In der letzten Gemeinderatssitzung hat die Gemeinde Farbe bekannt: Geothermie? Vielleicht, aber nicht am geplanten Standort nahe des Gewerbegebiets. Der Gemeinderat verabschiedete nun eine Stellungnahme zu den Betriebsplänen der „Erdwärme Herrsching“. Genau 19 Einwände bringt das Rathaus gegen die Wärme aus der Tiefe vor: Bürgermeister Schiller ließ keinen Zweifel daran, dass er den geplanten Standort kategorisch ablehnt. Er sieht auch das Landratsamt und andere Behörden auf seiner Seite.
Die Gemeinderätin Christiane Gruber (BGH) und Gemeinderat Alexander Keim (FDP) legten immer wieder Einspruch gegen Formulierungen im Text ein – vergebens: Die vernichtende Kritik des Rathauses an den Wärmeplänen wurde vom Rat abgesegnet. Diese Stellungnahme bedeutet noch nicht, dass das Projekt endgültig gestorben ist. Aber sie ist auch kein Booster für das Jahrhundert-Projekt. Gemeinderat Johannes Puntsch fasste seine Meinung zu den Einwänden sarkastisch zusammen: „Ich bin froh, dass Dein (des Bürgermeisters) Name unter dem Papier steht und nicht meiner.“ Der Bürgermeister konterte: „Stellungnahmen sind keine Liebkosung.“
Die Projektgesellschaft Erdwärme Herrsching GmbH & Co. KG, die sich die Bergrechte für das Gebiet gesichert hatte, hatte beim Bergamt Südbayern den Betriebsplan „Errichtung des Bohrplatzes und Durchführung der Bohrarbeiten GT1 und GT2″ eingereicht. Die Beamten des Bergamtes ließen daraufhin wissen, dass „aufgrund der überschlägigen Prüfung keine Umweltverträglichkeit erforderlich ist“. Die Gemeinde Herrsching war nun aufgefordert, als „Träger öffentlicher Belange“ zu dem Plan Stellung zu nehmen. Und diese Stellungnahme geriet zu einer Generalabrechnung: 19 Punkte führt das Rathaus auf, die nicht geklärt seien oder gegen das Vorhaben sprechen.

Beispiele:
• Nicht nachvollziehen könne man, dass auf eine 3D-Seismik verzichtet wurde. In der Diskussion im Gemeinderat stellte sich heraus, dass niemand diesen Fachbegriff genau erklären konnte.
• Die Erschließung des Bohrplatzes über den Mitterweg sei gänzlich ungeeignet. Im Rat kam die Frage auf, warum die Baustelle nicht über eine provisorische Straße zur Seefelder erfolgen könne.
• Der Zeitplan mit der Errichtung des Bohrplatzes im dritten Quartal 2025 sei unseriös. Hier hakte Alexander Keim ein und bat eine um nicht diskriminierende Sprache.
• Die ausreichenden Flächen reichten für Schleppkurven, Wendeflächen und ähnliches nicht aus
• Wie werde bei einem Leck eines Lastwagens, der Trinkwasser-gefährdete Stoffe verliert, verfahren, um das Eindringen in den Boden zu verhindern?
• Der Wasserbedarf sei nicht ausreichend dargestellt
• Der Schwerlastverkehr führe am Pfarrzentrum vorbei mit der größten Kinderbetreuungseinrichtung des Ortes
• Es gebe an der Baustelle keine Ver- und Entsorgungsleitungen für Wasser, Abwasser, Fernwärme oder Strom
• An welches Wärmenetz solle das heiße, aus dem Untergrund gewonnene Wasser angeschlossen werden? Es liege keine Projektplanung vor
• Der geforderte elektrische Leistungsbedarf von fünf Megawatt sei derzeit nicht sichergestellt
• Es gebe für die Einspeisung von gewonnenem Strom keine Einspeisemöglichkeiten
• Es gebe im Betriebsplan keine Alternativstandorte für eine Bohrung
• Es müsse sichergestellt sein, dass bei einem Scheitern der Bohrung keine Industrieruine zurückbleibe
• Das Landschaftsbild um das Naturschutzgebiet Herrschinger Moos werde nachhaltig massiv beeinträchtigt. Es bestehe die Gefahr, dass bei entsprechenden Wasserentnahmen das Moos trockenfalle. Aus dem Gemeinderat heraus wurde darauf hingewiesen, dass das Wasser aus einer Tiefe von etwa 4000 Meter gewonnen werde. Außerdem werde das kalte Wasser nach dem Wärmetausch wieder in die Tiefe gepumpt.
