Paddel statt Bücher, Schläger statt Bleistift, frische Luft statt Klassenzimmer-Mief: Die Kinder der Christian Morgenstern Schule dürfen eine Woche lang nicht nur ihren Kopf anstrengen, sondern auch ihre Muskeln: Die Sommerprojektwoche Sport und Gesundheit bot fast alles, was mit Ball, mit Beinen und mit Händen Freude macht. Eine wichtige Rolle bei der Organisation der Sportwoche spielt dabei der Förderverein der Christian Morgenstern Schule mit seiner Ersten Vorsitzenden Catharina Geiselhart. Ein Glücksfall ist auch die Jugendsozialarbeiterin Monique Nieuwenhuis an der Schule, die alle Aktionen mit dem Förderverein koordiniert. herrsching.online sprach mit Geiselhart über das Projekt und seine Finanzierung.

herrsching.online: Wenn man die Sportarten der diesjährigen Projektwoche anschaut, dann hat man fast den Eindruck, es handele sich um einen elitären Ferienclub: Beachvolleyball, Tennis, Golfen, Fußball und so weiter. Wie stemmen Sie ein solches Programm, und vor allem – wie bezahlen Sie das?

Geiselhart: Elitär würde ich das Programm nicht nennen, vielfältig, und den Möglichkeiten hier in der Region angepasst dagegen schon. Alle Projektangebote sind vor allem aus der Region heraus und auf Kontakte zu den Herrschinger Sportvereinen und über private Kontakte und Vorschläge zustande gekommen. Einige Anbieter engagieren sich ehrenamtlich oder bekommen eine Aufwandsentschädigung. Allerdings müssen wir auch oft Eintritte und Gebühren für die Klassen bezahlen. Die Organisation der Projekte und die Verteilung unter allen Klassen von der ersten bis zur achten Klasse laufen über eine Projektgruppe an der Christian Morgenstern Schule unter der Leitung der Jugendsozialarbeiterin Monique Nieuwenhuis, die als Mitglied im Förderverein alles mit dem Vorstand koordiniert. Den Förderverein der Christian Morgenstern Schule gibt es nun seit 2003, und seit 2018 bin ich selbst im Vorstand engagiert. Wir veranstalten zum Jahresende auch immer einen Weihnachtsmarkt, an dem die Schulklassen für den Förderverein weihnachtlichen Schmuck und adventliche Dekoration basteln. Alle Einnahmen aus diesem Verkauf fließen dann zum Beispiel wieder in die Sommersportwoche. Zusätzlich nützen wir auch solche Angebote wie das Crowdfunding der VR-Bank auf der Plattform „Viele schaffen mehr“, um Gelder für die Projektwoche zu generieren.
herrsching.online: Welchen Beitrag müssen die Eltern leisten?
Geiselhart: Die Eltern der Grundschule bezahlen 10 Euro pro Kind für die Projektwoche. In der Mittelschule, wo die Kinder auch kostenintensivere Projekte wie zum Beispiel einen Schwimmkurs oder einen Erste-Hilfe-Kurs machen oder Klettern gehen, bezahlen die Eltern 15 Euro für die ganze Woche.
herrsching.online: Besonders Sportlehrer beklagen, dass die körperliche Fitness und Gelenkigkeit der Schüler dramatisch abgenommen habe. Glauben Sie, dass solche Schnupperprojekte nachhaltig die Begeisterung für den Sport bei den Schülern wecken?
