Der mutmaßliche Kohlstatt-Mörder sitzt seit Donnerstag, 1. August, in deutscher Untersuchungshaft. Wie das Polizeipräsidium Oberbayern Nord soeben mitteilte, wurde der 22-jährige Serbe am Donnerstag am Flughafen Charles de Gaulle von den französischen Justizbehörden an Zielfahnder des Bayerischen Landeskriminalamtes übergeben. Dann ging’s mit dem Flugzeug nach München. Dort wurde er gegen 14 Uhr den Ermittlern der Ermittlungsgruppe (EG) „Mühlfeld” übergeben, die von der Kripo Fürstenfeldbruck am Tag nach der Tat gebildet worden war.
Der Beschuldigte wurde am Freitagvormittag in München einer Ermittlungsrichterin vorgeführt, die auf der Grundlage der Ermittlungsergebnisse und auf Antrag der federführenden Staatsanwaltschaft München II die Untersuchungshaft gegen den 22-Jährigen anordnete. Der Serbe wurde anschließend sofort im Anschluss in eine bayerische Justizvollzugsanstalt eingeliefert.
Die deutschen Behörden erhoffen sich durch die anstehenden Vernehmungen vor allem Aufschluss über das Tatmotiv des 22-Jährigen. Selbst nach der Auswertung von über einem Terabite Datenmaterial und zahlreichen anderen Indizien, zum Beispiel Fundstücken im Wald nahe des Tatortes, liegt das Motiv noch im Dunkeln.
Die Spekulationen über den mutmaßlichen Täter halten in Herrsching immer noch an. So herrscht bei vielen Einwohnern die Meinung vor, dass der Tatverdächtige kaum ein Profikiller gewesen sein könne, dafür ging der Serbe viel zu unbedarft vor – er kaufte sich im Edekamarkt in Herrsching am 12. Juli gegen 17.20 Uhr Gartenhandschuhe und ließ sich dabei von einer Überwachungskamera filmen. Dann warf er seinen roten Rucksack, den er auf dem Bild von einer Kamera am Tathaus Zur Kohlstatt getragen hatte, nach der Tat an einem Bootshaus an der Herrschinger Promenade in den Ammersee, wo ihn Einheimische fanden. In diesem Rucksack befanden sich Hinweise auf den Herrschinger Edeka-Supermarkt.
Ob die Polizei DNA-Spuren in dem völlig durchnässten Behältnis fand, wurde bislang nicht mitgeteilt. Außerdem scheint der Serbe auf seiner Flucht mit einer der letzten S-Bahnen von Herrsching nach München im Zug von einer Überwachungskamera erfasst worden zu sein. Auch auf seiner Flucht über München, Innsbruck und Zürich nach Paris waren ihm die Fahnder immer wieder auf der Spur. „Wir leben halt in einem elektronischen Zeitalter”, sagte der Leitende Kriminaldirektor Frei in der Pressekonferenz in Herrsching.
Noch gibt es keine genauen Informationen zu dem Zeugen, der nach der Veröffentlichung des Fahndungsfotos den Serben erkannt haben will. Dieser Zeuge sei, so teilte die Kripo mit, nicht aus Herrsching.
Der Staatsanwalt verweist darauf, dass sich ein Geständnis des Tatverdächtigen möglicherweise strafmildern auswirken könnte.