• Im Übrigen liege aus der Bürgerschaft ein Bericht vor, dass seit 2023 wieder Kiebitze am Pilsensee brüten und es dort auch ein Seeadlerpaar gebe. Aus dem Gemeinderat heraus wurde argumentiert, dass das Seeadlerpaar am südlichen Ammersee niste und die Kiebitze im Aubachtal lebten.
• Zudem werde durch das Vorhaben die Sichtachse Richrung Pilsensee durch die 53 Meter hohe Bohranlage und die 10 Meter hohen Lärmschutzwände beeinträchtigt. Gemeinderäte wiesen darauf hin, dass der hohe Bohrturm ja wieder abgebaut werde.
Nicht erläutert wurde im Gemeinderat, wer der Verwaltung bei der Recherche und bei der Formulierung der Stellungnahme behilflich war.
Das kennen wir nun leider schon seit Jahren aus dem Rathaus:
„VERWALTEN, VERTAGEN, VERWERFEN.“ Die Begründung lautet dann immer:
“ Das geht nicht weil… …*
Wo bleiben da Mut und Engagement der Gemeinde, auch neue Wege zu gehen?
Die Aufgabenstellung an das Rathaus war klar und machbar: eine sachliche Stellungnahme der Gemeinde zum Betriebsplan der Tiefengeothermie am Standort Herrsching.
Doch statt einer nüchternen Bewertung legte der Bürgermeister zum letztmöglichen Zeitpunkt – wenige Tage vor Fristende – ein Schreiben vor, das mehr Urteil als Stellungnahme war. Damit entzog er dem Gemeinderat faktisch die Möglichkeit, inhaltlich einzugreifen oder das Dokument neu zu formulieren. Für mich als Zuhörerin wirkte die Sitzung wie ein inszenierter Schauprozess – nicht gegen das Projekt an sich, sondern gegen dessen Erfolg: Die Projektträger hatten sämtliche fachlich erforderlichen Gutachten beigebracht und einen Investor gefunden, der bereit ist, den wertvollen Beitrag der Erdwärme für unsere Gemeinde zu heben.
Umso befremdlicher war es, wie der Bürgermeister – durch seine bewertenden und teils herablassenden Formulierungen – öffentlich Zweifel an den Einschätzungen der zuständigen Fachbehörden streute. Die Stellungnahme wirkte dadurch weniger wie ein reflektierter Beitrag der Gemeinde, sondern eher wie eine persönliche Auseinandersetzung mit einem Projekt, dessen Dimension er offensichtlich nicht vollständig nachvollziehen kann.
Besonders irritierend war, dass der aus Sicht vieler Bürgerinnen zentrale Punkt – die Zuwegung zum Bohrplatz über den Mitterweg – offenbar nie ernsthaft und konstruktiv innerhalb der Gemeinde diskutiert wurde. Gemeinderätin Tanja Kodisch-Kraft (CSU) stellte daher zu Recht die Frage, warum es bislang keinerlei direkten Austausch mit den Projektbetreibern im Gemeinderat gegeben hat. Auch VertreterInnen der BGH, FDP und GRÜNEN zeigten sich ob des Schreibens deutlich irritiert.
Ich selbst hätte diesem Schreiben niemals zugestimmt – so wie die BGH, die geschlossen dagegen votierte. Ironischerweise hätte dann nicht der Gemeinderat, sondern die Verwaltung ein Problem gehabt: Denn trotz einer gewährten Fristverlängerung hatte sie versäumt, die Abgabe frühzeitig im Gemeinderat auf die Tagesordnung zu nehmen. Ein Versäumnis, das durch die späte und inhaltlich unausgewogene Vorlage selbst verschuldet gewesen wäre.
Ich möchte die Bedeutung des Themas Geothermie für Herrsching nicht unterschätzen, aber… F1ür uns Breitbrunner waere es doch ein großer Gewinn, wenn auf das großflächige Feuerwehrdach mal eine Photovoltaikanlage kaeme. Bei unserem Sommerwetter im April rechnet sich das gleich und sofort. Ich habe diese Erfahrung seit heuer in unserem kleinen Reihenhaus bereits positiv erfahren. Könnte die Gemeinde da mal einen Gang hochschalten? Es ist doch zu einfach immer nur zu überlegen, was nicht geht und ob es überhaupt nicht geht und ob es dann vielleicht später einmal geht. Ich will ja keinen Druck machen, aber wir stecken im Klimawandel …
Es wurde in der Gemeinderatssitzung ausführlich begründet, weshalb eine größere PV-Anlage auf dem Dach des Breitbrunner Feuerwehrhauses zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht sinnvoll ist, auf den Dächern anderer Gebäude aber durchaus.
