Schöner kann man seinen Andechser Doppelbock nicht loswerden: Die neue WC-Anlage am Bahnhof steht. Noch blinkt das rote Licht, aber in Kürze wird der blaue Pinkelpalast aufnahmebereit sein. Für zwei Kabinen und ein Behinderten-WC stehen 350 000 Euro bereit – von der Städtebauförderung gibt’s aber 180 000 Euro Zuschuss.
Das 75 Kubikmeter große Häuschen beinhaltet zwei normale Toiletten mit Urinal und ein Behinderten-WC. Die Glasfassade wird in prächtigem „Herrsching-Blau“ leuchten und Graffity-sicher werden: Die Schmierereien, die vermutlich nicht zu vermeiden sind, kann man mit dem Hochdruck-Reiniger wegkärchern. Damit die „Kunden“ ungestört sind, verriegelt sich die Tür magnetisch auf Knopfdruck. Falls es jemandem so gut gefällt, dass er fürs Fuffzgerl länger bleiben will – keine Chance: Nach 15 Minuten geht der Alarm los, die Sitzung ist amtlich beendet. Hightech auch für Spülverweigerer: Wenn der Kunde seine Hinterlassenschaften nicht verschwinden lässt, wird bei der nächsten Türöffnung die Zwangsspülung aktiviert. Und wenn sich jemand im Innenraum kunstmäßig verewigen will, sorgt ein Anti-Graffity-Belag dafür, dass der Kärcher leichtes Spiel hat.
Erleichterungen kosten in allen Lebensbereichen Geld – so auch für „kleine und große Geschäfte“. 50 Cent wird das Beseitigen von Stoffwechsel-Ergebnissen kosten, die Hälfte der Sanifair-Nepp-Gebühren. Für eine Kabine gibt es einen Kartenleser, der Bargeld und Plastik akzeptiert. Das kostet die Gemeinde zwar jedes Mal 4 Prozent vom „Umsatz“, aber junge Leute haben heute kein Bargeld mehr dabei. Und die sollten auch ihre Andechser Maß geordnet entsorgen dürfen. Auf Intervention von Gemeinderätinnen beschloss der Rat die Installation von Wickeltischen. Die halten 80 Kilo aus, sind also auch für Vierlinge geeignet.
Wieder ein unüberlegter Baustein im verkehrstechnischen Chaos am Bahnhofsplatz Fehlende Rampen für Radfahrer vom See, keine Möglichkeit das Rad durch den Tunnel zu bringen, die Bahnschranke nur schiebend erlaubt Konsequent, dass das Sch…haus auf den hier im Nirwana endenden Radweg gebaut wird.
Jetzt gibt es in Herrsching auch ein blaues Haus. Im Unterschied zu Frida Kahlos Wohnhaus in Mexico City, ist etwas weniger kuenstlerisch. Aber es ist sehr, sehr funktional. Ueber den Preis möchte ich ebenso keinen Vergleich anstellen. Aber eines ist wirklich gut. Viele Menschen werden es brauchen und benutzen und hoffentlich sauber halten.