• Ältere Patienten können länger im Krankenhaus behandelt werden
• Geschäftsführer Robert Schindlbeck in den Ruhestand verabschiedet
• Über einen Klinikneubau an der Seefelder Straße redet niemand mehr
• Ob es mittelfristig nur noch eine Klinik im Landkreis gibt oder mehrere Standorte, hängt von Reformplänen in Berlin und München ab///
Wird es die Schindlbeck-Klinik in 10 Jahren noch in Herrsching geben? Der Mann, der so heißt wie das Krankenhaus, war sich 2021 im Video-Interview mit herrsching.online sicher: „Ich gehe davon aus, dass die Klinik in 10 Jahren noch hier steht. Dafür brenn‘ ich.“ Robert Schindlbeck, 69, jüngster Sohn des Krankenhausgründers, kann jetzt aber nichts mehr für „sein“ Haus machen: Er wurde am Donnerstag von Landrat Stefan Frey und dem Chef der Starnberger Kliniken, Dr. Thomas Weiler, in den Ruhestand verabschiedet. Sein Nachfolger Martin Schmid kommt von den Fichtelgebirgskliniken an den Ammersee.
Die Frage, ob es in mittlerer Zukunft nur eine Klinik im Kreis geben wird, oder ob mehrere Standorte erhalten bleiben, konnte Landrat Frey nicht konkret beantworten. Das hänge entscheidend von der Berliner Krankenhausreform und den Plänen des Freistaates ab. Mittelfristig muss sich Herrsching wahrscheinlich keine Sorgen machen: Dr. Weiler kündigte in einer Pressekonferenz an, dass Herrsching eine neue Abteilung bekomme: Die Akut-Geriatrie für die intensive Behandlung von älteren Patienten wird ab 1. April 18 Betten bekommen – Ausbauziel sind 30 Betten. Von einem neuen Krankenhausbau an der Seefelder Straße war in der Pressekonferenz nicht mehr die Rede.
Eine Privatklinik durch die Wirren der Gesundheitspolitik zu steuern, scheint nicht zu den leichtesten Jobs der Republik zu gehören. Robert Schindlbeck, der seit 1980 an der Seite seines Vaters in der Klinik arbeitete, erlebte stürmische Zeiten als Geschäftsführer: „Eine Privatklinik steht oft am Rande des Abgrunds.“ Nach der letzten Krankenhausreform musste die Schindlbeck-Klinik viel Geld an die Krankenkassen zurückzahlen, Robert Schindlbeck brauchte einen kapitalstarken Partner, um diese schwierige Periode zu überstehen. Er fand ihn in dem amerikanischen Myriad-Genetics-Konzern, der Mitte des letzten Jahrzehnts das Haus an der Seestraße übernahm. Doch das Aufatmen hielt nicht lange an: 2018 beschlossen die Amerikaner, sich wieder aus diesem Geschäftszweig zurückzuziehen. Schindlbeck, der von der Entscheidung überrumpelt wurde, hatte spontan einen rettenden Gedanken: Er bot das Haus dem Chef der Starnberger Kliniken, Thomas Weiler an. Und der Kreis griff zu. Dr. Weiler in der Pressekonferenz: „Ohne Robert Schindlbecks Engagement wäre das Haus nicht in den Klinik-Verbund gekommen.“ Und hätte dann wohl auch die verrückten Zeiten der Corona-Pandemie nicht überstanden. „Das waren eineinhalb schlimme Jahre“, erinnert sich Robert Schindlbeck. Einen Seitenhieb auf die Lokalpresse konnte sich Schindlbeck aber nicht verkneifen. Schlagzeilen während der Pandemie wie „Schon wieder ein Toter in der Schindlbeck-Klinik“ hätten dem Haus zugesetzt. Es sei dann gelungen, die ganze Station 3 für Corona-Patienten freizuräumen und mit hauseigenen Tests die Infektionen einzudämmen.
Als die Klinik schließlich in die Obhut des Kreises kam, konnte Schindlbeck auch den Mitarbeitern des Krankenhauses etwas für ihre Treue zur Klinik zurückgeben – sie wurden in den – bessergestellten – Tarif des Öffentlichen Dienste übernommen.
Die neue Abteilung für die Schindlbeck-Klinik heißt Akut-Geriatrie. Dieser neue Zweig in der medizinischen Versorgung ist „ein Zwischending zwischen Reha und Akutmedizin“ (Weiler). „In den 5 Tagen, die einem die Fallpauschale Zeit lässt, bekommt man ältere Patienten nach einem Sturz nicht fit. In dieser neuen Abteilung, die anfangs 18 Betten bekommt und als Ausbauziel 30 Patienten aufnehmen kann, hat man 14 Tage Zeit, Patienten wieder für den Alltag zu Hause fit zu machen.“
Dass es Krankenhäuser in Zukunft noch schwerer haben, wirtschaftlich zu arbeiten, liegt auch am Patientenschwund. Dr. Weiler rechnet in Zukunft mit 20 Prozent weniger Belegung, weil immer mehr Fälle ambulant erledigt werden. Deshalb, so Landrat Frey, sei es auch für die Kliniken im Starnberg-Verbund wichtig, vom Bund eine „Vorhaltefinanzierung“ zu bekommen. Außerdem wolle man die Unfallchirurgie und die Kinderheilkunde weiter ausbauen.
Über die Pläne für ein neues vereinigtes Haus Herrsching-Seefeld an der Seefelder Straße redet inzwischen niemand mehr. „Bis ein Neubau geplant und realisiert ist, gehen inzwischen 10 Jahre ins Land“, sagt der Landrat. Damit ist wohl das Projekt „Vereinigte Klinik westlicher Landkreis“ ein Fall fürs Archiv.