Das Auto macht den Menschen unabhängig von Fahrplänen, Wetter und Mitmenschen. Und Autofahren macht auch Spaß, weil man selbst bestimmt, wie und wo es lang geht. Deshalb sind Autos besonders für ältere Menschen das Symbol für Unabhängigkeit. Aber der eigene Wagen kann den betagten Fahrer auch überfordern. Der Herrschinger Seniorenbeirat mit seiner Vorsitzenden Mia Schmidt widmet diesem Thema im Juni und Juli eine ganze Veranstaltungsreihe. Aber auch dem Fortbewegungsmittel Nummer eins, dem guten alten Fahrrad, gilt die Aufmerksamkeit. Mia Schmidt will die Seniorinnen und Senioren motivieren, sich fitzuhalten fürs Lenkrad – und für die Lenkstange.

herrsching.online: Die EU wollte regelmäßige Fahrtüchtigkeitsprüfungen für Senioren europaweit einführen, das deutsche Verkehrsministerium hat sein Veto eingelegt. Sind Sie als Seniornbeirat dafür, dass „die Fähigkeiten der älteren Verkehrsteilnehmer auf den Prüfstand gestellt werden“?
Mia Schmidt: Wir Seniorenbeiräte sind nicht der Meinung, dass Fähigkeiten auf den Prüfstand gestellt werden müssen. Wir appellieren an die eigene Verantwortung, den gestiegenen Anforderungen im Straßenverkehr angemessen begegnen zu können. Es handelt sich dabei nicht nur ums Autofahren, sondern auch um das Radfahren und als Fußgänger.
Allerdings konnte ich bei italienischen Senioren eine Selbstverständlichkeit bemerken, gegen die wir uns wehren: Dort muß jeder ab dem 50. Lebensjahr seinen Führerschein für 10 Jahre verlängern lassen. Gesundheitstests sind dafür die Basis. Denn, wer fit ist, kann auch Auto fahren.
herrsching.online: Nach der Unfallstatistik der Polizeiinspektion Herrsching ist die Generation 65 plus die größte Gruppe in der Unfallstatistik: Bei den 999 Unfällen, die im letzten Jahr in Herrsching, Inning, Seefeld und Wörthsee aktenkundig wurden, waren 125 Beteiligte 65 Jahre alt oder älter. Ist das der Grund für Ihre Aktion „Älter werden und AUTOmobil bleiben“?
MS: Der moderne Verkehr bedeutet für alle eine enorme Herausforderung. Pkw, Lkw, Motorräder, Fahrräder, Menschen zu Fuß drängen sich auf unseren Straßen, die immer enger werden. Statt gelassener Gemütlichkeit herrschen oft Zeitdruck und Stress. Daneben müssen an jeder Ecke Hinweisschilder, Gebots- und Verbotsschilder, Ampeln, Zebrastreifen, Mittelinseln und vieles mehr im Auge behalten werden.
Wenn wir Senioren daran verantwortlich teilhaben wollen, müssen unsere Fähigkeiten ausreichen, was mit steigendem Lebensalter immer schwieriger wird. Doch man kann etwas dagegen tun. Darauf wollen wir hinweisen.
herrsching.online: Sie planen 5 Veranstaltungen. Was erwartet da die Herrschinger Bürger?
Mia Schmidt: Alle Herrschinger Senioren sind zur Teilnahme eingeladen, zum Beispiel an 3 Workshops zu den Themen „Autofahren“, „Fahrradfahren“ und „Fußgänger/ÖPNV“. Bedenken und Probleme werden mit einem Experten des Deutschen Verkehrssicherheitsrates diskutiert. Es gibt hilfreiche Tipps, um sich besser zu schützen. Eine weitere Diskussionsrunde umfasst Neues aus Recht und Medizin mit dem Schwerpunkt des verantwortlichen Handelns. Die Fahrsicherheit mit dem Fahrrad zu verbessern, wird ein Praxisangebot sein. Und schließlich stellen wir die Frage, wie kann es in Herrsching auch ohne Auto weitergehen? Ist unsere Gemeinde fußgängerfreundlich ausgestattet?
herrsching.online: Auch auf dem Rad sind ältere Menschen sehr häufig und gerne unterwegs. Wie können sich die Senioren fitmachen fürs Pedelec?
Mia Schmidt: Nicht nur für das Pedelec sollten sich Senioren fit halten, auch für das normale Fahrrad. Wie oft sehen wir, dass das Armzeichen beim Abbiegen nur sehr sparsam ausfällt. Ist der Arm zu schwer? Wer den Kopf nicht mehr so weit drehen kann, sollte das üben oder dem aufmerksamen Blick in den Rückspiegel fahren. Dunkle Kleidung, gerade sehr beliebt, ist ein NoGo und eine unzureichende Beleuchtung lebensgefährlich, nicht nur persönlich sondern auch für das Opfer. Pedelec-Fahren muß unbedingt geübt werden, denn die Geschwindigkeit erfordert das Wissen über einen längeren Bremsweg, außerdem muss die Fahrerin, der Fahrer das Gewicht des Pedelecs halten können. Ganz wichtig ist das Tragen eines Helmes, bei Damen wegen der Frisur nicht so beliebt, doch unbedingt lebenserhaltend.
herrsching.online: Sie sind ja mit Auto und Rad unterwegs. Wie halten Sie sich fit fürs Fahren?
