Herrsching nach der Wahl: „Sorgen macht mir die Verdoppelung der AfD-Stimmen“

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„Wird keinen Einfluss auf den Kommunalwahlkampf haben“

Thomas Bader, Fraktionssprecher der CSU im Herrschinger Gemeinderat:

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„Wir sind sehr zufrieden und hoffen nun auf eine schnelle Regierungsbildung. Auf den Kommunalwahlkampf für die Wahl im nächsten Frühjahr wird das Wahlergebnis allerdings keine Auswirkungen haben.“

„Nach den Umfragen war es kein Schock mehr“

Charlotte Wehn, eine der beiden Sprecherinnen des Ortsverbandes Herrsching der Grünen

„Nach den Umfragen im Vorfeld der Wahl war das Ergebnis kein Schock mehr. Natürlich hätte ich mir ein besseres Abschneiden der Grünen erhofft, wirklich Sorgen macht mir allerdings die Verdoppelung der Stimmen für die AfD bei ihrer gleichzeitigen Radikalisierung. Ich freue mich aber über die stabilen grünen Ergebnisse im Landkreis und gerade auch in Herrsching. Danke an die fleißigen Wahlkämpfer, und besonderen Dank an unsere vielen treuen oder auch neuen Wähler. Wir sehen das als Basis und Auftrag für die Kommunalwahl im nächsten Jahr.“

„Die Grünen-Ergebnisse mach Lust auf den Kommunalwahlkampf“

Gerd Mulert, Grünen-Gemeinderat in Herrsching

„Die Ergebnisse der Grünen in Herrsching sind gut (20 Prozent und damit deutlich besser als im Bund) und in Breitbrunn mit 29 Prozent sogar sehr gut. Nach der Wahl (Bundestag) ist vor der Wahl (Kommunalwahl Anfang 2026); diese Ergebnisse machen daher Hoffnung und Lust auf einen weiteren Wahlkampf. Wer Lust zum Mitmachen hat, möge sich melden.

Jetzt heißt es: Ärmel hochkrempeln

Werner Odemer, Vorsitzender des SPD-Ortsverbandes

Werner Odemer

„Das ist das erwartete, schreckliche Ergebnis. Die SPD hat jetzt viel Arbeit vor sich, um wieder das Vertrauen der Bürger zu gewinnen. Für uns heißt es jetzt „Ärmel hochkrempeln und auf allen Ebenen gute Arbeit für die Bürger zu leisten“. Ganz riesig freue ich mich natürlich darüber, dass unsere Bundestagsabgeordnete Carmen Wegge wieder im Bundestag ist und ihre sehr erfolgreiche Arbeit mit ihrer bekannten Leidenschaft fortsetzen wird.“

„Die meisten sozialen Errungenschaften wurden durch die SPD erkämpft“

Wolfgang Schneider, Dritter Bürgermeister in Herrsching und SPD-Gemeinderat

„ich nehme für mich in Anspruch, reiner Kommunalpolitiker zu sein. Die „große“ Politik nehme ich nur am Rande wahr. Das einzige, worüber ich entsetzt bin, ist das Abschneiden der AfD. Andrerseits möchte ich daran erinnern, dass die meisten sozialen Errungenschaften durch die SPD erkämpft wurden. Aber wer weiß das schon noch oder hat davon gehört?

„Unser Markenzeichen ist die Freiheit des Individuums“

Der Fraktionssprecher der FDP-Gemeinderatsfraktion, Alexander Keim, zum FDP-Ausscheiden aus dem Bundestag

„Nachdem die FDP gestern für 30 Minuten bei 5 Prozent stand, heute die Ernüchterung. Unser Kandidat für den Landkreis, Paul Friedrich hat einen respektablen Wahlkampf geführt und über alle Generationen hinweg positive Resonanz bekommen. Sachlich gut vorbereitet, rhetorisch besonnen und eloquent und ausgestattet mit einem sauberen moralischen Kompass. 

