Der Trend ging abwärts im letzten Sommer: AWA-Chef Maximilian Bleimaier (links) und der Chef der Wassergewinnung Vierseenland, Thomas Tinnes, vor dem Chart des Brunnens in Unering. Die beiden Wasserhüter freuen sich nun über das unverhoffte Schneegeschenk.

Noch droht kein Wassernotstand im Vierseenland

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AWA: Große Kiesrinne könnte Brunnenabschaltung im Ried und am Königsberg ausgleichen/„Grundwasser-Entwicklung seit 2018 ist bedenklich“//

Der Schnee von gestern ist das Trinkwasser von morgen. Leider gab es in diesem Winter kaum Schnee. Den beiden Brunnen auf dem Gemeindegebiet von Herrsching droht deshalb im Herbst die zeitweise Abschaltung. Die AWA-Ammersee mit den Gemeinden Andechs, Herrsching, Inning, Pähl, Seefeld, Wielenbach und Wörthsee gibt trotzdem Entwarnung. AWA-Chef Maximilian Bleimaier und der Technische Leiter der „Wassergewinnung Vierseenland“, Thomas Tinnes, können auf ein nahezu unerschöpfliches Reservoir im nördlichen Landkreis zurückgreifen: Eine riesige Kiesrinne würde dann das Wasser auf Herrschinger Gemeindegebiet ersetzen. Trotzdem sei die Grundwassserentwicklung seit 2018 bedenklich, warnt Thomas Tinnes. Die beiden Brunnenchefs haben herrsching.online über den aktuellen Wasserstand informiert.

herrsching.online: Schauen Sie auch besorgt zum Himmel und flehen ihn um Regen an, damit sich der Grundwasserspiegel erholt?

Tinnes: Nein, für den Grundwasserspiegel ist wichtig, was im Herbst, Winter und ein wenig auch im Frühjahr passiert.  Dann ist das Jahr eigentlich gelaufen für uns, der Grundwasserspiegel hat sich erholt, und wir müssen vor keiner Hitzewelle Angst haben.

herrsching.online: Wie hoch der Grundwasserspiegel ist, entscheidet sich im Herbst und Winter?

Tinnes: Ja, der Schnee sollte auf einem nicht gefrorenen Boden langsam versickern. Das wäre die beste Situation.

herrsching.online: Nun war der Winter mit Schnee sehr knausrig, wie sieht’s denn jetzt mit den Wasserspeichern in Ihrem Verbandsgebiet aus?

Tinnes: Das kann ich Ihnen an einer amtlichen Messstelle in Unering zeigen. Wir sehen einen niedrigen Wasserstand und im März, April einen Buckel nach oben, das bedeutet, dass sich der Grundwasserspiegel in diesen Monaten erholt hat. Eigentlich müssten wir im Februar einen Knick nach oben haben, aber diese Erholung ist in diesem Monat vollständig ausgeblieben. Die Regenfälle im Frühjahr haben sich Ende Mai, Anfang Juni ausgewirkt. Es dauert halt immer 2, 3 Monate, bis das Wasser im Grundwassserspeicher ankommt. 40, 50 Meter unter der Erdoberfläche sind die Kiesrinnen.

Der Füllstand im Brunnen am Königsberg könnte im Herbst so niedrig sein, dass die Pumpen abgeschaltet werden müssen. Aus Naturschutz-technischen Gründen dürfen die Brunnen nicht vollständig leergepumpt werden

Wir verzeichnen seit 2018 relativ wenige Niederschläge. Die Entwicklung nach 2018 ist schon bedenklich.

herrsching.online: Und was bedeutet das nun konkret? Müssen wir dramatisch Wasser sparen?

Tinnes: Nein. Schauen wir jetzt mal auf die Herrschinger Brunnen. Wir haben einmal den Brunnen Ried. Der ist relativ neu, sehr gut ausgebaut und liegt in einem schönen Schutzgebiet. Und dann haben wir noch den Brunnen am Königsberg in Breitbrunn. Das Problem der beiden Brunnen sind die relativ kleinen Einzugsgebiete. Unter den Brunnen liegen kleine Wannen, in denen sich das Wasser sammelt. Nur sind die nicht besonders ergiebig.  Wenn wir jetzt sehr stark fördern, können wir im September oder Oktober kein Wasser mehr fördern. Wenn der Betriebswasserspiegel im Brunnen fällt, fördert das System immer weniger, weil wir wegen des Naturschutzes bestimmte Schwellen einhalten müssen. Wenn die erreicht sind, müssen wir die Förderung aus diesen Brunnen abschalten. Wir bezeichnen sie als frequenzgeregelte Pumpen.

herrsching.online: Und wie kompensieren Sie den Ausfall dieser beiden Brunnen?

Tinnes: Durch die Wassergewinnung Vierseenland. Hier läuft eine riesige Kiesrinne mit einem großen Einzugsgebiet, es stellt das Ende der Münchner Schotterebene dar.  Die Grundwasserneubildung ist von der Fläche her sehr groß, pro Quadratkilometer bilden sich hier 12 Liter pro Sekunde. Wir fördern nur einen Teil des Grundwassers heraus. Und die Brunnen sind tief genug, diese Brunnen fallen also nicht trocken. Sie sind 40, 50 Meter tief. In Andechs zum Beispiel hängt die Pumpe bei 53 Metern.

herrsching.online: Wir leben im Einzugsgebiet von dieser Rinne hier?

Tinnes: Zum Teil. Herrsching fördert 40 bis 60 Prozent aus den eigenen Brunnen, der Rest kommt von der Wassergewinnung Vierseenland über die Übergabeschächte hier her.

herrsching.online: Werden die Herrschinger Brunnen im Herbst dann stillgelegt, oder gibt es Hoffnung auf eine Erholung des Grundwasserspiegels im Ried und am Königsberg?

Tinnes: So wie es jetzt aussieht, kann sich der Spiegel wieder erholen. Wenn wir dann im Winter wieder ausreichend Schnee bekommen, sind wir im nächsten Frühjahr wieder auf einem Level, der eine normale Förderung erlaubt.

Bleimaier: Wasser sparen schadet natürlich nie, aber es gibt aktuell keine Notwendigkeit, dass die Herrschinger ihren Wasserverbrauch drastisch reduzieren müssten.

herrsching.online: Herr Tinnes, wie sieht denn zur Zeit Ihr Rasen zu Hause aus?

Tinnes: Der sieht braun aus. Unsere Pflanzen gießen wir aus dem Regenfass, das 2000 Liter Wasser fassen kann.

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