Geiselhart: Bei meinem Einsatz von Montag bis Freitag an der SUP- und SURF Station Wikiwakiwu kann ich sagen, dass es tatsächlich erstaunlich viele Kinder gibt, deren Beweglichkeit und körperliche Koordinationsfähigkeit ausbaufähig sind, sie führen zu einer körperlichen Unsicherheit. Ich konnte einige Kinder erleben, die sich, obwohl sie am See leben, dem Element Wasser sehr zögerlich und ängstlich genähert haben und durch den SUP-Kurs oder das Paddeln in der Gruppe auf einem Monster-SUP für 8 bis 10 Kinder Vertrauen in sich gewonnen haben und sich auch zum Schluss freudig auf und im Wasser bewegt haben. Aus dieser Erfahrung heraus würde ich klar positiv antworten, dass ein solches Schnupperprojekt ein Türöffner, vor allem für sozial schwächere Kinder ist. Wir wecken eine Begeisterung für etwas, von dem die Kinder gar nicht wussten, wie toll es sein kann und wie einfach man Freude am See haben kann.
herrsching.online: Gibt es eine pädagogische Absicht hinter diesem Projekt, oder dient es eher dem funorientieren Ausklang des Schuljahres?
Geiselhart: Wie bei jedem schulischen Ausflug, sei es Theaterbesuch oder Wandertag, hat auch die Sportprojektwoche immer einen pädagogischen Hintergrund. Sei es, um den Klassenzusammenhalt auf der sozialen Ebene zu stärken oder den Kindern in unterschiedlichsten Situationen die Gelegenheit zu geben, ganz neue Stärken bei sich zu entdecken. Nicht jede und jeder ist im Sprint beim Fußball stark, dafür kann er oder sie aber vielleicht beim Minigolf mit geplanten Schlägen punkten und dafür bewundert werden.
herrsching.online: Sind solche Projektwochen auch an anderen Schulen üblich, oder hat die C-M-Schule da eine Sonderstellung?
Geiselhart: Diese Frage kann ich aus Mangel an Einsicht in andere Schulen nicht beantworten. Mit Sicherheit ist es für eine Schule in der Größenordnung der Christian Morgenstern Schule eine besondere Sache, dass alle 550 Kinder eine Woche lang über 30 verschiedene Projekte erleben können.
herrsching.online: Wieviele Schüler nehmen an diesen Events teil?
Geiselhart: Alle Schülerinnen und Schüler der Christian Morgenstern Schule von der ersten bis zur achten Klasse. Die Abschlussklassen 9 und 10 der Mittelschule sind aktuell auf Klassenfahrt.
herrsching.online: Man liest immer wieder, dass die juristischen Fallstricke für Lehrer viele Schulprojekte verhindern. Wie sichert sich die Schule gegen haftungsrechtliche Risiken ab?
Geiselhart: Der Förderverein der Christian Morgenstern Schule Herrsching e.V. ist über die Vereinshaftpflicht abgesichert. Für die Lehrkräfte und ihre Klassen gilt dasselbe Absicherungssystem wie bei allen anderen schulischen Ausflügen auch.
herrsching.online: Welchen Sponsoren, Helfern, Mitarbeitern sind diese Projekte – neben Ihrer Arbeit – zu verdanken?
Geiselhart: Ohne das unermüdliche persönliche, koordinative und organisatorische Engagement von Monique Nieuwenhuis würde die gesamte Projektwoche nicht zustande kommen. Zudem sind viele Eltern als Begleiterinnen und Begleiter der Klassen, Aufbauhelferinnen und Helfer und Kuchenbäckerinnen beim Sommerfest engagiert. Alle Lehrkräfte, die Trainer der Vereine, und viele freiwillige, ehrenamtliche Freunde und Bekannte, wie zum Beispiel Andy Laufer, der uns zwei Vormittage beim Surfen am Wikiwakiwu unterstützt (seine 2 Jüngsten Kinder sind in der ersten beziehungsweise zweiten Klasse der Schule) sind essentiell für das Gelingen der Sportwoche.
Für alle Beteiligten steht dabei im Vordergrund, für die Kinder eine unvergessliche Zeit mit vielen tollen Erlebnissen zu ermöglichen und vielleicht nebenbei noch das eine oder andere tatsächlich bislang unentdeckte Talent zu entdecken. Eine Investition letztlich, die nachhaltig wirkt für das gesamte Leben der teilhabenden Kinder – eines der wichtigsten Ziele für den Förderverein der Christian Morgenstern Schule Herrsching.