Sagen Sie nicht, Sie seien nicht gewarnt worden: In dieser Woche haben die Radargeräte und Laserpistolen der Polizei Hochbetrieb. Europaweit suchen die schnellen Strahlen nach Autos, deren Besitzer es besonders eilig haben. Dieser sogenannte „Blitzermarathon“ findet im Rahmen einer konzertierten Aktion der Roadpol, der europäischen Verkehrspolizei, statt.

Es könnte also sein, dass zwischen Montag und Sonntag viel geschimpft wird auf Italienisch, Französisch, Deutsch oder Niederländisch. Kein Grund zum Ärger, findet der Herrschinger Polizeichef Winfried Naßl: Erstens kündigt die Polizei die Messstellen sogar an und zweitens misst sie fair – mit 10 km/h Toleranz.
Die bayerische Polizei ist bis Donnerstag, 10. April, 6 Uhr, mit Laser und Radar unterwegs. Im Zuständigkeitsbereich der Herrschinger Polizeiinspektion sind die Beamten mit der Laserpistole in Andechs-Rothenfeld im Tempo-70-Bereich aktiv. Auch in der Eichenallee bei Seefeld-Meiling knipsen die Kontrolleure ihre „Riegl FG21P“ an. Dann wird Polizeiobermeisterin Sandra Kemmelmeier durch den Sucher blicken und nach Temposündern fahnden. Kemmelmeier hat eine spezielle Ausbildung an dem Gerät absolviert, damit vor Gericht kein spitzfindiger Rechtsanwalt einen Grund findet, an der Genauigkeit der Messung zu zweifeln.

Das kleine Gerätchen ist ein wahrer Distanzkönner: Es kann bis zu einer Entfernung von einem Kilometer die Geschwindigkeit sich nähernder Objekt messen – kaum Chancen für Temposünder, die Messstellen rechtzeitig zu entdecken. Dann meldet sich das Gerät auch akustisch und kündigt einen allzu eiligen Autofahrer hörbar an. Sandra Kemmelmeier hält die Messung dann fest und meldet den Sünder bei den Kollegen an, die ihn schließlich aus dem Verkehr ziehen.
Auch wenn das kleine Kästchen äußerst genau und schnell misst, die bayerische Polizei billigt den Autofahrern und Motorradfahrern trotzdem einen Toleranzbereich zu: Verfolgt wird ein Tempoverstoß innerorts erst über 60 km/h, und dann kommt noch ein kleiner Sicherheitsabschlag dazu. Das ist fair und trotzdem gefährlich für 50-Plus-Lenker: Die kommunalen Tempoüberwacher aus Germering, die im Auftrag der Gemeinde Herrsching mit ihren im Auto installierten Radargeräten am Straßenrand stehen, kennen nicht soviel Gnade. Diese Bußgelder fließen in die Gemeindekasse, und das Rathaus braucht ja dringend Einnahmen.
Und wann drückt Polizeiobermeisterin Sandra Kemmelmeier an ihrer Laserpistole bei einer Temposünde aufs Knöpfchen, um die Messung ”einzufrieren“? Wenn der Temposünder, so Polizeichef Naßl, noch einmal kräftig beschleunigt, dann kann es schon sein, dass der höhere Wert Eingang in die Akten findet. Eine Messung mit der Laserpistole ist also kein Sekundenereignis wie bei einem Radargerät, sondern kann durchaus Work in progress sein. Aber das ist ja auch nur im Sinne der Verkehrserziehung.
Übrigens hat die Laserpistole keine bildgebende „Dokumentationsabteilung“, deshalb muss der Sünder von Polizisten nach der Messung angehalten werden, um seine Personalien festzustellen. Dann zieht auch keine Ausrede, dass Oma, Opa oder Onkel gefahren seien.
„Wenn wir bei diesem sogenannten Blitzermarathon in diesem Jahr weniger Temposünder feststellen“, so der Herrschinger Polizeichef Winfried Naßl, „dann wäre das ein Zeichen dafür, dass frühere Aktionen einen verkehrserzieherischen Nutzen hatten.“