Klassenzimmer war gestern – im neuen Herrschinger Gymnasium gibt es Lernlandschaften mit Lernhäusern. Die beiden Stockwerke werden in Buchenholz-Bauweise errichtet. Zeichnung: schürmann dettinger architekten / jonas bloch
Achitekt Tobias Pretscher vom Büro Schürmann Dettinger (links) präsentiert den Baufortschritt. Rechts daneben: Projektleiter Sebastian Gier, Kreiskämmerer Stefan Pilgram, Landrat Stefan Frey und Bürgermeister Schiller
Feingliedrig, modern und demokratisch: Zum Konzept des neuen Gymnasiums würde der Name Albrecht Haushofer passen, sagen die ehemaligen Gymnasiallehrer Volkmann und Eschrich. Haushofer habe als Widerstandskämpfer einen moralischen Kompass besessen und sei mit der Gegend um Pähl und Andechs eng verbunden gewesen. Zeichnung: schürmann dettinger architekten / jonas bloch
Immer wieder machten Regen und Grundwasser beim Aushub der Baugrube Probleme. Das Wasser wird durch ein Drainagesystem in einen Schluckbrunnen abgeleitet, der es wieder dem Grundwassser zuführt
Hinter der Schule entsteht ein Freiluft-Theatron. Die Nachbarhäuser partizipieren durch ihre Nähe von dem „Bildungsangebot"

Geben die Baupreise am Gymnasium wieder nach?

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• Pressekonferenz mit Landrat und Kämmerer: Insgesamt sind 110 Millionen bewilligt

• Am Schulbeginn 25/26 wird festgehalten

• Hat das Baumbiotop schon das Schlimmste überstanden?

• 62 Prozent der Bauleistungen sind schon vergeben

• Die letzten Gewerke-Vergaben zeigen Preistrend nach unten

Jeder Bauherr schaut gerne dort vorbei, wo sein Geld in Stein gegossen wird. Landrat Stefan Frey und Bürgermeister Schiller hatten beim jüngsten Baustellenbesuch am künftigen Gymnasium den ganzen Pressetross im Schlepptau – schließlich gilt es die Bürger immer wieder daran zu erinnern, dass die 100 Millionen im Mühlfeld gut angelegt sind. Das neue Gymnasium, so Frey frei interpretiert, spart sogar Geld: Weil Gymnasiasten aus dem Kreis Starnberg in Fürstenfeldbruck oder Germering Bildung genießen, muss Kreiskämmerer Stefan Pilgram rund 5 Millionen Euro für die „Gastschüler“ überweisen. Die gute Nachricht überbrachte Projektleiter Sebastian Gier vom Landratsamt: Am Schulbeginn zum Schuljahr 25/26 wird festgehalten.

Inzwischen sind die Keller- und Tiefgaragenfundamente gegossen, die Schul-Aula nimmt gerade Gestalt an. Auf insgesamt 12 000 Kubikmeter Beton sitzen dann die beiden Geschosse, für die das Architektenbüro Schürmann Dettinger eine ökologische Holzbauweise entworfen hat. Projektbetreuer Tobias Pretscher erläuterte in der Pressekonferenz, warum sich die Planer für den Werkstoff Buchenholz entschieden haben: „Buche kostet zwar etwas mehr als Nadelholz, braucht aber durch seine höhere Stabilität weniger Baumasse, so dass die Kosten nur leicht über denen von Nadelholz liegen.“

Passen musste der Planer bei der Frage, von wievielen Bauvorschriften ein Architekt umstellt ist. Immerhin lassen sich einzelne Normen auch mal anpassen: So habe man den Lärmschutz zwischen den Lernhäusern reduzieren dürfen, weil das neue Lernkonzept die strengen Dämmungen nicht notwendig mache.

Das neue Herrschinger Gymnasium wird nicht nur architektonisch ein Schmuckstück, sondern setzt auch neue Lern-Methoden um: Hier wird ein weiterentwickeltes Lernhauskonzept realisiert: Ab der achten Klasse sind auch die Fachklassenbereiche (Sprachen, Gesellschaft, MINT) als separate räumliche Einheiten angelegt. 1000 Schüler sollen im neuen Gymnasium unterrichtet werden. Diese Schülerzahl erfordert weit mehr als 100 Lehrkräfte. Wer die Schule einmal leiten wird, steht zur Zeit noch nicht fest.

Das Erregethema in vielen Diskussionen sind die dramatisch gestiegenen Baukosten. Landrat Frey sprach den Punkt in der Pressekonferenz kurz an und erinnerte an den ungünstigen Baubeginn mitten in der Zeit explodierender Materialkosten. „Wir sind nicht die einzigen, die darunter leiden.“ Kreiskämmerer Stefan Pilgram sagte dazu ergänzend, dass 110 Millionen Euro bewilligt seien. Inzwischen sind 62 Prozent der gesamten Bauleistung vergeben, erläuterte Objektleiter Sebastian Gier. Und es sei ein Trend zu erkennen, dass die restlichen Gewerke nicht so teuer kommen wie befürchtet. Offenkundig erreicht auch die Krise am Bau die Gymnasiumsbaustelle. Wo man aber dann genau rauskomme bei den Gesamtkosten, darauf wollte sich der Kämmerer nicht festlegen.

herrsching.online sprach Projektleiter Gier auch auf das immer wieder zitierte Biotop in der Nachbarschaft des Gymnasiums an. Gier erläutete, dass man immer wieder Feuchtigkeitsmessungen durchführe. Da früher keine Messungen gemacht worden seien, könne man keine Vergleiche zur Zeit vor der Bauarbeiten anstellen. Das Schlimmste für die geschützten Bäume im Süden der Schule sei aber vorbei, weil die Baugrube ja bereits wieder geschlossen sei.

Die nüchternen Zahlen des Gymnasiums:

Grundstücksfläche: 40.374 Quadratmeter

Bruttogeschossfläche: 23 418 Quadratmeter

Hauptnutzfläche: 11 488 Quadratmeter

2 Comments

  1. An dem letzten Foto „Hinter der Schule entsteht ein Freiluft-Theatron“ des Artikels erkennt man sehr gut, dass die Illustration „Außenansicht der Schule“ nichts mit der Realität zu tun hat. Immerhin entsteht zur Panoramastraße/Schönbichlstraße ein Geländeversprung von ca. 9 Metern (die Wandhöhe eines 3-geschossigen Wohngebäudes); welches in der Illustration links vom Schulgebäude weggeschwiegen wird.

  2. Zoll soll am 10. Oktober 2023 nach Schwarzarbeitern gefahndet haben. Quelle: Herrsching online.
    „Am Dienstag kurz nach Arbeitsbeginn rückte nach Augenzeugenberichten der Zoll auf der Baustelle des neuen Herrschinger Gymnasiums an – mit Blaulicht. Was nach Berichten von Herrschinger Bürgern aussah wie die Visite eines ganz wichtigen Ministers, war nach Angaben des Landratsamtes Starnberg nur eine Routine-Kontrolle. Pressesprecher Stefan Diebl: „Da war nichts, was uns beunruhigen müsste.” Vom Hauptzollamt Rosenheim, das für Herrsching zuständig ist, wurde die Stippvisite auf der Baustelle nicht bestätigt.“
    Ein „Routine-Kontrolle“ mit Blaulicht und das zuständige Hauptzollamt Rosenheim konnte „die Stippvisite nicht bestätigen“? Darüber sollte man nachdenken.

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