Bei der Betrachtung der neuen Kriminalstatistik könnte man auf einen – abwegigen – Gedanken kommen: Herrsching braucht gar keine Polizei mehr: 2024 registrierte Polizei im Bereich der Inspektion 12,6 Prozent weniger Straftaten als im Vorjahr. Der Herrschinger Polizeichef Winfried Naßl konnte in seiner Jahresbilanz die freudige Nachricht verkünden, dass im letzten Jahr sogar das Coronajahr 2021 unterboten wurde: Im Lock-down-Jahr kamen 968 Vorfälle zur Anzeige, im letzten Jahr waren es nur noch 915. Die Zahl der Verkehrsunfälle allerdings blieb stabil: Knapp 1000 Mal krachte es in Herrsching, Andechs, Inning, Seefeld, Weßling und Wörthsee. Dabei wurden exakt gleich viele Personen verletzt wie 2023: 134 Verletzte weist die Statistik aus. Es gab einen Verkehrstoten zu beklagen.
Möglicherweise verdankt die Polizei die positive Kriminalstatistik auch der Entkriminalisierung des Cannabis-Konsums: Die Zahl der Rauschgiftdelikte sank 2024 von 51 auf 26 – wo kein Kläger, da kein Richter. Aber auch die Diebstahldelikte gingen spürbar zurück – um genau 16 Prozent. 44 Fahrräder wurden im letzten Jahr geklaut, 19 weniger als im Vorjahr, Ladendiebstähle gab es nur noch 28 (Vorjahr: 33).

Die Polizeiinspektion Herrsching scheint also eine Insel der Seligen zu sein: Pro 1000 Einwohner gibt es nur 24 Straftaten. Anders dagegen in Starnberg: Dort beträgt das Delikt-Verhältnis 35, in der ganzen Polizeidirektion Ingolstadt liegt die Quote bei 38 und in Bayern gar bei 46. Dafür beträgt die Aufklärungsquote in Herrsching nur 57 Prozent, zehn Punkte unter dem Niveau in Bayern.
Buch geführt hat die Polizei auch über die Tatverdächtigen und ihre Herkunft: 296 -Beschuldigte hatten einen deutschen Pass, 176 waren Ausländer. Darunter fällt auch der mutmaßliche Mörder, der im letzten Juni In der Kohlstatt einen Herrschinger Bürger kaltblütig erstochen hatte. Er stammt aus Serbien. 80 Prozent der Tatverdächtigen sind übrigens erwachsen, 4 Prozent der Delinquenten waren noch nicht einmal strafmündig (unter 14). Die Gruppe der 14- bis 18-Jährigen stellt knapp zehn Prozent der Tatverdächtigen. Weniger als ein Drittel der Beschuldigten war übrigens weiblich – Kollisionen mit dem Strafgesetzbuch sind also eine männliche Domäne.
Beruhigend, dass bei den 998 Verkehrsunfällen 618 Mal nur Blech verbogen wurde. Jeder siebte Unfallbeteiligte wurde verletzt – ein Drittel von ihnen sogar schwer. Leicht zugenommen haben die Wildunfälle – 206 Mal ging’s Tieren ans Fell. In Inning musste bei einem Fußgängerunfall sogar ein Toter beklagt werden.

Ein unverfreuliches Kapitel in der Verkehrsstatistiken sind die Unfallfluchten, die aber erfreulicherweise um 13 Prozent zurückgingen. Von den 204 zur Anzeige gebrachten Fluchten wurden immerhin 83 aufgeklärt – das sind 40 Prozent der Flüchtigen. Das Risiko, nach einem feigen Fluchtversuch erwischt zu werden und dabei viel Geld und den Führerschein zu verlieren, ist also relativ hoch.
Ein uneinheitliches Bild liefert die Suff- und Kiffstatistik im Straßenverkehr. Erfreulich, dass nur nur noch 8 Unfälle mit Alkoholeinfluss geschahen, die Zahl der Trunkenheitsfahrten dagegen um zwei Drittel angestiegen ist. Ob das an vermehrten Kontrollen, Zufällen oder tatsächlich am höheren Alkoholkonsum liegt, gibt die Statistik nicht preis. Sechs Drogenkonsumenten mussten ihren Führerschein ebenfalls abgeben. Könnte am gesteigerten Cannabiskonsum liegen oder an der höheren Kontroll-Aktivität der Polizei.