Dolce-Vita-Chef De Marino stellt sich darauf ein, dass die Gäste zurückhaltender werden.

Restaurantpreise – die neuen Appetitzügler?

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• Herrschinger Lokale haben kräftig an der Preisschraube gedreht

• Wiener Schnitzel für knapp 30 Euro

• Pizzen kosten zwischen 10 und 15 Euro

• Trifft die Steuererhöhung eher kinderlose Besserverdiener?

• Reagieren die Herrschinger mit Appetitlosigkeit?

Ein Schweinsbraten für 16,90, ein Kalbsschnitzel für 29,90, eine Pizza mit Zwiebeln und Sardellen für 15,90 Euro – das ist kein Blick in die ferne Zukunft. Diese Preise zieren jetzt die Speisenkarten von Herrschinger Restaurants. Der alte neue Mehrwertsteuersatz hat tiefe Spuren in der rechten Spalte hinterlassen. Die Wirte fürchten nun, dass den Leuten der Appetit vergeht. „Wir rechnen schon mit einer gewissen Zurückhaltung der Gäste“, meint der Chef des Edelitalieners Dolce Vita, De Marino.

De Marino hat deshalb eine Transparenz-Offensive gestartet: In einer Extraspalte sind auf der Speisekarte die alten Preise mit 7 Prozent Steuer und daneben die neuen Kalkulationen mit 19 Prozent aufgeführt. Die Differenz, bei den Pizzen meist 11 Prozent, stecke sich der Staat ein, nicht der Wirt. Gastro-Kritiker nörgeln nun, dass das ja so nicht stimme – als der Mehrwertsteuersatz in der Corona-Krise um 12 auf 7 Prozent reduziert worden sei, habe man bei den Preisen keine Bewegung nach unten gespürt. Die Wirte aber buchen diese Steuersenkung aufs Konto Überbrückungshilfen, sie sei nicht dafür gedacht gewesen, von den Gästen verputzt zu werden.

Der Dehoga-Verband hatte im Herbst letzten Jahres die Hoffnung, der Staat bescheide sich weiterhin mit 7 Prozent Mehrwertsteuer – dann aber versalzte das Verfassungsgericht die Suppe, und dem Bund fehlten plötzlich 17 Milliarden. Wenn der Bund auf 12 Prozent Umsatzsteuer verzichte, dann koste das in den nächsten 10 Jahren ungefähr 38 Milliarden entgangene Steuern, rechnete das Mannheimer ZEW-Institut aus. Zudem, so das Institut, gehen viele kinderlose Besserverdiener regelmäßig zum Essen ins Restaurant. Und die, so schimmerte es zwischen den Zeilen durch, müsse man ja nicht mit Steuergeschenken überhäufen.

Der Finanzminister drehte also die Steuerschraube wieder nach oben, und nahezu alle Wirte schrieben neue Karten – sogar Bars, die eigentlich von gehaltvollen Getränken leben. Denn die Steuern fürs Flüssige sind gar nicht angehoben worden. So kostet nun ein Weißbier zwischen 4,50 (Italiener und 4,90 Euro (Kiez). Manche Wirte, so vermutet die Süddeutsche Zeitung („Teures Vergnügen“) bedienen sich einer Mischkalkulation, um die Essenspreise erträglicher zu machen.

Wenn man die Speisekarten von Herrschinger Restaurants anguckt, vergeht manchem Gast aber doch der Appetit: Ein Zwiebelrostbraten (250 Gramm Rinderlende) für 34,90 Euro oder eine „Fuhre Mist“ für 29,90 Euro könnte einige Gäste zu Vegetariern machen. Aber Royale Käsespätzle kosten auch schon 16,90 Euro plus 3,90 für den Verdauungsschnaps (Post).

Dann doch lieber zur Pizza greifen? Eine Pizza Quattro formaggi macht auch satt und kostet im Colosseum jetzt 12,90 Euro. Das teuerste Stück Teig aus dem Ofen verschlingt 13,90 Euro. Im Dolce Vita ruft der Ober für eine Pizza mit Gambas und Kirschtomaten schon 17,80 Euro auf, eine simple Margherita gibt’s aber schon für 10 Euro. Im Colosseum gibt’s die schon für 8,90 Euro. Dafür langen die „Colossalen“ beim Stückchen Brot mit gewürfelten Tomaten (Bruschetta) mit 10,90 Euro hin, während das Dolce Vita „nur“ 8,90 Euro verlangt.

Kleiner Spartipp für Familien mit hungrigen Kindern: Speisen zum Mitnehmen sind immer noch steuerbegünstigt: Spaghetti Napoli schiebt das Colosselum schon für 7,90 in die Warmhaltebox, eine Pizza Margherita kostet nur 7,40 to Go. Dann setzt man sich am See auf eine Bank und kann bei bestem Ausblick schmatzen und kleckern ohne strafende Blicke.

Der Wirt des Dolce Vita versucht es mit Transparenz: Neben den neuen, aktuellen Preisen stehen die alten Preise mit dem reduzierten Umsatzsteuersatz

2 Comments

  1. Nach ein paar Tagen im Skigebiet, wo dann die Gulaschsuppe mit 16€ oder die Rinderkraftbrühe im Abendlokal mit 20€ zu Buche schlägt (nicht nur im noblen Kitzbühel, sondern auch im eher profanen Zillertal), denkt man ja, man sei schon ein wenig resistent gegen solche Nachrichten. Was mir aber zusätzlich auch in besagten Herrschinger Lokal aufgefallen ist, sind die Portionsgrößen. Die haben auch bei der Hauptspeise Amuse-Gueule Niveau erreicht. Egal, bin eh grad am Abnehmen. Nicht klagen! Konsumieren! Ohne Wirte wird es dunkel. In Schweden am Land gab es schon immer mehr Dönerbuden als Speiselokale. Das schwächt uns sozial. So gerne ich koche für die Familie. Schöne Momente mit Freunden, Familie und Geschäftspartnern sollte man schon noch außer Haus verbringen können. Solange die Qualität und die Freundlichkeit vom Service stimmen. So wie bei Vito und allen anderen Wirten in Herrsching.

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