Mia Schmidt: Üben, üben, üben! Beweglichkeit erhalten, Kondition trainieren, reaktionsschnell unterwegs sein. Mutig, selbstbewusst fahren und deutlich wie rechtzeitig anzeigen, wo man hin will. Immer vorab überlegen, welchen Weg ich jetzt nehme. Er muss nicht dem des Autos entsprechen. Dann ist auch das Fahren auf dem Gehsteig überflüssig.
Veranstaltungen der Aktion AUTOmobil bleiben
- Dienstag, 11.Juni, um 14.30 Uhr im Sitzungssaal Rathaus:
Sicher mobil im Alter – Auftaktveranstaltung
- Donnerstag, 13. Juni um 14.30 Uhr im Sitzungsaal Rathaus
Sicher mobil im Alter mit dem Fahrrad
- Freitag, 14. Juni, von 15:00 bis 16:00 Uhr im Bauhof:
Frischen Sie ihr Fahrrad-Können auf
- Donnerstag, 20. Juni, um 14.00 Uhr in der VR Bank:
Sicher mobil im zu Fuß und den öffentlichen Verkehrsmitteln
- Donnerstag, 20. Juni, um 16.00 Uhr in der VR Bank:
Sicher mobil im Alter mit dem Auto - Mittwoch, 26. Juni, um 14.30 Uhr im Casino der geriatrischen Klinik Schindlbeck: Juristische Konsequenzen und medizinische Aspekte
- Mittwoch, 03.Juli, um 14.30 Uhr im Sitzungssaal Rathaus:
Sicher mobil im Alter – mögliche Alternativen für Herrsching
„Straßen, die immer enger werden“… statistisch gesehen sind die meisten SUV-Fahrer:innen 50 Jahre und älter und/oder Rentner. „Zwischen 70 und 79 Jahren alt, Rentner oder Ruheständler – in dieser Gruppe sind Sport Utility Vehicle (SUVs) am weitesten verbreitet.“ (Quelle: https://www.verivox.de/kfz-versicherung/nachrichten/beliebte-rentner-autos-suv-anteil-bei-senioren-60-prozent-ueber-dem-durchschnitt-1120157/)
„Mutig, selbstbewusst fahren…“ … nur Mut zur Lücke oder was? Fahren sie bitte vorsichtiger und zurückhaltender, wenn nicht mehr alle Sinne scharf sind – was sie ja zugeben!!
Das Statistische Bundesamt sagt „Ältere bei Autounfällen oft Hauptverursachende“ (Quelle: https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/unfaelle-auto-alter-100.html) und daher finde ich eine Überprüfung der Fahrtauglichkeit von „Älteren“ unbedingt notwendig…
Fahren sie bitte vorsichtig, zurückhaltend und seien sie doch bitte mutig bei der Wahl des Verkehrsmittels. Nehmen sie doch bitte das Fahrrad, die Füße, das Taxi oder die Öffentlichen – allen (Sie inkludiert) Herrschingern zu liebe.
Zunächst mal: ich habe kein SUV, ganz im Gegenteil, und möchte auch keines.
Aber: was die Wahl des Verkehrsmittels anbetrifft, ist es im Alter eben nicht mehr so einfach. Die Füße wollen nicht so recht, auf dem Fahrrad fühlt man sich unsicher, vor allem wegen des Autoverkehrs. ÖPNV kommt auch nur begrenzt infrage, vor allem, wenn es etwas zu transportieren gibt.
Wenn Sie dann selbstständig bleiben und nicht vereinsamen wollen, sind Sie mehr denn je auf einen fahrbaren Untersatz angewiesen.
Vorsichtig und zurückhaltend fahren – gerne, aber die Unfälle, bei denen hohe Geschwindigkeit oder zu große Risikobereitschaft eine Rolle spielen, werden dann wohl doch eher von jüngeren oder ganz jungen Autofahrern verursacht.
Vielen Dank für die tolle Aktion. Ein Problem ist für mich, weiblich. 78 Jahre , der Fahrradstreifen.
Ich traue mich nicht darauf zu fahren. Ich habe kein e bike, bin also bei bergauf strecken extrem langsam. Mein Vorschlag, Senioren sollten wie Kinder auf dem Gehweg fahren dürfen, bzw,sollten mehr richtige Radwege gebaut werden. Der Streifen ist eine Notlösung.
Freundliche Grüße
Carola Macher