Wo gehobelt wird, fallen Späne: In der Schreinerei Darchinger hat die grüne Fraktionsvorsitzende Katharina Schulze den rhetorischen Hobel fliegen lassen. Sie beklagte einen „brutalen Wahlkampf“ und warnte vor einem „weiteren Stillstand in der bayerischen Klimapolitik“. Auf nur 5 Prozent der staatlichen Liegenschaften seien Fotovoltaik-Anlagen installiert, in NRW seien in diesem Jahr 183 neue Windräder in Betrieb genommen worden. „Und wieviele waren es in Bayern?“ fragte sie ihre Zuhörer. „Genau eines.“ Das Publikum war ihr überwiegend gewogen, einmal hielt es allerdings den Atem an, als Schulze beinahe mit der Landtagskandidatin Andrea Schulte-Krauss über Kreuz geriet. Die Krailingerin beklagte das „Desaster“ beim Kampf um die Kindergrundsicherung. Da fuhr Schulze dazwischen: „ Wir sollten nicht alles schlechtreden und uns nicht ständig selber geißeln.“
Mit der Verve einer Volkstribunin forderte sie Applaus für Robert Habeck ein, machte die Lautstärke des Beifalls sogar zu einer Solidaritätskundgebung für den grünen Klimaminister. Ein Unternehmer aus Herrsching beklagte die unzureichende Unterstützung der Politik bei der Beschaffung von Arbeitskräften. Schulze verwies auf das soeben verabschiedete Fachkräfte-Einwanderungsgesetz: Wer 2 Jahre Berufserfahrung und einen Abschluss im Heimatland habe, könne als Fachkraft nach Deutschland kommen. Allerdings müsse man endlich auch Asylsuchende arbeiten und nicht tatenlos herumsitzen lassen. Andrea Schulte-Krauss goss beim Thema Industrieansiedlung und Startup-Förderung Wasser in den Wein: „Neue Firmen in neuen Gewerbegebieten konkurrieren mit alteingesessenen Betrieben um die vorhandenen Arbeitskräfte.“
In der Diskussion solidarisierte sich Regine Böckelmann mit den Wahlkämpferinnen Andrea Schulte-Krauss, Martina Neubauer (Kreisrat) und Katharin Schulze: „Was in diesem Wahlkrampf passierte, hat mir den Schlaf geraubt.“ Schulze wünschte ihr einen guten Schlaf und spielte die Pöbeleien und den Steinwurf gegen sie und Ludwig Hartmann herunter. Auch die Herrschinger Co-Chefin Rita Mulert bekundete in ihrer Begrüßung Solidarität: „Was ihr im Wahlkampf erleiden müsst, tun mir sehr leid.“ Die Landtagskandidatin Schulte-Krauss leiste im Wahlkampf „Sensationelles“. Die gab das Kompliment an die Ur-Grüne Ruth Paulig weiter: „Ohne Ruth würde ich heute nicht hier stehen.“
Bei den Zuhörern blieb der Eindruck zurück, dass sich Frauen in der Politik – bei aller Rivalität – kultivierter benehmen als die Männer.