Das wundert mich. Das Breitbrunner Gebäude hat ein Satteldach nach Süd-Osten und Westen und einen hohen Stromverbrauch durch Feuerwehr und Vereine. Wie lauten denn da nicht genauen Zahlen des Gutachters? Das finde ich sehr seltsam.
Man muss sich ernsthaft fragen, welche oder wessen Interessen der Bürgermeister vertritt.
Wer will, findet Wege.
Wer nicht will, findet Gründe.
In Herrsching werden ja so manche Entscheidungen getroffen wo man nur den Kopf schütteln kann, Fahrradstreifen, Pflanztröge, Gymnasium, usw. immenseH Kosten für die Gemeinde (mir hams ja )
Bohrlöcher für Geothermie auf Kosten des
Unternehmens u. seit Jahren in Planung werden plötzlich abgelehnt .Wieso warum?
Strom kommt aus der Dose,
Milch kommt aus der Tüte
Wärme kommt aus dem……
Nix für unguad .
Was wäre denn die „richtige“ Stelle? Bis jetzt ist mir kein weiterer Kandidat für das Amt des Bürgermeisters bekannt.
Aber vielleicht wissen Sie ja mehr….
Davon abgesehen, hat die Geothermie in Herrsching ebenfalls das Potential, zu einem Millionengrab zu werden.
Allerdings zu einem, von dem gar niemand etwas hat, im Gegensatz zu Gymnasium und bezahlbarem Wohnen am Mitterweg.
Am Ende wird der Freistaat darüber befinden, ob das eine gute Idee ist und wer davon „etwas hat“, liebe Frau Böckelmann. Ich halte die Alternativen Solarpanelversiegelung und Winradspargelzucht für wesentlich unangenehmer. Ein bisschen mehr Offenheit Neuem gegenüber wäre schon schön. Am Ende kann man auch als einfacher Gemeinderat nicht abschließend beurteilen, wie groß das Risiko für Unternehmergeldbeutel, Natur und Mensch tatsächlich ist. Andere Gemeinden haben sich aber schon getraut und zum Großteil davon profitiert.
Mein post war eigentlich als Antwort auf Petra B.‘s Kommentar gedacht, steht nun leider an der falschen Stelle und ist daher womöglich missverständlich 😉
Zwar ist die Geothermie ein Herzensprojekt der Grünen, allerdings geben zumindest mir persönlich die Einwände der Unteren Naturschutzbehörde doch zu denken.
Außerdem sind für die Nutzung der aus der Geothermie gewonnenen Energie weitere Anlagen erforderlich, die nicht ohne weiteres zur Verfügung stehen (Stichworte Wärmenetz, Verstromung).
Das alles spricht nicht grundsätzlich gegen die Erschließung der Geothermie, auch in Herrsching, es könnte aber sein, dass hier tatsächlich an der falschen Stelle gebohrt werden soll.
Fehlentscheidungen in diesem Punkt würden wahrscheinlich nicht nur den Unternehmer, sondern auch die Gemeinde teuer zu stehen kommen.
Im Bereich zwischen Bahnlinie und Seefelder Straße befinden sich das Gewerbegebiet und eine große Zahl von Wohnanlagen mit vielen Wohneinheiten . Eine Geothermie-Anlage am geplanten Standort könnte somit durch ein relativ kleines Wärmenetz bereits eine Vielzahl von Herrschinger Haushalten versorgen.
Warum hat die Geothermie in Herrsching das Potential zu einem Millionengrab zu werden? Werfen Sie einen Blick auf die zahlreichen Tiefen-Geothermieanlagen rund um München. Die Gemeinde Grünwald investiert aufgrund der großen Nachfrage bereits in eine zweite Anlage in Oberhaching-Laufzorn.
Weiterer Kandidat nicht bekannt? Ihnen, Frau Böckelmann, vielleicht nicht. Würde auch überraschen! Warten Sie´s ab.
Ich kann dazu nur eins sagen: es wird Zeit für einen neuen Bürgermeister und Gemeinderat. Nur noch lächerlich. Alles was Sinn macht wird blockiert aber für zwei Millionengräber (Gymnasium und Wohnungsbau Mitterweg) da ist Geld da. Man kann nur hoffen das die Bürger nächstes Jahr bei den Wahlen ihr Kreuz an der richtige Stelle machen.