Das Waffenarsenal aus der Apotheke: Die neue Wunderwaffe heißt Anti Brumm Tropical

Mücken: DEET hilft schneller als BTI

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„An meine Kinder lass ich keine Chemie“, beschied die resolute Mutter den Apotheker Erwin Jakob, „geben Sie mir was mit ätherischen Ölen für die Kleinen.“ Nach einer halben Stunde stand sie wieder in der Pilsensee-Apotheke und verlangte eine Wunderwaffe gegen die superaggressiven Stechmücken, die das Fünfseen-Land seit einigen Tagen invasiv bedrohen. „Jeder zweite Kunde verlangt nach einem Mückenschutzmittel“, erzählt Lea Baschab von der Herrschinger Seeapotheke. Aber es gibt auch eine gute Nachricht: Die See- und die St. Nikolaus Apotheke haben 10 Prozent mehr Mückenabwehrmittel bestellt als im letzten Jahr. „Wir sind also noch lieferfähig“, freut sich Apothekerin Lea Baschab. In den modernen Anti-Mückenmitteln ist der Wirkstoff Diethyltoluamid (DEET) enthalten. BTI dagegen ist ein Bakterium  (Bacillus thuringiensis israelensis), das flächendeckend gegen Stechmückenlarven eingesetzt und am Oberrhein und am Chiemsee mit Hubschraubern über Brutgebieten versprüht wird.

Das neue Wundermittel aus den Tropen

Das Tückische an der aktuellen Stechmückenplage: „Mittel, die im letzten Jahr noch zuverlässig geholfen haben, wirken in diesem Jahr deutlich schwächer“, weiß Apotheker Erwin Jakob in Hechendorf. Gegen die letztjährige Wunderwaffe Antibrumm Forte mit 30 Prozent Wirkstoffinhalt hätten die Mücken inzwischen eine Abwehr entwickelt. Jakob empfiehlt deshalb die nächst höhere Dosis namens Antibrumm Tropical. „Dieser Wirkstoff wurde 3 Jahre lang an Wald- und Feldarbeitern getestet“, weiß der Apotheker.

Apotheker Erwin Jakob aus Hechendorf mit den aktuellen Anti-Mücken-Waffen: Die Viecher sind clever und entwickeln schnell Resilienzen gegen die Mittel – die Pharmaindustrie rüstet mit immer höheren Wirkstoffkonzentrationen nach. Foto: Gerd Kloos

Des einen Leid, des anderen Freud: Antibrumm mit tropischer Referenz kostet in der kleinen Flasche 13.70 Euro, in der großen 22,20 Euro. Die Apotheken sind in diesem Frühjahr eindeutig die Krisengewinnler: Wegen des kühlen, nassen Wetters gab’s im Frühjahr Erkältungskrankheiten, wegen des Hochwassers und riesiger Brutflächen in Überschwemmungsgebieten gibt es jetzt Stechmücken im Myriadenbereich.

Schadet die Anti-Mücken-Chemie auch den Menschen?

Wie gesund aber sind die neuen Wunderwaffen? Und wie stark schaden sie der Umwelt? Apotheker Erwin Jakob empfiehlt sensiblen Menschen, die Mittel nicht auf die Haut aufzutragen, sondern auf die Kleidung, „jetzt aber nicht unbedingt auf den Hochzeitsanzug“. Die Mittel enthalten Diethyltoluamid (DEET) oder Icaridin. Dieses Mittel, so berichtete der Norddeutsche Rundfunk, wirke etwa 5 Stunden lang, DEET sogar 8 Stunden lang. Verbraucherschützer würden aber eher zu Antimücken-Mitteln mit Icaridian raten, weil DEET eher die Schleimhäute und die Augen reizen könne. Trotzdem sind die Mittel schon für Kinder ab 2 Jahren freigegeben.

Sogenannte Biozid-Verdampfer, die man in die Steckdose steckt, können ebenfalls Nebenwirkungen entfalten. So sei bekannt, dass sie bei empfindliche Menschen Kopfschmerzen, Schwindel und Taubheitsgefühle auslösen.

Die Mückenmittel sind übrigens wasserlöslich: Nach dem Bad im See oder nach der Dusche ist der Schutz davongeschwommen. Und im Wasser könnte zum Beispiel DEET Organismen schädigen – Kläranlagen sind allerdings in der Lage, bis zu 70 Prozent aus dem Wasser zu filtern. Aber auch Icaridin scheint nicht ganz harmlos zu sein.

Und die biologisch besser beleumundeten ätherischen Öle aus Zitrusfrüchten, Lavendel, Eukalyptus oder Zedernholz? Helfen leider nur für kurze Zeit. Da ist man dann ständig am Schmieren und Geldausgeben, denn ein Mittel zum Beispiel der Bahnhof-Apotheke in Kempten, das auch die Pilsenapotheke vertreibt, kostet 10,95 Euro.

