Der nördliche Teil der Gachenaustraße trug irgendwann den Namen des VdK-Funktionärs Erich Holthaus. Dass er ein reinrassiger Nazi war, schien damals niemand gewusst zu haben - oder wollte man es nicht wissen?

Bald neue Namen für die Madeleine-Ruoff- und die Erich-Holthaus-Straße?

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Der Gemeinderat beschloss am Montagabend, dass für die Madeleine-Ruoff-Straße und die Erich-Holthaus-Straße neue Namen gesucht werden („aber bitte keine mit Namensbezügen“, wie Bürgermeister Schiller betonte). Mit 11 zu 9 Stimmen stimmte der Rat diesem Grundsatzbeschluss zu. Der Grund für die Umbenennung sind die NS-Verstrickungen der Millionärserbin Madeleine Ruoff und des glühenden NS-Parteimiglieds Holthaus. Für die Ploetzstraße gibt es keinen neuen Namen, weil sich der Rat mit der Erklärung zufrieden gab, dass mit dem Namensgeber „Ploetz“ die Familie und nicht der NS-Rassen-Ideologe Alfred Ploetz gemeint sei. herrsching.online wird am Dienstag ausführlich berichten. Der Bürgermeister regte an, dass es für die Anlieger beider Straßen eine Pauschale geben solle, mit der die Kosten für die Adressänderungen ausgeglichen werden sollen. Für die Gewerbetreibenden soll Pauschale höher ausfallen.

5 Comments

  1. Ich hoffe, dass ich mit meinen bisherigen Kommentaren nicht andere Buerger unserer Gemeinde verletzt habe. Mir waere es auch viel lieber gewesen, wenn bei der Ploetzstrasse eine Umbenennung in Asternweg oder so erfolgt wäre. Mir, als Sonderschullehrerin, war und ist es besonders wichtig, dass man nicht Alfred Ploetz ehrt. Er hat behinderte Kinder als lebensunwerte Menschen dem Hitlerregime I’m Grunde ausgeliefert, indem er eine wissenschaftliche Rechtfertigung lieferte. Er war nicht der einzige Schreibtischtaeter, aber eben ein sehr hochgestellter. Mein Vorschlag für die Umbenennung der Madeline Ruoffstrasse waere der frühere Name: Keramikstrasse. Der war doch wirklich originell und sehr passend.

  2. Ja, die Immobilie wurde gerne genommen. Und zwar 1939/40 vom Bürgermeister Ludwig Schertel, der in der Nazi-Zeit schon einmal Bürgermeister in Herrsching war und mit Madeleine Ruoff gut bekannt war.
    Er war es auch, der 1967, in seiner zweiten Amtszeit, die Umbenennung der Keramischen Straße in Madeleine-Ruoff-Straße veranlasst hat.

    Wie kann man Vergangenes vergangen sein lassen, wenn einen dieser Straßenname täglich an eine Frau erinnert, die sich an arisierten Immobilien bereichert hat?

  3. Ja, eine Adressänderung macht Mühe. Ein angemessener Umgang mit der Geschichte des eigenen Landes sollte diese Mühe aber wert sein.

  4. Aber die Millionen die die Gemeinde von Madeleine Ruoff bekommen hat wurden gerne genommen. Wann hört das endlich mal auf. Vergangen ist vergangen. Ich rede nicht von vergessen aber irgenwann ist es auch mal gut. Und die Kosten trägt mal wieder der Bürger.

    • Wie von Frau Böckelmann zutreffend erwähnt, wurde die Immobilie gerne genommen in einer Zeit, wo Deutschland zwar offiziell den 2. Weltkrieg und den Nationalsozialismus hinter sich gelassen hatte, aber tatsächlich nach wie vor braune Seilschaften in Deutschland verbreitet waren. Da muss man sich nichts vormachen.

      Ich frage mich auch: wann hört das endlich auf? Es wäre naiv zu glauben, rechte Strömungen hätten irgendwann in Deutschland aufgehört zu existieren. Inzwischen erleben wir einen Rechtspopulismus, wie wir ihn noch vor 20 Jahren für undenkbar gehalten haben. Geschichtslehrer in politischen Spitzenpositionen versuchen die Geschichte des Nationalsozialismus in Deutschland umzuschreiben, verwenden offen Parolen aus dieser Zeit und bagatellisieren sie.

      Leider leben wir in einer Zeit, wo uns das vergangen geglaubte wieder einholt.
      Insofern war es überfällig, sich in Herrsching gegen eine weitere Ehrung von Personen mit eindeutigem Bezug zum Nationalsozialismus durch Straßennamen zu entscheiden. Das ist meiner Meinung nach eine Frage der Haltung und nicht des Geldes.

      Insofern ist es großartig, dass dies nun in Bezug auf zwei Straßen – wenigstens – gelungen ist!

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