Was jeder Klimaforscher vorhersagt, hat sich in der Statistik der Herrschinger Feuerwehr bereits niedergeschlagen: Die 64 aktiven Feuerwehrfrauen und -Männer mussten im letzten Jahr 137 Mal mehr ausrücken als im Vorjahr. Zwei Unwetter im Juli und Dezember brachten die Feuerwehr an die Grenze der Belastbarkeit. Insgesamt 594 Einsätze mit fast 2500 Stunden aktivem Dienst an der Bürgerschaft stehen in der Leistungsbilanz der Herrschinger Feuerwehr. Mächtig stolz auf die Truppe war denn auch der Erste Vorstand der Feuerwehr, Michael Polednik. Neben dem Stolz schwang aber auch Enttäuschung bei der Hauptversammlung mit: „Die Ehrenamtlichen leben auch vom Zuspruch.“ Und der fiel nach seinen Worten bei einigen Gemeinderäten „enttäuschend aus“. Diese Kritik bezog sich vor allem auf die Teilnahme an den Feierlichkeiten zum 150. Jubiläum. Aber auch die Wertschätzung durch den Besuch der Hauptversammlung fiel eher bescheiden aus. Nur die Gemeinderätin Hannelore Doch und die Räte Thomas Bader und Hans-Hermann Weinen erwiesen den Frauen und Männern (365/24-Einsatzbereitschaft) ihre Referenz.
Michael Polednik freute sich in seinem Jahresrückblick besonders über die gelungenen Feierlichkeiten zum 150. Jubiläum („Zwei tolle Tage, die man nie mehr vergisst“). Dass es immer wieder Stimmen gibt, die eine Koexistenz der beiden Feuerwehren Herrsching und Breitbrunn in Frage stellen, missbilligte Polednik deutlich: „Solche Stimmen brauchen wir nicht.“ Wieviel geopferte Freizeit, wieviel entgangene Arbeitszeit der Dienst an den Herrschinger Bürgern gekostet hat, können dürre Zahlen kaum ausdrücken: Zusammengefasst über zwei ganze Jahre investierten die 64 Aktiven und 28 Jugendlichen in Einsätze, ehrenamtliche Arbeitsdienste und Ausbildungen.

Erfreulich auch die Mitgliederentwicklung: 17 neue Mitglieder hat die Wehr im letzten Jahr gewonnen, das Durchschnittsalter der gesamten Mannschaft liegt bei 34 Jahren – davon können andere Organisationen und Vereine nur träumen. Polednik, immer wieder auch für eine Pointe gut, flocht in seine Rede ein, dass er schon das 100. Jubiläum erlebt habe – im Kinderwagen.
Lob und Dank galten nicht nur seinen Kameradinnen und Kameraden, sondern auch der Gemeinde und dem Bürgermeister für die Wertschätzung und Investitionsbereitschaft. Dass sich manche Gemeinderäte ihre Stimme für die Anschaffung eines neuen Wagens als Leistung anrechnen, ließ Polednik nicht gelten. „Ein Auto ist schön, aber wir haben mit dem Auto auch viel Arbeit.“
Der Erste Kommandant Daniel Pleyer erinnerte mit einer beeindruckenden Statistik an die Leistungen des letzten Jahres: 49 Mal wurde die Feuerwehr zu Brandeinsätzen gerufen, 222 technische Hilfeleistungen stehen zu Buche, und 321 Mal rückte die First-Responder-Crew zu medizinischer Notfallhilfe aus. Vier hauptamtliche Gerätewarte stehen auf der Gehaltsliste der Gemeinde. Die müssen inzwischen auch ausrücken, wenn ein Seenotfall gemeldet wird. Wie der Bürgermeister in seiner Rede berichtete, füllen sie die Einsatzlücke, die eine zur Zeit nicht voll belastbare Wasserwacht offen lässt.
Jugendwart Robert Schallner hatte erfreuliche Zahlen aus dem Nachwuchsbereich: 23 Jungen zwischen 12 und 18 und 5 Mädchen lassen sich zur Zeit ausbilden, um dann mit 18 in den aktiven Dienst zu wechseln.
Ein eher seltenes Erlebnis bescherte der Kassenwart Erkan Pinar, dem es in seiner launigen Rede gelang, keine einzige Zahl zu präsentieren – weil der Verein offensichtlich gut im Futter steht, wie die Kassenprüfer bestätigten. Vereinsvorstand Polednik hatte berichtet, dass der Verein 130 000 Euro in das Feuerwehrhaus investiert haben. Nur zu einer neuen Kaffee-Maschine – Runing Gag in jeder Rede – hat’s wohl noch nicht gereicht.
Bürgermeister Schiller, flott in Sneakers am Rednerpult, lobte die „hochprofessionelle Arbeit“ der Wehr. Er nahm dann auch noch den Gemeinderat, der von seinem Vorredner kritisiert worden war, in Schutz. Die hauptamtlichen Gerätewarte, so Schiller, sparen der Gemeinde eine Menge Geld, „weil die alles hinkriegen“.
Die Wahl des zweiten Kommandanten-Stellvertreters verlief routiniert unspektakulär: Robert Echter geht mit einer 90-prozentigen Zustimmung in seine zweite Amtszeit.
Ein nettes verbales Pingpong lieferten sich der Kassenwart Erkan Pinar und Kreisbrandmeister Andreas Pain. Pinar hatte stolz seine neue Uniform am Rednerpult präsentiert. Pain kommentierte das mit der Bemerkung: „Jeder Mensch wächst, ab einem gewissen Alter halt in die falsche Richtung.“