Schweiß lockt die Mücken an – Duschen hilft

Da sind probate materielle Mittel doch billiger:

• Kleidung: Lange Ärmel und Hosenbeine aus dicht gewebtem Stoff mit heller Farbe.

• Bestimmte Pflanzen können Mücken abschrecken. Ein Balkonkasten mit Tomaten, Lavendel, Katzenminze, Thymian oder Basilikum sei dafür geeignet. Ob sich das unter Mücken rumgesprochen hat, wissen wir nicht.

• Duschen. Vor dem Schlafengehen oder vor einer Party im Freien einfach mit einem parfümfreien Mittel duschen, damit der mückenanziehende Schweiß entfernt werde. Übrigens werden die Viecher auch durch Kohlendioxid aus der Atemluft angezogen.

Was tun gegen schmerzende Mückenstiche?

Und wenn die Mücke doch erfolgreicher war als die Gegenmittel, dann kann man die Folgen doch mildern. Hörer des Norddeutschen Rundfunks empfehlen folgende Rezepte gegen schmerzende Mückenstiche:

  • Schafgarbe: Wenn eine Mücke gestochen hat, ein bis zwei Blätter Schafgarbe (Achillea millefolium) zerreiben und sie über den Stich schmieren. Der Juckreiz klinge sofort ab und es gebe auch keine Quaddel, behauptet ein Hörer.
  • Propolis von Bienen: Es wirke desinfizierend und besonders gut, wenn es kurz nach dem Stich aufgetragen wird.
  • Spitzwegerich: Das Einzige, das wirklich gegen Mückenstiche helfe und nicht mal etwas kostet, sei Spitzwegerich, empfiehlt ein NDR-Hörer. Ein Blatt zwischen den Fingern zerreiben und den Saft auf den Stich geben und schon sei der Juckreiz vorbei.
  • Ingwer: Wenn es juckt, frischen Ingwer in Scheiben schneiden und damit die Stichstelle einreiben und wenn möglich die Ingwerscheibe eine Weile darauf liegen lassen, rät eine Hörerin.
  • Essig: „Ich fülle ganz normalen Essig in eine kleine Flasche mit Pipette, zum Beispiel eine leere Nasentropfenflasche. Direkt nach dem Stich aufgesprüht, juckt es nicht und schwillt nicht an. Am nächsten Tag sieht man gar nix mehr vom Stich.“ Habe ihre Mutter schon immer dabei gehabt, als sie klein war, sagt eine Hörerin.

1 Comment

  1. Die Überschrift ist leider ☺️.
    Wie kann man diesen Vergleich anstellen? Es ist nicht wie Äpfel und Birnen, es ist wie Kokosnüsse und Kirschen.
    Bti würde sehr viel schneller wirken, wenn man dadurch die Plage spürbar dämpfen würde! 80 bis 90% weniger Überschwermmungungsmücken sind Erfahrungswerte vom Oberrhein und dem Chiemsee. Und bitte nicht vergessen: Die Eier, die von den Überschwemmmungsmücken (Aedes Texans und Aedes Sticticus) abgelegt werden, werden immer mehr (mehr Eier, mehr Mücken mehr Eier!). Ein entsprechendes Hochwasser vorausgesetzt werden die Plagen auch immer heftiger, wir werden es erleben, die Diskussion bleibt uns erhalten.

    Der Einsatz von Repellent (Icaridin oder DEET als Wirkstoff, min 20%) sind immer nur der Plan B, letztlich werden auch hier die Wechselwirkungen mit Wasserorganismen diskutiert, denn entweder gelangen die Wirkstoffe beim Schwimmen im See oder erst nach dem Duschen über den Umweg der Kläranlage – vollständig oder teilweise- in die Flüsse.

    Wir bitten an dieser Stelle keine Insektizide in den Hecken anzuwenden, wie z.B. Masta-Kill, denn hierbei sterben alle Insekten ab, die damit in Kontakt kommen.

    Fazit: wir schützen uns und was die schonendere Methode ist, müssen Wissenschaftler entscheiden. Die Folgen eines Bti Einsatzes, also 1x ca. 4 bis 5 mal pro Decade hat wenn überhaupt nur sehr geringe Auswirkungen. Hier sind die Zuckmückenlaven zu nennen.

    Eines ist jedoch absolut unbestritten: für Gastronomie, Lebensqualität und die Gesundheit des Menschen ist der Bti-Einsatz die beste Entscheidung und vermutlich auch für die Natur, wenn man die Einflüsse bilanziert. Und wer möchte schon, daß unser wunderbarer Ammersee den Beinamen „Mückensee“ bekommt?

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