Die Geschichte einer Familie, die vom Staat schikaniert und von der Gesellschaft ausgegrenzt wird, die bettelarm ist und vor politscher Verfolgung flüchten muss, könnte genau so in diesen Tagen geschehen. Das Besondere an dieser Story aber ist die Hoffnung, die von dem Kind mit scheinbar miserabler Bleibeperspektive ausgeht. Der Mann, der diese Bibelszene seit 70 Jahren immer wieder neu interpretiert, mal traditionell orientalisch, mal bäuerlich-bayerisch, mal abstrakt modern, ist der Krippenkünstler Siegfried Polednik, 83.

Am Freitag vor Heiligabend hat der gebürtige Herrschinger mit seiner Frau Elisabeth die Szene der Geburt Christi wie alle Jahre wieder aufgebaut in der Nikolauskirche – mit den kunstvollen Figuren aus der Hand des Herrschinger Künstlerpaares Elisabeth und Hans Kreuz.
Als 13-Jähriger hat Siegfried Polednik seine ersten Krippenfiguren gestaltet – und damit das Motiv seines Lebens gefunden. Wieviele Krippen er in all den Jahren geschnitzt, moduliert, geformt und eingerichtet hat, weiß er nicht genau, es sind wohl 50 bis 60 Ensembles. Viele seiner Miniaturbühnen leben an Weihnachten wieder auf – im heimischen Wohnzimmer. Nur die Couch und der Tisch bleiben für die Poledniks und Familie frei, der Rest steht voller Krippen, lacht seine Frau Elisabeth. Sie teilt seine Liebe zu den kleinen Weihnachtsbühnen, hat viele Figuren, die ihr Mann aus Holz, Plastilin, Papier, Stoff oder Wachs geformt hat, kunstvoll eingekleidet.
Immer wieder hat sich Siegfried Polednik an neuen künstlerischen Ausdrucksformen versucht, schuf mininmalistische moderne Figuren, ließ das ganze Krippenensemble in Papierform erstehen, kleidete seine heilige Familie in bayerisch-bäuerliche Gewänder, als wäre Jesus ins oberbayerische Idyll geboren worden. Der ehemalige Konditormeister – streng genommen auch ein künstlerischer Beruf – durfte zu Lebzeiten des Benediktiner-Fraters Stephan Janker seine Kunstwerke im Andechser Florianstadl zeigen. Auch im Kurparkschlösschen hat Polednik seine Krippen schon ausgestellt.
Polednik hat aber nicht nur eine kreative Hand für seine Figuren, auch für das Stall-Ambiente fand er immer wieder neue Bühnen: Scheunen, Häuser, Schwemmholz-Scheite aus dem See, und sogar auf Maserknollen von Bäumen, geschwulstartigen Ausbuchtungen, hat er die biblischen Figuren versammelt.
Solche Extravaganzen haben Krippen-Liebhaber angelockt, sie boten ihm Geld für seine kleinen Kunstwerke – er lehnte stets ab, mit Heiligen macht man keine Geschäfte. Wenn, dann hat er mal etwas verschenkt.
Eine Figur aber kam ihm gegen seinen Willen abhanden: Das holzgeschnitzte Jesuskind wurde aus der Kirchen-Krippe gestohlen und nie mehr zurück gebracht. Jetzt ist die Figur aus Kunststoff – und mit dem Boden verschraubt.
