not be published.

Aktuellste Meldungen

Radweg nach Andechs hat Priorität

Das Projekt Pedalschnellweg von Herrsching nach Breitbrunn steckt in Grundstücksfragen fest/Bauamt plant keine Enteignung verkaufsunwilliger Grundstücksbesitzer/Für

Ins Knie geschossen

Ein Kommentar von Gerd Kloos Stellungnahmen sind keine Liebkosungen, sagte der Bürgermeister zum Thema Geothermie in