In Rufweite „seines" geliebten Königsbergs und des nach ihm benannten Trampelpfads zum Gipfel wurde Johann Kaindl beerdigt. Foto: Gerd Kloos

„Er war ein verrückter Kerl, ich würde ihn wieder heiraten“

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Es war eine würdige Trauerfeier mit einer herrlichen Pointe, über die Johann Kaindl herzlich gelacht hätte: Bei einem Jahresempfang der Gemeinde, so berichtete Dekan Simon Rapp am Ende der Totenmesse, habe der Bürgermeister Johann Kaindl gefragt, wie denn sein Walzer mit Herzogin Camilla im Hofbräuhaus gewesen sei. Kaindl habe trocken geantwortet: „Es war kein Walzer, es war ein Foxtrott“. Der Mann mit dem Zollstock, gelernter Mauer, studierter Bauingenieur und Bauunternehmer, liebte die Genauigkeit. Aber er liebte auch das Leben, den Gesang und seine große Familie: Seine elf Enkel ließen in ihren Fürbitten für den verstorbenen Großvater noch einmal all seine Passionen, seine Leistungen und seinen feinen Charakter anklingen.

Die Pyramidenkirche in Breitbrunn konnte die Trauergäste kaum fassen – es war fast ein Staatsakt mit Dekan Rapp, Kaplan Dr. Babriel Okoko und dem Pfarrer der St.-Josefskongregation, mit Ministrantinnen, Feuerwehr- und Vereinsabordnungen. Musikalisch begleitet wurde die Messe von „seinem“ Chor Breitbrunn unter der Leitung von Iris Schümann. Wie gerne hätte er da noch mitgesungen. Dekan Rapp würdigte seinen wohl treuesten Kirchgänger in Breitbrunn als prägende Gestalt für das Dorf. Er habe sich, obwohl 42 Jahre in der Kommunalpolitik engagiert, nie zu einer Lästerei hinreißen lassen. Seine menschliche Größe drückte sich auch darin aus, dass er „seinem Gegenüber Ansehen geschenkt hat“. Zu einem seiner Geburtstage, das weiß der Autor dieser Zeilen von ihm selbst, hatte er einen speziellen Wunsch: Seine ganze Familie solle mit ihm die Sonntagsmesse besuchen. Dabei war er ein wirklich lebenslustiger, sangesfreudiger Mensch. Seine Frau Christine, so berichtete Dekan Rapp in der Predigt, habe über ihn gesagt, er sei ein verrückter Kerl, aber sie würde ihn trotzdem wieder heiraten – 65 Jahre waren sie verheiratet. Kaindls Schutzengel, so Rapp, sei dauernd mit ihm beschäftigt gewesen. Der Bürgermeister würdigte das kommunalpolitische Engagement des Unternehmers, das es so heute nicht mehr gebe. „Er war eine Säule unserer Gesellschaft.“ Der Vorsitzende der Breitbrunner Feuerwehr, Stefan Feigl, berichtete, wie akribisch Johann Kaindl Buch geführt habe über alle Feuerwehr-Ereignisse. Und bei aller Detail-Verliebtheit hatte er, so Rapp, auch Charme – dem selbst die Herzogin von Cornwall nicht widerstehen konnte.

Neben den Bienen und den Vögeln, die er liebte, galt seine Passion auch dem Singen im Chor Breitbrunn (Logo von Nadine Mattern).

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