„Kein Mensch braucht eine linkere FDP“, hat Christian Lindner bei Gabor Steingart von The Pioneer gesagt. Damit hat er sehr recht. Unser Markenkern ist die Freiheit des Individuums, Gewinnstreben und Leistungsbereitschaft sowie eine tolerante, weltoffene aber fordernde Grundhaltung gegenüber Geflüchteten und Migranten. Mit seinem Rücktritt und dem von Kubicki werden diese Werte nun parteiintern zur Disposition gestellt. 

Wichtig für das Land ist jetzt nur eins: dass wir möglichst schnell eine handlungsfähige Regierung bekommen. Zu groß sind die Herausforderungen, als dass eine GroKo sich jetzt in ideologischen Grabenkämpfen verlieren. Damit auch diese Regierung nicht vorzeitig platzt, müssen vor allem Merz und die Union zeigen, dass sie aus diesem Ampel-Desaster gelernt haben.

• Integrität von Gesetzesentwürfen: kein Durchstechen vertraulicher Informationen mehr vor wichtigen Abstimmungen

• Konsequenz und persönliche Verantwortung: Rücktritt bei deutlichem Fehlverhalten und Überforderung

• Kontinuität in der Umsetzung: keine spontanen Richtungswechsel mehr aus Angst vor politischen Rändern und schlechten Wahlprognosen in den Bundesländern

Wenn das Experiment wieder scheitert, wird die Alternative für Deutschland spätestens 2029 mitregieren. Das muss uns allen klar sein. Durch Spaltung, Respektlosigkeiten und Streit auf offener Bühne haben wir bisher nichts erreicht oder eingedämmt. Ich bin mal gespannt und verhalten optimistisch.“

„Nachhaltigkeit und Klimaschutz sind immer mehr Menschen in Herrsching wichtig“

Der Verein ProNatur ist eine explizit ökologisch orientierte Organisation, die deshalb auch zu politischen Vorgängen Stellung nimmt. Hier das Statement der Vorsitzenden Karin Casaretto

„Das Wahlergebnis in Herrsching freut mich – und macht mich zugleich nachdenklich. Dass die Grünen als zweitstärkste Kraft weiter zulegen, zeigt, dass Klimaschutz und Nachhaltigkeit hier in unserer Gemeinde immer mehr Menschen wichtig sind. Das ist ein starkes Zeichen. ProNatur Herrsching setzt sich genau für diese Themen ein, und es macht Mut, zu sehen, dass viele diese Werte teilen. Aber Nachhaltigkeit hat drei Säulen: die ökologische, die wirtschaftliche und die soziale. Und genau hier sehe ich ein Problem.

Das traurige Abschneiden der SPD spricht Bände. „Wo bleibt der soziale Wohnraum in Herrsching?“, fragt sich die alleinerziehende Mutter, die verzweifelt eine bezahlbare Wohnung sucht. „Und was ist mit der Altenpflege?“, fragen sich Berufstätige, die für ihre pflegebedürftigen Eltern keinen Platz in der Nähe finden. Themen wie diese brennen vielen unter den Nägeln – aber offenbar fühlen sie sich von der Politik nicht abgeholt.

Und dann die AfD. Ja, auch hier in Herrsching sind es mehr geworden. Das macht mir Sorgen. „Die da oben machen doch eh, was sie wollen“, hört man oft. Und wenn im Rathaus immer häufiger hinter verschlossenen Türen diskutiert wird, dann kann man diesen Frust sogar ein Stück weit nachvollziehen. Aber ist es nur das? Ich glaube, da steckt mehr dahinter. Eine Gesellschaft, in der viele das Gefühl haben, zu kurz zu kommen. „Andere kriegen alles, ich gehe leer aus.“ Neid, Angst vor dem sozialen Abstieg, das Gefühl, dass es immer ungerechter wird – all das treibt Menschen in diese Richtung.

Es braucht dringend Lösungen, um diese Spaltung zu überwinden. Vielleicht sollten wir mal nach Skandinavien schauen: weniger soziale Ungleichheit, mehr Transparenz, mehr Miteinander. Herrsching ist für mich ein Ort, der zusammenhalten kann – wenn wir hinschauen, zuhören und Lösungen finden, die alle mitnehmen.“

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